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Theater Bremen Ehrung für einen großen Intendanten

Bremen. Am Tag der offenen Tür, mit dem in diesem Jahr das Theater Bremen wieder seine Saison eröffnete, wurde gestern ein großer Intendant zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt: Klaus Pierwoß.
01.09.2013, 00:00 Uhr
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Von SIGRID SCHUER

Am Tag der offenen Tür, mit dem in diesem Jahr das Theater Bremen wieder seine Saison eröffnete, wurde gestern ein großer Intendant zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt: Klaus Pierwoß hat in seiner 13-jährigen Bremer Intendanz republikweit Theatergeschichte geschrieben.

Ausnahmezustand am Theater Bremen. Schon wenige Minuten nach Eröffnung des Tages der offenen Tür bildeten sich gestern vor dem Theater am Goetheplatz lange Schlangen. Das Publikum stürmte förmlich gleich zu Beginn den ersten attraktiven Programmpunkt: das Konzert, das Chor und Extrachor mit den Bremer Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Mayr gaben. Ein etwas verspätetes Geschenk zum Doppeljubiläum des 200. Geburtstages der großen Komponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner.

Chor und Orchester stellten ihr enormes künstlerisches Potenzial unter anderem mit dem Karfreitagszauber aus Wagners „Parsifal“, dem Triumphmarsch aus Verdis „Aida“ und mit dem Gefangenenchor aus „Nabucco“ eindrucksvoll unter Beweis. Am 15. Oktober ist dann das komplette Geburtstagskonzert an gleicher Stelle zu erleben. Es schien, als ob sich das Publikum und der seit einem Jahr amtierende Intendant Michael Börgerding von dem Weckruf des „Wach-auf“-Chores aus Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ inspirieren lassen hätten.

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So voll mit begeisterten Menschen hat man das Theater lange nicht mehr gesehen. „Seid Ihr bereit für die Liebe ?“ – mit dieser Frage wirbt das Theater zurzeit für seine neue Saison. Die Bremerinnen und Bremer haben sich offenbar auch nach Börgerdings erster, sperriger Saison die Lust und Liebe für das Theater am Goetheplatz bewahrt, das am 15. August seinen 100. Geburtstag feiern konnte. Viele nahmen sich gleich ein Stück Theater mit nach Hause, sei es ein Wagenradhut, ein Brautkleid oder ein Requisit, bevor sie am frühen Abend in die Saisonpräsentation der Oper strömten. Nun gilt es, diese Begeisterung in die neue Spielzeit zu tragen. Schon in der 13-jährigen Intendanz von Klaus Pierwoß wurde jede Theatersaison mit dem Paukenschlag des Tages der offenen Tür eröffnet, auf den Michael Börgerding allerdings 2012 verzichtet hatte.

Pierwoß hatte einen ganz besonderen Grund, seinem ehemaligen Theater Glückwünsche zum 100. Geburtstag zu überbringen. Der leidenschaftliche Kämpfer für die Kultur wurde zum Ehrenmitglied des Theaters Bremen ernannt. Viele Weggefährten waren eigens angereist, um „ihrem“ Intendanten zu gratulieren. „Das ist auch eure Auszeichnung“, wandte sich Pierwoß an seine ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie unter seinen Amtsvorgängern Kurt Hübner und Arno Wüstenhöfer wurde das Theater Bremen auch bei ihm zu einem Sprungbrett für junge Talente, die hier ihre große Karriere begannen. So singen die Tenöre Klaus Florian Vogt, Benjamin Bruns und Tomislav Muzek heute bei den Bayreuther Festspielen, und Gabriela Maria Schmeide, Jördis Triebel und Max Hopp sind zu gefragten Filmschauspielern avanciert, um nur einige Beispiele zu nennen.

„Lieber Klaus, du hast das Stadttheater geadelt. Du hast uns 13 aufregende, spannende, impulsive, kämpferische und glanzvolle Theaterjahre geschenkt und bist dafür bis an die Grenzen der Möglichkeiten deiner Gesundheit gegangen“, betonte Kammersänger Karsten Küsters in seiner Laudatio. Das Publikum dankte dem streitbaren Intendanten mit stehenden Ovationen für glanzvolle Theaterjahre, aber auch für seinen Kampfesmut, mit dem er sich hartnäckig gegen die heftigen Sparattacken im notorisch klammen Haushaltsnotlageland Bremen zur Wehr setzte.

Pierwoß wäre nicht Pierwoß, wenn er die offenen Feldschlachten, die er gemeinsam mit der engagierten Galeristin Katrin Rabus und dem damaligen Präses der Handelskammer, Bernd Hockemeyer, in der Kulturinitiative „Anstoß“ gegen den „Bremer Theatertod“ führte, nicht noch einmal genüsslich Revue passieren lassen hätte. Auch Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz (SPD) hob in ihrer Laudatio auf Pierwoß die Verdienste der Mitstreiter der Kulturinitiative hervor. „Sie haben etwas ganz Wunderbares geschafft, kritisches, nachdenkliches Theater mit Unterhaltung zu verbinden“, sagte Emigholz. Und das ist es wohl, was das Geheimnis erfolgreichen Theaters ausmacht.

Pierwoß wies darauf hin, dass seine Intendantenjahre mit verschiedenen Ästhetiken den Nerv der Zeit getroffen hätten, von Johann Kresniks „Die letzten Tage der Menschheit“ im Bunker Valentin, eine Inszenierung, die sieben Jahre lang lief, bis hin zu den bejubelten Produktionen von Musicalkönig Helmut Baumann.

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