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Der "Barbie"-Effekt Auch die Bremer Kinowelt wird rosarot

Der "Barbie"-Film mit Margot Robbie bricht Rekorde – und hat den Markt für pinke Kleidung und Accessoires angekurbelt. Auch für die Bremer Kinos – und ihre Besucher – ist der Film etwas Besonderes.
19.08.2023, 05:00 Uhr
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Von Alexandra Knief Elias Fischer

Musiker Peter Fox und Sängerin Inéz wussten es schon Ende vergangenen Jahres: Die "Zukunft (ist) pink"! "Alle malen schwarz, ich seh' die Zukunft pink, wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind", singen sie in ihrem Song. Dass sie damit auf den "Barbie"-Film anspielen wollten, der gerade in den Kinos alle Rekorde bricht, ist unwahrscheinlich. Recht hatten sie mit ihrer Prognose dennoch – vor allem, wenn man sich in den vergangenen Wochen in den Kinos umgesehen hat. Aber ist pinke Mode ein Statement, das bleibt? Oder doch nur ein kurzzeitiger Trend?

Klar ist: Pink ist wieder salonfähig, wird sogar zur Farbe einer Art Widerstandsbewegung. Alle Vorurteile und Klischees, die sich in den vergangenen Jahren um die Farbe versammelt haben, scheinen dank eines 114-Minuten langen Films wie weggewischt. "Barbiecore", also Outfits wie die der berühmten Puppe, natürlich mit viel Farbe, sind zu einem neuen Modetrend geworden.

Zeitschriften wie die "Brigitte" und andere Blätter geben Tipps für das perfekte Barbie-Outfit und verlinken auch gleich auf Shops, die die entsprechenden pinken Klamotten im Angebot haben. "Barbie" ist für eine große Anzahl an Kinobesucherinnen eine Anregung, sich in der Darstellung ihrer Weiblichkeit nicht mehr zurückzuhalten – und für alle, die Merchandise-Artikel rund um die farbenfrohe "Barbie"-Welt anbieten, eine Goldgrube.

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Für viele feministische Pink-Fans ist die bunte Kleidung eine Abrechnung mit dem Patriarchat und der Unterdrückung der Frau. Für mindestens genauso viele Trägerinnen (und Träger!) ist Pink aber einfach nur eine coole Farbe und der Film schlichtweg gute Unterhaltung.

Das ergibt auch eine Befragung des Instituts für Generationenforschung in Augsburg. Hinzu kommt die Lust vieler Menschen am Verkleiden. Immerhin ist "Barbie" nicht der erste Film, zu dem sich Besucher passend anziehen. Man denke nur einmal an Filme wie "Harry Potter" oder "Star Wars" – dunkle Töne fallen eben nur nicht so sehr auf wie Pink. Doch ob nun Statement oder nicht: Mit "Barbie" erreicht der Pop-Feminismus wohl – auch durch die mediale Aufmerksamkeit und Interpretation – seinen bisherigen Höhepunkt.

Und nicht nur das: Immer mehr Medien berichten darüber, dass sich im Internet Posts von Frauen häufen, die davon berichten, wie sie sich nach dem Film von ihrem Partner getrennt haben. Denn "Barbie" stellt vieles, was wir bisher als Normalität angesehen haben, infrage – auch ungesunde Beziehungen.

Pinke Besucher in Bremens Kinos

Mehr als vier Wochen nach dem Start füllt der Film über die Puppe des US-amerikanischen Spielzeugkonzerns Mattel weiterhin die Kinosäle, auch, wenn das Interesse langsam abebbt. Doch wie steht es um den Ansturm in der Barbie-typischen Farbe? "Einige kommen wirklich in Pink", erzählt Manfred Brocki, Inhaber der Bremer Filmkunsttheater. "Ich habe es selbst erlebt, dass zwei Frauen, geschätzt um die 60, in Pink angezogen in der Schauburg waren." Leider hätten sie keine Karten mehr bekommen, da der Film ausverkauft gewesen sei, sagt Brocki. "Sie haben dann eben Prosecco getrunken und wollten es am nächsten Tag versuchen."

Janine Bolte, Geschäftsleitung des Bremer Cinemaxx, beobachtet einen Rückgang des Farbhypes: "Am Anfang kam circa die Hälfte der Besucher in Pink", sagt sie. Das sei Wochen später nicht mehr der Fall.

Friederike Kumpe (31) hat dennoch eines ihrer wenigen Kleidungsstücke mit pinkfarbenen Elementen aus ihrem Schrank gekramt und den Film am Donnerstagabend im Cinemaxx geschaut. Aber der Trend ist nicht der einzige Grund dafür: Lange sei Pink in der Wahrnehmung vieler unvereinbar mit Emanzipation gewesen, sagt Kumpe. Sie selbst bezeichne sich als Feministin: "Wir holen uns die Farbe zurück. Smash the Patriarchy!" Das bedeutet so viel wie: Zerschmettert das Patriarchat.

Kumpes Freundin Yvonne Theele (47) braucht sich Pink nicht zurückzuholen. Sie habe schon lange einige Kleidungsstücke in der Farbe zu Hause: "Ich trage die Farbe einfach gerne", sagt Theele. Sie beteilige sich aus Spaß an diesem Trend, weniger um das Patriarchat aufzubrechen: "Think pink. Think positive. Einfach mal durch die rosarote Brille schauen." Dass die 47-Jährige diesen Worten Taten folgen lässt, bezeugen die Bügel ihrer Sehhilfe. Die seien auswechselbar, sagt sie. Für den Film hat sie Barbie-konform die rosafarbenen eingesetzt.

Film bricht Rekorde

Mehr als eine Milliarde Dollar hat der Film bereits in den ersten zwei Wochen an den Kinokassen eingebracht. Gerade erst wurde bekannt, dass "Barbie" damit den Batman-Film "The Dark Knight" (2008) als bisher umsatzstärksten Warner-Bros-Film in den USA abgelöst hat.

Alleine in Deutschland zählte der deutsche Kinoverband bis zum vergangenen Wochenende mehr als vier Millionen verkaufte Kinotickets. Zahlen für Bremen wollen die lokalen Kinos nicht herausgeben. Sie verraten nur so viel: "Der Film hat der ganzen Branche unglaublich gutgetan", so Gunnar Burmester vom Cinespace in der Waterfront. Dank "Barbie" und dem zeitgleich gestarteten Blockbuster "Oppenheimer" über den Erfinder der Atombombe, habe das Cinespace sein Vorjahresergebnis 2023 schon Anfang August knacken können. Ob er selbst den Film gesehen hat? "Barbie ist nicht meine Welt", sagt der Bremer Kinochef.

Finn Burandt (19) und Leonie Richter (19) haben sich den Streifen angeschaut – am Donnerstag im Cinemaxx, gekleidet in der Trendfarbe. "Barbie ist schon immer pink", sagt Burandt. Die Kleidung passe zum Flair des Films. Der 19-Jährige hat sich eigens für den Kinobesuch eine pinke Hose gekauft: Das habe sich angeboten, weil sie preisreduziert gewesen sei. Für Burandt und Richter stehe vor allem die Botschaft im Vordergrund, dass unabhängig des Geschlechts alle Pink tragen könnten. "Auch die Kens im Film tragen es", sagt Richter. Sie glaubt allerdings, dass die Farbe in der Mode nur kurzzeitig präsent sein wird: "Ich hoffe aber, dass der Film mit seiner Botschaft dauerhaft etwas hinterlässt."

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