Bremen-Nord. Seit einigen Wochen beherbergen die Scheune und das Restaurant von Haus Kränholm gut 40 Gemälde, Skulpturen und Grafiken renommierter Künstler. Im stilvollen Ambiente der aufwändig ausgestatteten Gebäude finden die Exponate eine würdige Kulisse.
St. Magnus. Auf dem Parkplatz von Haus Kränholm stehen noch etliche Lieferwagen von Malern, Elektrikern und Installateuren. Mit Hochdruck arbeiten die unterschiedlichen Gewerke an der Fertigstellung von Kunstcafé und Gartenanlage. Scheune und Restaurant sind bereits in Betrieb und offerieren neben lukullischen Genüssen auch künstlerische Leckerbissen – ganz nach dem hauseigenen Motto "Kunst – Kultur – Kulinarik".
Anonymer Kunstliebhaber
Präsentiert werden hier Arbeiten zeitgenössischer Künstler, aber auch Werke der klassischen Moderne. Die Exponate stammen aus der privaten Sammlung des anonymen Nord-Bremer Stifter-Ehepaares, das Kränholm finanziert. Rund 800 Werke mehr oder minder bekannter Künstler haben die Kunstliebhaber bislang im eigenen Haus verwahrt und möchten sie nun der Öffentlichkeit in wechselnden Ausstellungen zugänglich machen.
In enger Zusammenarbeit mit den Sammlern hat die Kuratorin Inga Harenborg die Grafiken, Skulpturen und Malereien in den beiden Häusern platziert und beleuchtet, wobei die Scheune dem 1938 in Minden geborenen Künstler Hans-Reinhard Lehmphul vorbehalten ist. Mit einer Scheune hat das Gebäude allerdings wenig gemein. Zwar ist Holz das vorherrschende Baumaterial, das Ambiente ist aber eher elegant als rustikal. Lehmphuls expressive Arbeiten sind gut inszeniert und entfalten vor der attraktiven Kulisse eine enorme Strahlkraft. Der Künstler war Autodidakt und hat viel mit Komplementärkontrasten und linearen Strukturen experimentiert. Unter den 14 Exponaten sind auch extreme Großformate, die den Betrachter irritieren und dadurch fesseln.

Kuratorin Inga Harenborg mustert das Arrangement in Haus Kränhol sichtlich zufrieden.
Das Stifter-Ehepaar habe keine konzeptionelle Sammlerleidenschaft, betont Inga Harenborg. Die eigentliche Triebfeder für die Ankäufe sei eher echte Begeisterung. "Das kommt aus dem Bauch heraus." Zu sehen seien in Haus Kränholm deshalb neben populären Künstlern auch "verborgene Schätze von stilleren Talenten, die nicht so stark an den Markt gehen".
Der Reiz der Ausstellung liegt tatsächlich in ihrer Vielseitigkeit. Das zeigt sich vor allem im Restaurant von Kränholm. In der behaglichen Atmosphäre mit Holzfußböden und stilvollem, modernem Mobiliar können die Gäste essen und trinken, während sie die Plastiken, Bilder und Druckgrafiken aus unmittelbarer Nähe betrachten. Da hängt eine Lithografie von Pablo Picasso zwischen einem zeitgenössischen farbintensiven Ölgemälde von Helmut Rieger und den eher zart kolorierten Arbeiten von Heinz Trökes. Blickfänger sind auch die klerikal anmutenden Holzskulpturen des zeitgenössischen Künstlers Klaus Hack. Arrangiert seien die Werke nach inhaltlichen, zeitlichen oder stilistischen Gemeinsamkeiten erläutert Inga Harenborg.
Sollten die Gäste unvorsichtig sein, könnten die Exponate durchaus beschädigt werden, so nah stehen oder hängen sie an den Tischen. "Das geht tatsächlich auch nur, weil es sich um eine Privatsammlung handelt", räumt die Kuratorin ein. Gegen Diebstahl seien die Werke jedenfalls gut abgesichert. Installiert sei eine professionelle Alarmanlage, die im Notfall akustische und visuelle Signale abgebe. Und das ausgeklügelte Abluftsystem sorge dafür, dass die Luftfeuchtigkeit den Ansprüchen von Kunstwerken entspricht.
Auf Titelschilder an den Wänden haben die Organisatoren bewusst verzichtet, um die Gesamtoptik der Räumlichkeit nicht zu stören. "Bei Bedarf können sich die Besucher aber über Handzettel oder einen öffentlichen Computer nähere Informationen besorgen", sagt Inga Harenborg.
Führungen und frische Brötchen
Ab sofort wird die 47-Jährige Kulturwissenschaftlerin in regelmäßigem Rhythmus Führungen anbieten, wobei die erste bereits ausgebucht ist. Die Kunstliebhaber müssen sich also noch etwas gedulden - vielleicht sogar, bis auch das Kunstcafé öffnet. Denn dort soll es ab 2013 konzeptionelle Wechsel-Ausstellungen zu konkreten Themen oder mir einzelnen Kunstschaffenden geben. Und da auch hier Kunst und Kulinarisches Hand in Hand gehen, wird in der geräumigen Küche des Kunstcafés täglich gebacken. Inga Harenborg: "Viele freuen sich schon auf die frischen Brötchen."