Bremen. Mehr als 300 Hilfesuchende kamen gestern ins Konsul-Hackfeld-Haus an der Birkenstraße. Wie schon in den vergangenen Jahren verteilten dort ehrenamtliche Helfer der Bremer Suppenengel kleine Geschenke, Schlafsäcke und Kleidung an Bedürftige und Obdachlose. Unterstützt wurden die Suppenengel vom Reservistenverband und von Schülern des Gymnasiums Obervieland.
Schlafsäcke, Geschenke und warme Kleidung für den Winter konnten sich Obdachlose und Bedürftige gestern bei einer Weihnachtsaktion der Bremer Suppenengel im Konsul-Hackfeld- Haus in der Birkenstraße abholen. "Es ist mein Anliegen, Menschen vom Rand der Gesellschaft zurück in unsere Mitte zu holen", sagte Vereinsgründerin Gabriele Hüttinger. Vor 15 Jahren hatte sie damit begonnen, Suppe auf der Straße zu verteilen. Mittlerweile arbeiten bis zu 30 freiwillige Helfer für die Bremer Suppenengel, fünfmal die Woche geben sie Essen an zwei Standorten aus. Bis zu 180 Portionen verteilen sie durchschnittlich am Tag, zum Monatsende manchmal auch mehr.
Über 300 Hilfesuchende kamen zur Weihnachtsaktion der Suppenengel, mehr als in den Jahren zuvor. Auch Manfred Moldenhauer nahm warme Kleidung für sich mit nach Hause. Ein Zuhause zu haben, ist für den 47-Jährigen keine Selbstverständlichkeit: Zwei Jahre lebte der gelernte Maler und Lackierer auf der Straße. "Ich bin arbeitslos geworden und musste mir eine kleinere Wohnung suchen", erzählte Moldenhauer. "Ich habe nichts gefunden und bin so auf der Straße gelandet." Weil er nun wieder ein Dach über dem Kopf hat, hofft er, dass sich dadurch auch seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. "Man darf nie den Mut und den Willen verlieren, nach Arbeit zu suchen" sagte der 47-Jährige.
Unterstützt wurden die ehrenamtlichen Helfer der Suppenengel von Schülern des Gymnasiums Obervieland. Zusammen mit dem Logistikbetrieb Interfracht und Mitarbeitern der Wochenmärkte in Findorff und Schwachhausen hatten die Schüler für die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" kleine Geschenke an die Bedürftigen vorbereitet. In den Kartons steckten Handschuhe, Kekse, Tabak und andere kleine Freuden.
Von den Schülerinnen waren einige schon im vergangenen Jahr dabei, so auch die 16-jährige Tonja Lambertus und ihre Freundinnen Vera Sbach und Lea Tiedemann. Berührungsängste hatten die Mädchen bei der Arbeit mit den Obdachlosen überhaupt nicht: "Es ist schön, dass wir den Menschen hier ermöglichen können, auch ein bisschen Weihnachten zu feiern", sagte Tonja Lambertus. Auch ihre Freundinnen betonten, wie viel Spaß ihnen die Mitarbeit machte.
Der Reservistenverband Bremen unterstützte die Aktion auf dem Bahnhofsvorplatz. Rund 270 Liter Suppe hatten die 23 Helfer des Verbandes gestern zubereitet, die warme Mahlzeit wurde neben Kuchen an Bedürftige ausgeteilt. "Wir haben eine Feldküche, die sich für diese Aktion sehr gut anbietet", sagte Stephan Leupold, Landesvorsitzender des Reservistenverbands. "Wir waren zum zweiten Mal bei der Weihnachtsaktion dabei und wollen auch weiterhin helfen, wo wir können."
Die Zahl der Hilfsbedürftigen sei in den vergangenen Jahren gestiegen, berichtete Ingo Sanders, Kassenwart der Suppenengel."Die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, sind oft noch relativ jung oder schon sehr alt." Häufig handele es sich um ältere Frauen, die ihren Mann verloren hätten und mit ihrer geringen Rente nicht auskämen.
Obwohl jeder in eine plötzliche Notsituation geraten könne, gebe es immer noch viele Vorurteile gegenüber Bedürftigen und Obdachlosen. "Jeder Obdachlose hat eine Geschichte", sagte Suppenengel-Gründerin Hüttinger. "Es ist wichtig, sich diese Geschichte anzuhören und den Menschen ihre Würde wiederzugeben."
Knapp 7000 Euro Spendengelder konnte der Verein für die diesjährige Weihnachtsaktion sammeln. Mit dem Geld wurden warme Kleidung und kleine Geschenke gekauft, Obdachlose erhielten zusätzlich einen Schlafsack und eine Isomatte.
Auf den Schutz vor Kälte in der Nacht ist Manfred Moldenhauer nicht mehr angewiesen. Aber er weiß, wie es sich anfühlt, die Nacht auf der Straße zu verbringen. "Am schlimmsten war das Alleinsein", erzählte er. "Tagsüber hat man sich beschäftigt, aber abends und in der Nacht habe ich vor allem die Gesellschaft vermisst."