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Christine Glenewinkel serviert ihre „Teetied“ im gar nicht trockenen Hafen-Ambiente Köstliche Entdeckungen im Tee-Schuppen

Überseestadt. Bremen ist eine Kaffeestadt, das weiß man ja. Aber in Bremen wird auch seit mehr als 300 Jahren ordentlich mit Tee gehandelt.
14.04.2016, 00:00 Uhr
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Von Anke Velten

Bremen ist eine Kaffeestadt, das weiß man ja. Aber in Bremen wird auch seit mehr als 300 Jahren ordentlich mit Tee gehandelt. Und auch das sollten die Leute ruhig wissen, fand man im Hafenmuseum Speicher XI. Die Kulturwissenschaftlerin Christine Glenewinkel ist im Auftrag des Museums zur Tee-Kennerin geworden. Sie hat für ihre Gäste ein sehr bekömmliches Gebräu aus Information und Genuss zubereitet, und sie serviert es an einem ganz besonderen Ort. Und so etwas hat in Bremen offensichtlich gerade noch gefehlt. Die ersten Termine für ihre „Teetied“ im Hafenschuppen der Vollers GmbH sind jedenfalls schon Wochen vorher ausgebucht.

Man darf versprechen: Es wird wahrlich keine trockene Veranstaltung. Die „Teetied“ ist eine gut zweistündige Entdeckungsreise in die Kulturgeschichte des Tees, aufbereitet für alle, die mehr erfahren möchten über das beliebteste Getränk der Welt. Denn: Jährlich werden mehr als 3,2 Billionen Tassen Tee konsumiert – 2,5 Mal mehr als Kaffeetassen. Die enthusiastischsten Teetrinker der Welt leben übrigens in Bremens unmittelbarer Nachbarschaft: 300 Liter jährlich müssen es für die Ostfriesen schon sein, sagt die Statistik. Die Zweitplatzierten werden manchen Teilnehmer überraschen. Ein Tipp: Die Briten sind es jedenfalls nicht, obwohl sie maßgeblich verantwortlich sind für den weltweiten Tee-Durst.

Fakten und Anekdoten wie diese kann Christine Glenewinkel bei ihrer „Teetied“ servieren, und sie tut es mit ansteckender Begeisterung. Und das ginge kaum besser als in der Überseestadt. Denn der Schuppen 6 der Vollers GmbH ist ein Paradies für alle Liebhaberinnen und Liebhaber des Tees. In dem riesigen zweigeschossigen Stückgut-Schuppen am Europahafen werden nicht nur jederzeit mindestens vier duftende Tonnen Tee gelagert. Die Mitarbeiter des Unternehmens haben auch ein branchenbekannt gutes Händchen dafür, das Grundprodukt im Kundenauftrag und ganz nach dem Geschmack der Endverbraucher zu den unzähligen aromatischen Mixturen zu veredeln, die der Lebensmittelhandel zu bieten hat.

Im Jahr 1932 machte sich Berthold Vollers als Küper und Lagerist selbstständig. Mittlerweile ist die Vollers Gruppe eine der Großen ihrer Branche und bringt für Kunden auf der ganzen Welt Waren auf den Weg. Das internationale Unternehmen wird in dritter Familiengeneration von Christian Vollers geführt, der gleichzeitig eng verwandt mit dem deutschen „Tee-Papst“ ist. Sein Onkel, Tee-Händler Arend Vollers, gilt als einer der erfahrensten Experten der Branche, kennt sämtliche Tee-Anbauländer wie seine Westentasche und veröffentlichte diverse Bücher über sein Lieblingsthema.

Glenewinkels Teegesellschaft darf sich ganz aus der Nähe anschauen, wie und womit der Tee gemischt und aromatisiert wird. In einem speziell für den Anlass eingerichteten Seminarraum gibt es eine kleine Filmvorführung, die zeigt, wie Tee angebaut und geerntet wird. Dort ist auch zu erfahren, was eine japanische Tee-Zeremonie ausmacht, wie Tee in Nordafrika zubereitet wird, und warum die Engländer überhaupt keine Zeit für den „Five o’Clock Tea“ haben.

In einem weiteren Raum haben die Vollers-Tee-Spezialisten ein Defilee zwei Dutzend verschiedener Teesorten aufgebaut, die die Gäste betrachten und beschnuppern dürfen. Da gibt es den Pu-Erh-Tee und den „Gunpowder“, man erfährt, was der zurzeit so angesagte „Matcha-Tee“ ist und wie er korrekt zubereitet wird. Christine Glenewinkel erklärt, was indischen von chinesischem Tee unterscheidet, was die mysteriösen Abkürzungen zu bedeuten haben und was ein „Regentee“ ist. Und dass zwischendrin auch die eine oder andere gute Tasse Tee genossen werden darf, versteht sich von selbst.

Und klar wird dabei auch: Mit dem Tee ist es eine mindestens so komplizierte Sache wie mit dem Wein. Wie auch bei diesen anderen guten Tropfen gibt es Kenner, die wertvolle Tees als Geldanlage horten, erzählt Christine Glenewinkel. Welch weites Feld sie sich bei diesem Thema vorgenommen hatte: Das habe sie anfangs nicht erwartet, gesteht die Kulturwissenschaftlerin.

Monatelang hat sie sich für ihr Tee-Seminar in die Fachliteratur eingearbeitet. Vor der ersten öffentlichen „Teetied“ lief sich Christine Glenewinkel vor einem ausgewählten Kreis warm. Zu den wohlwollenden Zuhörern gehörte Bernd Jamin, Leiter der Vollers-Tee-Abteilung. Auch Seniorchef Lüder Vollers hatte sichtlich Vergnügen an der Sache. Und das, obwohl er selbst im Alltag eine gute Tasse Kaffee bevorzugt, wie er zugab. Geschäftsschädigend ist sein Geständnis keineswegs: Denn die Vollers GmbH handelt genau so umtriebig mit den schwarzen Bohnen. Aber das ist natürlich ein ganz anderes Thema.

Die ersten Termine für die „Teetied“ sind bereits ausgebucht. Die nächsten Gelegenheiten gibt es an den Freitagen, 6. Mai und 20. Mai, Beginn jeweils 15 Uhr, am Mittwoch, 25. Mai und 1. Juni, Beginn 11 Uhr, und Sonntag, 12. Juni, 15 Uhr. Treffpunkt ist der Schuppen 6 an der Hoerneckestraße. Gruppen bis 25 Personen können Termine nach individueller Vereinbarung buchen. Die Teilnahme kostet 15 Euro. Für Fragen und Buchungen steht das Hafenmuseum Speicher XI unter der Rufnummer 3 03 82 79 zur Verfügung.

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