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Schulschwimmen für Epileptiker Hilfe für Felix

Der Achtjährige Felix Scheuerl hat Epilepsie und darf deshalb nicht am Schulschwimmen teilnehmen. Zwei Bremer wollen dem Kind nun helfen und ihn beim Schwimmen betreuen.
29.06.2017, 20:23 Uhr
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Hilfe für Felix
Von Christian Weth

Rentner Klaus Watermann und Schüler Felix Scheuerl haben vieles gemeinsam. Der 69-Jährige konnte als Kind zwar tauchen, aber nicht so gut schwimmen – so wie der Achtjährige. Der Mann aus Peterswerder durfte früher beim Schulschwimmen nicht wie erhofft mitmachen – so wie der Junge aus Blumenthal ­heute. Nur die Gründe sind verschieden: Watermann hatte kein Freischwimmer-Abzeichen, Scheuerl hat Epilepsie. Jetzt will der Ältere helfen, damit der Jüngere am Unterricht im Hallenbad teilnehmen darf. Und nicht nur er.

Auch Sabine Nießen will das. Während sich Watermann an den WESER-KURIER wandte, meldete sie sich bei der Fami­lie des Schülers. Beide haben den Bericht über den Jungen gelesen, der nicht am Schulschwimmen teilnehmen soll, weil Begleitpersonal für Epileptiker fehlt. Und beide finden, dass Cornelia Scheuerl, die Mutter, recht hat, wenn sie beklagt: „Politiker sprechen von Inklusion – und trotzdem werden Schüler ausgegrenzt. Verbände beklagen, dass Kinder schlecht schwimmen – und dennoch soll mein Sohn es im Unterricht nicht lernen.“

Ausbildung zum Rettungsschwimmer

Watermann und Nießen stellen die Lösung für Scheuerls Problem dar. Sie haben, was der Mutter fehlt, um ihren Sohn im Unterricht betreuen zu können: eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer. Auch Schwimmmeister haben die. Eine Betreuung, wie sie bei Epileptikern vorgeschrieben ist, können sie trotzdem nicht leisten. Sagt Laura Schmitt, Sprecherin der Bremer Bäder. Nach ihren Worten muss sich ein Schwimmmeister um alle Schüler einer Klasse gleichzeitig kümmern und kann nicht auch noch eine Eins-zu-eins-Assistenz übernehmen.

Cornelia Scheuerl freut sich so sehr über die Hilfsangebote von Watermann und Nießen, dass sie gar nicht sagen kann, wie sehr. „Ich hatte schon aufgehört zu hoffen, dass sich eine Begleitperson findet.“ Seit Monaten ist die Blumenthalerin in Gesprächen mit der Lehrerin, Behörden, den Bremer Bädern, aber: „Niemand konnte mir einen Vorschlag machen, wie es doch noch möglich werden könnte, dass Felix am Schulschwimmen teilnehmen kann.“

Auch Annette Kemp sagt, dass sie sich freut. Nach den Worten der Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) sind Watermann und Nießen genau das, was die Behörde sucht. Laut Kemp ist man dabei, ein Team zusammenzustellen, das Schüler mit Epilepsie betreut. Ihr zufolge gibt es Gespräche mit diversen Leuten, die infrage kommen. Etwa junge Erwachsene, die bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Aber auch Eltern, die eine Rettungsausbildung haben.

Team der Schwimmbegleiter

Wie groß die Gruppe der Schwimmbegleiter bisher ist, weiß Kemp nur so ungefähr: „Wir haben etwa eine Handvoll Helfer zusammen.“ Mit Klaus Watermann und Sabine Nießen wären es dann sieben. Der Mann aus Peterswerder und die Frau aus Bremen-Nord wollen mit der Behörde darüber reden, ob sie ins Team der Schwimmbegleiter aufgenommen werden. Beide sagen, dass sie sich um Felix Scheuerl kümmern würden, aber auch um ein anderes Kind.

Wie viele Assistenzen es bremenweit braucht, ist noch unklar. Nach Kemps Rechnung sind der Behörde bisher ein knappes Dutzend Kinder und Jugendliche mit Epilepsie gemeldet worden, allerdings: „Von einigen Schulen fehlen die Angaben noch.“ Sie hofft, demnächst die endgültige Zahl zu haben, damit festgelegt werden kann, wer wann welchen Schüler betreut. Viel Zeit ist nicht mehr. Das Begleitpersonal soll zum Beginn des neuen Schuljahrs eingesetzt werden. So der Plan. Kemp geht davon aus, dass er aufgehen wird. Auch wenn nur noch fünf Wochen bleiben, ihn umzusetzen.

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