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"Tratsch im Treppenhaus" Frau Boldt hört alles

Es ist ein Klassiker, der einst durch das Ohnsorg-Theater bekannt wurde: "Tratsch im Treppenhaus". Die Komödie Bremen (Packhaustheater) hat den Stoff "frisch gestrichen" und zurück auf die Bühne geholt.
03.03.2023, 13:40 Uhr
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Frau Boldt hört alles
Von Alexandra Knief

Das Ohnsorg-Theater machte diesen Schwank vor rund 60 Jahren berühmt. Und wer die Fernsehübertragungen in den 1960er- und 70er-Jahren miterlebt hat, der erinnert sich vielleicht noch heute an Heidi Kabels Auftritt als neugierige Frau Boldt in "Tratsch im Treppenhaus" (Original: Sluderkraam in't Treppenhus). Die Komödie Bremen im Packhaustheater hat sich des Kult-Stoffes nun angenommen und ihn ein wenig aufgemöbelt. Daher auch der Untertitel: "Frisch gestrichen". Das Ergebnis: Ein urkomischer Theaterabend mit schrulligen Figuren, die man nicht alle unbedingt in seiner Nachbarschaft haben will.

Darum geht es

Die Geschichte spielt in einem Mehrparteienhaus. Frau Knoop (Wiebke Rohloff), eine alleinstehende Putzfrau, und Herr Brummer (Marcus Rudolph), ein spießiger Beamter und erster Vorsitzender im Kaninchenzuchtverein "Weiße Pfote", streiten sich, weil Frau Knoop einen Untermieter aufgenommen hat. Brummer droht, dem Hausverwalter Tramsen (Andreas Eckel) davon zu erzählen. Dann bekommt er allerdings überraschend Besuch von seinem Neffen Markus (Andre Grave), der nach einem Streit mit seinem Vater von zu Hause abgehauen ist. Sprich: Er hat nun selbst einen nicht angemeldeten Untermieter.

Besonders interessant ist all das für Frau Boldt (Martina Flügge), die den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun hat, als im Treppenhaus zu lauschen, was bei ihren Nachbarn so passiert und anschließend alle Parteien mit gefährlichen Lügen und Halbwahrheiten gegeneinander aufzuhetzen. Sie ist es schließlich auch, die Herrn Tramsen von Frau Knoops Untermieter erzählt, woraufhin dieser ihr direkt die Wohnung kündigen will. Die Gemüter beruhigen sich allerdings, als sich der Untermieter als hübsche Silke Seefeldt (Nicki Burton) entpuppt und alle drei Männer – Tramsen, Brummer und sein Neffe – ihr komplett verfallen. Und Seefeldt ist sich sicher: Manchmal schadet es auch nicht, die Waffen einer Frau einzusetzen, um den lieben Hausfrieden wiederherzustellen. Und so nimmt die Geschichte um einen Haufen doch sehr ungleicher Nachbarn ihren Lauf.

Das Bühnenbild

Das Bühnenbild (Knut Schakinnis) ist ebenso schlicht wie passend: Links wohnt Herr Brummer, rechts Frau Knoop. Jeder von ihnen hat noch eine zweite Tür zu den untervermieteten Kammern. In der Mitte befindet sich der Treppenauf- und abgang – und somit der regelmäßige Aufenthaltsort von Frau Boldt. Beige und Blau treffen auf dunkle Holztüren, Stufen und Treppengeländer; ein Fenster im Treppenhaus gibt den Blick auf die Häuser in der Nachbarschaft frei. Das wohl wichtigste Bühnenrequisit: die Türklingeln der beiden Mieter. Diese werden im Stück sehr oft gebraucht.

Die Inszenierung

Die Komödie Bremen zeigt den Stoff von Jens Exler in einer doppelt bearbeiteten Version. Die Inszenierung beruht auf einer modernisierten Fassung von Florian Battermann, Komödie-Bremen-Haus-Regisseur Oliver Geilhardt hat den Text noch einmal ein bisschen weiter zurechtgefeilt. Das Ergebnis ist ein Stück, dem es wie schon vor 60 Jahren gelingt zu unterhalten.

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Lilli Schakinnis, seit Kurzem Intendantin in den Theatern ihres Vaters, sorgte für die Kostüme, bei denen sie sich an der Mode zur Entstehungszeit des Stückes orientierte. Sie steckt Silke Seefeldt in leuchtend bunte Kleider, Frau Boldt in eine altbackene geblümte Kittelschürze, und Herrn Brummer schnürt sie eine furchtbare, aber passende Kombination aus Karos und Streifen in schmuddeligen Beigetönen auf den Leib – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er auf Anraten von Silke beschließt, mal zu etwas "Modernerem" zu greifen. Das geht bei dem arglosen Beamten dann völlig in die Hose. Oder, wie Frau Boldt es beschreibt: "Sie sehen ein bisschen aus, wie ein explodierter Wellensittich."

Das Ensemble

Zwar wird dieser Satz schon fast zur Regel, sobald sie auf einer Bremer Bühne steht, aber Ehre, wem Ehre gebührt: Es ist vor allem Martina Flügge zu verdanken, dass "Tratsch im Treppenhaus" so viel Freude bereitet. Die Rolle der Meta Boldt, die natürlich von vornherein so angelegt ist, dass sie für die meisten Lacher sorgt, ist ihr wie auf den Leib geschneidert.

Flügge spielt die lästernde, lauschende Nachbarin mit gewohnt viel Witz und ihrer unverwechselbaren Mimik und Gestik, dank der bisher jedes mit ihr besetzte Theaterstück zu einer sehenswerten Abendunterhaltung geworden ist. Doch auch die anderen Rollen wurden treffend besetzt. Vor allem Marcus Rudolph mimt einen herrlich verschrobenen Ewald Brummer, der glaubwürdig eine breite Palette an Emotionen durchlebt – von wütend über gefühlsduselig bis hin zu volltrunken. Fazit: Das Stück ist nicht nur etwas für Fans des Ohnsorg-Theaters. Und das dürfen sie ruhig weitertratschen.

Info

Weitere Termine für "Tratsch im Treppenhaus" in der Komödie Bremen unter www.packhaustheater-im-schnoor.de.

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