Die Jungunternehmer Marcus Zechelius, Matthias Felgentreu und Florian Wichmann bauen in Vegesack eine nachhaltige Zanderzucht aus Aquakultur auf. Ende kommenden Jahres sollen die ersten selbst gezüchteten Fische verkauft werden. Das Angebot richtet sich an die gehobene Gastronomie, Fischfeinkosthändler und Endverbraucher. Geplant ist unter anderem der Verkauf über einen Online-Shop.
Fisch aus Vegesack. Damit wurde in der Vergangenheit stets Hering assoziiert – die zeitweise größte Loggerfischerei Europas war hier ansässig. Künftig sollen Fischliebhaber im Zusammenhang mit dem maritimen Ort an der Weser vor allem an Zander denken – jedenfalls wenn es nach den drei Jungunternehmern Marcus Zechelius, Matthias Felgentreu und Florian Wichmann geht. Sie haben im Sommer dieses Jahres ihr Unternehmen Hansefisch gegründet und im August Büroräume und Hallen in der Furtstraße bezogen. Dort bauen sie in den kommenden Monaten eine Aquakulturanlage für die Zanderzucht auf. "Wir sind überzeugt, dass unsere Gesellschaft umdenken muss, wenn es um die Gewinnung von Nahrungsmitteln aus dem Wasser geht", erläutert Marcus Zechelius die Grundlage der Idee. Ziel ist die nachhaltige Aufzucht von Fisch aus Aquakultur, wodurch natürliche Ressourcen nicht belastet würden, dazu wirke sie der Überfischung von Meeren und Gewässern entgegen, so der 33-Jährige.
Die Unternehmensgründer aus dem Raum Oldenburg bringen Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Berufen mit. Marcus Zechelius ist Chemie-Ingenieur, Matthias Felgentreu Betriebswirt und Techniker im Anlagenbau, Florian Wichmann Finanzberater. Eine gewisse Affinität zu Fisch haben sie alle. "Meine Großeltern haben Forellen gezüchtet", erzählt Zechelius. Ebenso wie seine Kompagnons besitzt er einen Angelschein, Matthias Felgentreu hat in Oldenburg eigene Angelteiche.
Mit dem Zander haben sie sich einen Fisch ausgesucht, der "edel, anspruchsvoll und relativ wenig verfügbar ist". Mit "anspruchsvoll" meint der künftige Züchter die besonderen Eigenheiten des Fisches: "Der Zander ist sehr lichtempfindlich und verträgt nur Dämmerlicht; außerdem ist er ein Raubfisch. Bei der Haltung müssen wir das dominante Verhalten der Tiere berücksichtigen", nennt Zechelius Beispiele. Über die speziellen Ansprüche informierten sich die Unternehmer im Vorfeld bei Fachleuten in ganz Deutschland. Mit ihrem Wissen gingen sie dann ans Werk: Sie entwickelten eine geschlossene Wasserkreislaufanlage, die genau auf die Bedürfnisse des Zanders zugeschnitten ist.
Biologisches Futter ohne Zusätze
"Um nachhaltig zu züchten, werden wir außerdem speziell abgestimmtes biologisches Futter ohne chemische Zusätze und Antibiotika verwenden", betont der Chemie-Ingenieur. Eine hohe Wasserqualität und ständige Überwachung der Tiere seien ebenfalls wichtig. Zusätzliches Know-how bringt Fischfachwirt Marius Hennicke mit, den die Unternehmer inzwischen eingestellt haben.
Nachdem sie ihr Unternehmenskonzept mehr als eineinhalb Jahre lang akribisch vorbereitet haben, sollen im Dezember die ersten 6500 Jungtiere in die Zuchtanlage gesetzt werden. Sie besteht aus sechs meterhohen Behältern, die insgesamt etwa 200 Kubikmeter Wasser fassen. "Ein Zuchtdurchlauf dauert etwa sieben Monate", erläutert Zechelius. Mit einer Zuchteinheit könnten künftig etwa 25 Tonnen Zander pro Jahr produziert werden. Dazu werden mehrere große Hälterungsbecken aufgestellt, in denen die Zander lebend vorgehalten werden können. Verarbeitet werden die Fische direkt vor Ort und immer nach Auftragslage, "damit der Fisch ganz frisch ist, wenn wir ihn ausliefern".
Um ausreichend Abnehmer zu haben, wenn die ersten Zander herangewachsen sind, akquiriert Florian Wichmann derzeit bereits Kunden. Unterstützt wird er von Mathias Ehrentraut, der ihn seit Anfang September im Vertrieb unterstützt. "Wir fahren zu den Küchenchefs und stellen unser Angebot vor", sagt Wichmann. Dazu planen die Unternehmer den Verkauf an Endverbraucher über einen Online-Shop.
Zechelius rechnet damit, dass Hansefisch künftig mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigen wird. "Ganz wichtig ist uns die Ausbildung", betont er, "unter anderem deshalb, weil wir später auf bestimmte Fachkräfte angewiesen sind". Einen Azubi hat Hansefisch bereits; er lernt in dem jungen Unternehmen Industriekaufmann. Darüber hinaus sollen künftig auch Fischfachwirte ausgebildet werden.