Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Baumworkshop der Modelleisenbahnfreunde Im Reich der Belaubungsflocken

Bäume kann man sich in fünf Schritten selber basteln. Jedenfalls Bäume für die Modelleisenbahnanlage. Wie das funktioniert, zeigen die Modelleisenbahnfreunde Bremen in vier Workshops in Grohn.
02.02.2016, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Alexander Bösch

Bäume kann man sich in fünf Schritten selber basteln. Jedenfalls Bäume für die Modelleisenbahnanlage. Wie das funktioniert, zeigen die Modelleisenbahnfreunde Bremen in vier Workshops in Grohn.

„Die Bäume, die erst am schlimmsten aussehen, werden hinterher die schönsten“, gibt Torsten Frenzel Insiderwissen preis. Als Vorsitzender der Modelleisenbahnfreunde Bremen kennt er die Tücken, wenn es darum geht, für die heimische Anlage selbst gemachte Accessoires und Bauteile zu erschaffen.

In vier Modellbau-Workshops zeigen die Bastelfreunde den Fans der guten alten Modelleisenbahn, wie man kostengünstig verblüffende Ergebnisse erzielen kann. Unter dem Titel „Baumbau – in fünf Schritten zum Modellbaum“ startete der erste von vier je zweitägigen Workshops jetzt im Vereinsheim auf dem Campus der Jacobs University.

„Jeder Zweig sieht anders aus“, weiß Karl Ulrich. Mit seinen neun Jahren ist der Rekumer fast ein alter Hase in diesem Metier. Wie sein Vater Frank, zwirbelt der junge Modelleisenbahner gerade an ein paar Kupferdrähten herum. Mit Fantasie und Fingerfertigkeit kreieren die Teilnehmer aus den Drähten zunächst den Stamm und die Äste und Zweige des Baums.

„Es kommen hauptsächlich Leute, die ihre Anlage vorübergehend im Keller oder auf dem Dachboden eingemottet haben und jetzt wieder zum Leben erwecken“, erzählt Frenzel. Auch bei Frank Ulrich und Karl ist das so. „Wir haben meine alte Märklin-Anlage hervorgekramt, die soll jetzt Stück für Stück durch neue Gleisbilder ergänzt werden“, erzählt der Rekumer, dessen Sohn ihm in Sachen Fingerfertigkeit fast den Schneid abkauft. Favorisierte Baumarten gibt es nicht, man könne vielmehr jegliche erdenkliche Pflanze erschaffen. „Der hier sieht aus wie der Obstbaum in unserem Garten“, findet Karl und greift zum Lötkolben.

Im ersten Schritt wird der aus alten Kabelresten herausgeschälte Kupferdraht für das Formen des Baums verwendet. Etwa ein Zentimeter muss für den frei stehenden Stamm einkalkuliert werden, der später in die heimische Anlage „verpflanzt“ wird. Kleine Schraubstöcke dienen als Baumständer. Mit dem Lötkolben wird verhindert, dass sich die Drähte wieder aufdrehen. „Man verlötet die Astgabel, damit der Baum seine Festigkeit kriegt und die Form erhält, die man haben möchte“, erzählt Frenzel. Und ergänzt: „Je mehr Bäume man macht, umso besser gelingen sie!“

Im zweiten Schritt wird die Rindenstruktur erstellt. Dazu wird Holzleim mit dem Pinsel auf die Drahtstruktur aufgetragen und mit Sägemehl bestreut. Da die kleinen Kunstwerke über Nacht erst mal trocknen müssen, geht es erst am Abend danach weiter. Dann wird die – ansonsten in Aquarien zum Einsatz kommende – Filterwatte an den Baum geklebt. „Wenn man zu viel Watte nimmt, wirkt es zu voluminös, dann sieht man die Struktur nicht mehr“, mahnt Frenzel. Teilnehmer Hans-Peter Schmidt kann die Auswirkungen dieses Fehlers bestätigen. „Ich hatte mal bei einem Dioramakurs zu viel Watte genommen. Das sieht dann aus, als hätte man eine Plane über den Baum gezogen“, erinnert er sich. In seiner Jugend hat er mit einer Märklin-Eisenbahn angefangen „Damals gab es nur Metallgleise. Dann sind wir viele Male umgezogen, da wurde die Anlage immer wieder ab- und wieder aufgebaut.“ Seit fünf Jahren ist Schmidt nun dabei, seine Anlage wieder aufzupeppen. „Jetzt auch mit Kunststoffgleisen, die Metallgleise kommen nur noch im Schattenbahnhof zum Zuge, wo die Loks stehen.“ Der Bastler legt Wert auf originelle Details, die er rund um die Berglandschaft seiner Anlage einfügt.

Im vierten Schritt wird Sprühlack auf den Baum aufgetragen. Dann tupft man vorsichtig die Belaubungsflocken – eingefärbte Schaumstofflocken – auf die Äste und Zweige. Mit seidenmattem Acrylfirnis wird alles schließlich fixiert.

Um das Material müssen sich die Teilnehmer nicht kümmern. Ein umfangreiches Arsenal aus Kabeln, Sägespänen, Filterwatte, Farbspraydosen und Belaubungsflocken steht den Bastlern zur Verfügung. „Für gekaufte Bäume kann man im Handel leicht bis zu 30 Euro pro Stück berappen“, hat ein Teilnehmer die Erfahrung gemacht. Selbst auf einer drei Meter breiten Anlage könne man schon an die 50 Bäume platzieren: „Das geht ganz schön ins Geld!“ Zumal sich die im Handel erworbenen Bäume bei einigen Tüftlern im Nachhinein als zu groß und in den Proportionen unpassend herausgestellt haben.

Beim Workshop am kommenden Wochenende will sich Vereinsmitglied Thorsten Jörke um die Straßenbeleuchtung im Miniaturformat kümmern. Frank Ulrich findet: „Im Alltag hat man kaum die Muße, sich mal auf eine Sache zu fokussieren. Hier muss man sich ganz auf den Entstehungsprozess fokussieren, das hat etwas ungemein Entspannendes!“

Für den Workshop „Straßenlaternen einfach gebaut“ am 6. und 7. Februar sind noch Plätze frei. Der Kurs findet jeweils zwischen 17 und 19 Uhr im Vereinsheim auf dem Gelände der Jacobs University statt. Die Teilnahme kostet 25 Euro. Anmeldungen unter info@mbf-bremen.de oder 01 73 / 9 84 88 41. Im Oktober folgen Workshops zu den Themen „Hausbeleuchtung“ und „Wassergestaltung“.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)