Frieren für den Frieden – diese Worte werden derzeit immer mehr zu einer Redewendung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Bürgerinnen und Bürger bereits zum Energiesparen aufgerufen, um unabhängiger von Öl-, Gas- und Kohle-Importen aus Russland zu werden. "Wir können alle dazu beitragen, unabhängiger zu werden von russischem Gas, überhaupt von fossilen Brennstoffen, indem wir Energie sparen. Jede und jeder an seinem Platz kann das tun", sagte von der Leyen im ZDF-Morgenmagazin. Doch sind die Menschen dazu bereit, solche Einschnitte im Alltag hinzunehmen? Worauf würden sie angesichts der steigenden Energie- und Spritpreise verzichten? Der WESER-KURIER hat sich in Bremens Innenstadt umgehört.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Bürgerinnen und Bürger bereits zum Energiesparen aufgerufen, um unabhängiger von Öl-, Gas- und Kohle-Importen aus Russland zu werden.
Hanno Andersen (47), Lehrer und Musiker aus Hamburg: Ich würde schon Einschnitte in meinem Alltag machen. Allerdings bin ich Teil eines autofreien Wohnprojektes in einem Passivhaus in Hamburg-Klein Borstel. Wir bauen gerade eine eigene Fotovoltaik-Anlage. Das heißt, was Energie angeht, waren wir schon vorher selbstversorgend. Und ich lebe auch insgesamt sehr nachhaltig. Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, gezielt zu spenden. Wir haben auch überlegt, unseren Gemeinschaftsraum zur Verfügung zu stellen. Da wir aber durch Corona mit unserer Gemeinschaft langsam zerbröseln, ist das der einzige Ort, an dem wir uns hoffentlich bald wieder alle begegnen können. Aber unsere Nachbarn stellen ihren Wohnraum tatsächlich zur Verfügung.

Rüdiger von Zelewski (77).
Rüdiger von Zelewski (77), pensionierter Lehrer aus Sandkrug: Ich würde auf Reisen verzichten, also die nächsten Jahren erst einmal keine Urlaubsreisen mehr machen. Wobei ich nicht weiß, wem ich damit etwas Gutes tun würde. Wir planen aber auch, unsere Energieversorgung umzustellen und auf Fotovoltaik zu setzen. Ich bin aber in der glücklichen Lage, das Benzin noch bezahlen zu können, auch wenn ich es wahnsinnig teuer finde. Wir haben auch überlegt, ob wir in unserem Haus Räume frei machen. Aber so gut unser Wille jetzt ist – wir können nicht garantieren, ob wir es nach ein paar Wochen oder Monaten dann doch schwierig finden, wenn fremde Menschen in unserem Haus so eng mit uns zusammenleben. Dann spenden wir lieber Geld.

Sarah Gohrbandt (33).
Sarah Gorbandt (33), Sozialpädagogin aus Bremen: Wenn wir weniger heizen müssten, würde ich vielleicht nicht mehr so oft meine Badewanne nutzen und weniger baden gehen. Aber weil es jetzt ja auch wieder wärmer wird, mache ich mir da noch keine großen Sorgen. Auch was die Benzinpreise angeht: Ich fahre gar kein Auto, sondern eher Fahrrad und Straßenbahn. Ansonsten fällt mir gar nicht so viel ein, worauf ich noch verzichten könnte. Aber im Notfall könnte ich mich bestimmt auf vieles einstellen, denke ich.

Sarah Schlange (36) und Tom Riekenberg (34).
Tom Riekenberg (34) und Sarah Schlange (36), Sozialarbeiter aus Bremen: Wir haben schon ein gesteigertes Bewusstsein für ökologische Aspekte, etwa was Tierfleisch angeht. Unsere Heizung ist auch schon herunter gedreht, zumindest in einigen Räumen. Das Auto wird auch schon öfters stehen gelassen. Und wenn wir fahren, dann auch bewusster, bei längeren Strecken zum Beispiel mit der Maximalgeschwindigkeit von 120 auf der Autobahn. Das spielt in unserem Alltag schon eine Rolle, und durch die aktuellen Krisen noch viel stärker. So versuchen wir, unseren Beitrag dazu zu leisten.