Das Werk "Landschaft" von Olga Bontjes van Beek ist eins der ältesten in den Beständen der Städtischen Galerie. Seit 1951 befindet sich das ganz im Stil der Worpsweder Malschule gehaltene Ölgemälde der prominenten Künstlerin in der Sammlung.
Was ist zu sehen?
Ob das Bild tatsächlich "Landschaft" heißt, ist laut Angela Tietze von der Städtischen Galerie, nicht hundertprozentig sicher. Es werde auf jeden Fall im Verzeichnis unter diesem Titel geführt, und wenn man einen Blick darauf wirft, ist diese Beschreibung nicht abwegig. Zu sehen sind zwei schwarzbunte Kühe auf einer von Bäumen gesäumten Weide an einem sonnigen Tag, allerdings ist vieles nur angedeutet. An den Strukturen des Bildes könne man erkennen, dass Bontjes van Beek in die Ölfarbe Sand eingearbeitet habe, so Tietze. Bei der Gestaltung des Fells der Kühe habe sie zudem mit einem pastosen Farbauftrag experimentiert: "Der Eindruck ist fast haptisch." Außerdem: Je weiter entfernt von dem Bild man sich befindet, desto deutlicher sind die Kühe zu erkennen. Geht man näher heran, werden sie beinahe zu Farbflecken. Der Ankaufspreis 1951 betrug übrigens 200 DM.
Wer war Olga Bontjes van Beek?
Olga Bontjes van Beek (1896-1995) stammte aus Fischerhude und ist dem stilbildenden Kreis der Worpsweder Malschule zuzurechnen. Sie sei aber auch darüber hinaus gut vernetzt gewesen, so Ingmar Lähnemann, Leiter der Städtischen Galerie. Sie war beispielsweise mit dem Dadaisten Kurt Schwitters befreundet und war nicht nur Malerin, sondern auch ausgebildete Tänzerin; sie studierte bei Isadora Duncan. Bontjes van Beek stammte aus einer Künstlerfamilie, ihr Vater war Heinrich Breling, und auch von ihrer Tochter Mietje (1922-2012) finden sich Werke in der Sammlung der Städtischen Galerie.
Sind Motiv und Gestaltung typisch für ihr Werk?
Durchaus, denn Bontjes van Beek malte bevorzugt Landschaften, hinzu kamen Städtebilder, Porträts und Stillleben. Und auch das Düstere und Schwermütige passt nicht nur zu Bontjes van Beeks Werk, sondern kennzeichnet grundsätzlich die Worpsweder Malschule. "Das Bild wird ursprünglich noch farbiger gewesen sein als es sich jetzt präsentiert", ist sich Ingmar Lähnemann zudem sicher; leider sei es in den vergangenen Jahrzehnten etwas verschmutzt. Trotzdem könne man beispielsweise anhand der sich als leuchtender Farbklecks präsentierenden Sonne die originale Strahlkraft noch sehr gut nachvollziehen.
Wie ist das Werk in die Sammlung geraten?
Das ist nicht ganz klar. Ingmar Lähnemann geht davon aus, dass es auch Anfang der 1950er-Jahre bereits eine Art Künstlerförderung gegeben hat, beispielsweise aus Anlass von Jubiläen und von Ausstellungen, ab und an auch als dezidierte Auftragsarbeiten. Auf der Rückseite von "Landschaft" findet sich zudem die Aufschrift "E. Schütte, Zimmer 47", was darauf hindeutet, dass das Bild damals zumindest zeitweise in einem städtischen Büro hing als Ausleihe. Dem damals gängigen Kunstgeschmack dürfte es, obwohl ein beliebtes Motiv, mit seiner fast schon ins Abstrakte reichenden Gestaltung nicht unbedingt entsprochen haben, ist sich Angela Tietze sicher.