Stage Entertainment schickt seine Großproduktionen quer durch die Republik: Ab dem 16. September gastiert die Show „Ich war noch niemals in New York“ mit Hits von Udo Jürgens in Bremen.
„Wir wollen Stücken, die wir in unseren festen Märkten schon gezeigt haben, nun noch einen weiteren Lebenszyklus geben.“ Nein, es geht hier nicht um ein BWL-Seminar, Unternehmenssprecher Stephan Jaekel beschreibt lediglich die neue Ausrichtung der deutschen Stage Entertainment (SE): Wo der weltgrößte Musical-Veranstalter hierzulande einst allein auf das unverwechselbare Erlebnis in seinen Theatern setzte, schickt der Unterhaltungskonzern nun seine millionenteuren Großproduktionen auf Tournee. Zumindest sobald diese ihren Lebenszyklus an den SE-Spielstätten in Hamburg, Stuttgart und Oberhausen durchlaufen haben.
Und der geht eben selbst für das Werk eines Hit-Garanten wie den 2014 verstorbenen Udo Jürgens irgendwann einmal zu Ende: 2007 war die familientaugliche Geschichte „Ich war noch niemals in New York“ im Hamburger Operettenhaus gestartet, um nach fast drei Jahren Spielzeit dann für zwei weitere Jahre nach Stuttgart zu wechseln und schließlich noch einmal für gut zehn Monate in Oberhausen gezeigt zu werden.
Sechs Jahre Laufdauer bei Start-Produktionskosten von elf Millionen Euro: Das hieß zwar unterm Strich ein deutliches Plus in der SE-Kasse – und doch war Stage-Chef Joop van den Ende wohl bewusst, dass sich diese Mehrfachverwertung noch weiter steigern ließe, wenn man das Musical auf Tour durch den Rest der Republik schicken würde. So wie es die französischen und spanischen Töchter der Stage schon seit Jahren erfolgreich vorexerzierten.
Tour-Geschäft ist schon einmal gescheitert
Indes: Ganz so einfach ist es mit dem Tour-Geschäft nicht, und so geriet ein erster Versuch dieser Markterschließung vor einem Jahrzehnt denn auch zur Bauchlandung – mit der Folge, dass die deutschen Stage-Statthalter erst einmal die Finger von diesen Aktivitäten ließen.
Bis das Drängen van den Endes offenbar so unausweichlich wurde, dass die aktuelle Geschäftsführerin Uschi Neuss nun einen neuen Anlauf gestartet hat und die zwei Dutzend Songs des erfolgreichsten deutschen Entertainers auf Tour durch Deutschland und Österreich schickt: Ab dem 16. September legt die „Traumschiff“-Geschichte dann für drei Wochen im Bremer Musical Theater an.
Eine Weiterverwertung, die nicht zuletzt CVC Capital freuen dürfte, hat der in Luxemburg beheimatete Finanzinvestor doch im vergangenen 60 Prozent der SE-Anteile von Unternehmensgründer van den Ende übernommen. Und Heuschrecken wie CVC geht es nun einmal vor allem um eines: Gewinnmaximierung.
Produktionskosten wurden um gut ein Drittel reduziert
Eine Tour-Rechnung, die beim zweiten Anlauf aufzugehen scheint: Denn mit Semmel Concerts hat sich die Stage einen der größten deutschen Konzertveranstalter ins Boot nach New York geholt. „Ein Partner, der einfach das Know-how hinsichtlich der möglichen Standorte und den Kontakt zu den dortigen lokalen Partnern mitbringt“, schwärmt Jaekel – nicht zuletzt an eben diesem fehlenden Tour-Wissen war seinerzeit der erste Versuch gescheitert.
Den dadurch reduzierten Gewinn wird die Stage zweifellos verschmerzen, denn ob eines leicht abgespeckten Bühnenbildes haben sich auch die Produktionskosten um gut ein Drittel reduziert. Was am Ende für einen satten Gewinn sorgen könnte, schließlich lässt sich diese Tourversion je nach Erfolg noch über Jahre im deutschsprachigen Raum spielen, da die Geschichte ebenso zeitlos ist wie die Musik Udo Jürgens’ und des Publikums ewige Sehnsucht nach der Ferne und dem ganz anderen Leben aufs Schönste bedient.
Senioren auf Kreuzfahrt
Zwei kreuzfidele Senioren erleben den zweiten Frühling, büxen aus dem Altersheim aus und gehen auf große Kreuzfahrt, um unter der Freiheitsstatue von New York zu heiraten, die egozentrischen, karriereverliebten Kinder machen sich an die Verfolgung und entdecken dabei die wahren Werte des Lebens und der Liebe – gibt es Schöneres? Und so steht denn auch bis heute am Ende einer jeden Vorstellung das Publikum, schwenkt trunken vom „Griechischen Wein“ die Arme und singt selig mit – „einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh’n . . .“
Zwänge bringen dabei allenfalls die Bühnen-Dimensionen mit sich: Eine Stage-Produktion kommt eben selbst auf Tour immer noch deutlich opulenter daher als ein Musical im hiesigen Stadttheater, und so sind es denn allenfalls ein Dutzend Städte im deutschsprachigen Raum, deren Bühnen diesen Ansprüchen genügen – auch wenn zahlreiche Bürgermeister kleinerer und mittlerer Kommunen sich immer wieder als Musical-Standort bewürben, wie Jaekel erzählt.