Mit Aktionen und ganz vielen Gästen ist das Künstlerhaus Ausspann im Schnoor 1 und 2 offiziell eröffnet worden. In dem historischen Gebäude, in dem Integration gelebt wird, geht es vor allem um Netzwerkarbeit. Viele Initiativen, Gruppen und Vereine haben den Ausspann als Treffpunkt für ihre Leute entdeckt und setzen dort eigene Projekte um.
Ein Gewusel in der engen Schnoorgasse, ein Netz von Haus zu Haus gespannt, eine Kreidelinie führt vom Künstlerhaus Art 15 zum Ausspann und an der Wand des Hauses gegenüber lehnt ein Bild mit Händen aus historischen Gemälden. Davor liegen Fotos mit verlorenen Handschuhen, fotografiert überall in Bremen. Beim Hand-Memory mussten die Handschuhe der passenden Hand zugeordnet werden. Mit Aktionen und ganz vielen Gästen ist das Künstlerhaus Ausspann im Schnoor 1 und 2 offiziell eröffnet worden. Da ist zwar schon seit geraumer Zeit einiges los, doch es habe bisland einfach die Zeit für eine richtig schöne Feier gefehlt, sagt Mit-Initiator Ronald Philipps.
In dem historischen Gebäude, in dem Integration gelebt wird, geht es vor allem um Netzwerkarbeit. Viele Initiativen, Gruppen und Vereine haben den Ausspann als Treffpunkt für ihre Leute entdeckt und setzen dort eigene Projekte um. Viele von ihnen waren beim Einstand dann auch dabei, wie beispielsweise die Initiative „Refugees welcome“ von der Uni Bremen. „Die Zusammenarbeit mit ,Refugees welcome‘ ist älter als unser Projekt hier im Schnoor“, sagt Mit-Initiatorin Ruth Degenhardt. Schon in Ronald Philipps Atelier in Walle waren die Studenten am Werk. Sie unterbreiten Flüchtlingen jetzt Angebote im Ausspann. Für den Tag der offiziellen Eröffnung hatten sie einen syrischen Koch aufgetan, der kostenlos Fingerfood aus seinem Heimatland zubereitete. Am Stand von „Refugees welcome“ im Erdgeschoss des Ausspann informierte unter anderem der Student Andreas Schmidt über die Aktivitäten der Gruppe.

Zwar treffen sich im Künstlerhaus Ausspann seit Monaten regelmäßig jede Menge Leute, doch jetzt haben die Initiatoren Ronald Philipps und Ruth Degenhardt offiziell eröffnet.
Eine Etage darüber wurde Kaffee ausgeschenkt, und eine weitere Treppe hoch arbeiteten Kinder und Geflüchtete zusammen mit Künstlerinnen und Künstler kreativ. Das offene Atelier war natürlich auch bei der Eröffnungsparty offen. Während die Kinder Formen in Linoleumplatten schnitzten, um dann damit Drucke anzufertigen, sammelte die Künstlerin Dina Delpozo Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihren Workshop „Borderlines“, bei dem die Grenzen zwischen Text und Bild aufgelöst werden sollen. Im Hochzeitszimmer, wo noch bis zum 21. April die Bilder vom Star-Künstler Mike Spike Froidl hängen, gab es am Nachmittag Vorträge am laufenden Band. Das Afrika-Netzwerk stellte sich ebenso vor wie der Verein Viva con Aqua, das Frauennetzwerk Companía, die Flüchtlingshilfe Bremen, die Aktion „Das reisende Vorlesesofa“, die Initiative für Kurzzeit-Engagement „Serve the City“ und das Online-Tausch-Netzwerk Sharetopia.de.
Wolf Rogowski moderierte das Ganze nicht nur, er baut auch ein Spendenkonzept für den Ausspann auf. Der Professor, der an der Uni Bremen Management im Gesundheitswesen lehrt, hatte den Ausspann eine Woche zuvor bei der Vernissage „Menschen – Grenzen – Jagd“ mit Mike Spike Froidl kennengelernt. Er unterhielt sich mit Ronald Philipps über das Konzept des Hauses und fragte auch nach einem Spendenkonzept. Es gibt keines, war die Antwort. Denn Ruth Degenhardt und Ronald Philipps hatten bislang so viel anderes zu tun, dass sie noch nicht dazu gekommen sind, ein ausgefeiltes Konzept zu schreiben. Das hat jetzt Wolf Rogowski übernommen. Zunächst wird ein Förderverein seine Arbeit aufnehmen. „Wir wollen keinen riesigen Verein mit vielen Mitgliedern“, sagt er. Das Konzept stehe vielmehr auf drei Säulen. Unterstützer haben die Möglichkeit, für einen Raum zu spenden. Die Betriebskosten werden für jeden einzelnen Raum aufgesplittet.
Wer sich also im offenen Atelier besonders wohlfühlt, kann die Betriebskosten für den „Speicher“ spenden. Wer die Sitzecke mit dem kostenlosen Tee sein zweites Zuhause nennt, kann dasselbe für den „Heuboden“ tun. Das Motto lautet also „Spenden Sie Raum für Kunst und Integration“, sagt Wolf Rogowski. Die zweite Säule sind Sachspenden. Das kann Malzubehör für das offene Atelier genauso sein, wie Selbstgemachtes, das das Ausspann-Team verkaufen und den Erlös für das Haus nutzen kann. Der dritte Aspekt sind Zeit und Geist, wenn beispielsweise ein Steuerberater oder ein Klempner sagt, er hätte ein, zwei Stunden, um sich um gewisse Dinge zu kümmern. „Es ist ein altes Haus, an dem es immer was zu machen gibt“, sagt Wolf Rogowski.

Die Künstlerin Dina Delpozo vom Künstlernetzwerk Art 15 nutzt den Ausspann als Arbeitsplatz.
Vor etwas mehr als einem Jahr haben Ruth Degenhardt und Ronald Philipps erstmals öffentlich Interesse bekundet, das Restaurant Ausspann und frühere „Schnoor 2“, das leer stand, zu übernehmen und daraus ein Haus für Kunst und Kultur, Integration und Gastronomie zu machen. Die beiden wuppten daraufhin alles Rechtliche, einen Umbau und die Eröffnung. Ruth Degenhardt kümmert sich seitdem um Küche und Café, Ronald Philipps hat die Kunst-und-Kultur-Schiene übernommen. Aus dem Künstlernetzwerk Art 15, in dem beide verwurzelt sind, treten immer wieder Künstlerinnen und Künstler hervor, die im Ausspann ihre Werke zeigen – derzeit „Menschen – Grenzen – Jagd“ von Mike Spike Froidl (Berlin).

Student Andreas Schmidt von „Refugees welcome“ informierte über die Arbeit der Initiative.