Drei fröhlich grinsende Herren und eine rot markierte Flugroute quer über den Atlantik – das zeigt das Werk von Ulrich Precht. Was es über die Arbeit zu wissen gibt.
Wie ist das Werk entstanden?
Die Arbeit ”Ozeanflieger - Flugroute der Bremen” von Ulrich Precht entstand 1991/92 im Rahmen des Projektes "Künstlerische Gestaltung Tivoli-Hochhaus", bei dem sich sechs Künstler und Künstlerinnen mit den Räumlichkeiten des Gebäudes am Bahnhofsplatz auseinandersetzen und sie mit Kunst ausstatteten. Neben Ulrich Precht waren noch Susanne Bollenhagen, Ulrike Bulla, Manfred Hinken, Renate Kirchheim und Monika Ratering beteiligt. Diese Arbeit von Ulrich Precht hing lange im 15. Stockwerk des Hauses. Das Thema habe er gewählt, weil es sich um eine Bremensie handelt, sagt Precht selbst. Fast wie eine kleine Collage setzt sich die Arbeit aus mehreren Elementen zusammen: Die drei Männer im oberen Bereich malte Precht auf kleine quadratischer Leinwände. Die untere Hälfte des Werkes, auf der eine Route quer über den Atlantik rot markiert ist, umgeben von schwarzen Landmassen, besteht aus Holz.
Wer sind die drei Männer auf dem Bild?
Im April 1928 starteten Hermann Köhl als Flugkapitän, Günther Freiherr von Hünefeld als Navigator und der Ire James C. Fitzmaurice als Co-Pilot einen Flug von Baldonell bei Dublin und landeten 36 Stunden später auf der Insel Greenly Island in Neufundland. Es war die erste Atlantiküberquerung in Ost-West-Richtung. Ihr Flugzeug: die Junkersmaschine W-33 Bremen. Genau von diesem Flug erzählt Prechts Bild. Außerdem, sagt der Künstler selbst, habe ihn die Physiognomie des Freiherrn von Hühnefeld sehr fasziniert. 2002 schuf Precht weitere Aquarelle der drei Männer.
Wer ist Ulrich Precht?
Der freischaffende Bremer Künstler Ulrich Precht wurde 1956 geboren und hat nach eigener Aussage schon als Kind gern gezeichnet. Er studierte von 1981 bis 1988 an der Hochschule für Künste Bremen, wo ihn die Professoren Wolfgang Schmitz und Peter Schaefer maßgeblich beeinflusst haben. Er betreibt neben anderen Künstlern die Bremer Produzentengalerie GaDeWe in Walle. Künstlerporträts sind seit vielen Jahren eines seiner Markenzeichen: Komponisten, Dichter und Philosophen, gezeichnet mit ganz unterschiedlichen Materialien und immer so, dass auch die Persönlichkeit des jeweiligen Künstlers Teil des Bildes ist. Doch es gibt auch von Precht gezeichnete Akte. Ebenso Fotografien von Szenen, die er gerne bei seinen Fahrradtouren durchs Blockland einfängt oder Landschaftszeichnungen, die einfach so in seinem Kopf entstehen: mal in Pastelltechnik, mal als Rötelzeichnung, mal mit dem Lithostift oder als Siebdruck angefertigt.
Warum wusste die Städtische Galerie erst nicht, von wem die Arbeit stammt, als sie 2023 aus dem Depot geholt wurde?
Ingmar Lähnemann und Angela Tietze von der Städtischen Galerie fanden das Werk ohne Inventarnummer und ohne weitere Aufzeichnungen im Depot. Der einzige Anhaltspunkt: Auf den Mittelstreben aus Holz, auf der Rückseite des Bildes, stand klein der Vermerk "Carstensen". Also fragten die Galeriemitarbeiter beim Bremer Künstler Jan Carstensen an, ob er etwas mit der Arbeit zu tun hat. Hatte er nicht, oder zumindest nur indirekt. Alles andere hätte die Experten auch gewundert, immerhin passt die Arbeit so gar nicht zu Carstensens sonstigem Stil. Helfen konnte der Künstler trotzdem: Er teilte sich einst ein Atelier mit Ulrich Precht. Carstensens Name stand nur auf den Streben, weil er damals die Holzlieferung annahm, von der zumindest ein Teil später für diese Arbeit verwendet wurde. Ein Glück, dass der Künstler sich daran noch erinnern konnte.