Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Songs?
Alenna Rose: Aus dem eigenen Leben, etwa aus prägenden Beziehungen. Bei unserem letzten Song, "Einskommafünf", war es die ganze Umgebung, in der wir gerade leben. Der Weltschmerz, den viele spüren. Und wir machen uns mit den eigenen Songs vielleicht auch ein bisschen mehr Hoffnung. Wir glauben, dass es besser wird, wir wollen das und stehen dafür ein.
"Einskommafünf" handelt vom Klimawandel, und davon, dass es irgendwann zu spät ist, um noch etwas dagegen zu unternehmen. Beschäftigt Sie das Thema sehr?
Juri Reckeweg: Das Thema ist omnipräsent.
Tammo Reckeweg: Ich bin letztes Jahr Vater geworden. Wenn man ein Kind hat, rückt es das Thema nochmal stark in den Fokus. Ich würde uns auch nicht als große Aktivisten bezeichnen. Wir haben einen Song geschrieben, andere gehen vielleicht zur Demo. Aber es ist gerade ein Thema, das nicht weniger, sondern mehr wird.
Man hört sehr viel Frust in dem Song.
Tammo Reckeweg: An manchen Tagen möchte man nach dem Checken der Nachrichtenlage alles ausmachen, das Licht löschen und sich denken: Eigentlich war es das jetzt.
Alenna Rose: Am Ende des Tages darf man auch traurig und frustriert sein. Sich einfach einen Tag zurückziehen und sich Zeit nehmen: Das braucht man manchmal auch. Und auf der anderen Seite ist es wichtig, sich immer wieder klarzumachen, dass es noch Hoffnung und eine Chance für den Planeten gibt.
Wird Lenna in Zukunft mehr politische Songs veröffentlichen?
Tammo Reckeweg: Wir haben das immer mal gemacht, es ist nicht das erste Mal, dass eine politische Haltung in unserer Musik deutlich wird. Aber das sind die Songs, die oft etwas länger brauchen.
Sie sagen über Ihre Musik, dass Lenna Powerpop macht. Was heißt das genau?
Alenna Rose: Unser Bandgefüge sorgt dafür, dass unsere Songs nach vorne gehen. Das heißt nicht unbedingt immer, dass die Songs ein schnelles Tempo haben. Die Kraft kann auch in den Balladen liegen. Die haben auch Power. Deswegen ist es nicht nur Deutschpop, sondern deutscher Powerpop.
Lenna gibt es schon einige Jahre. Wie hat die Musik sich verändert seit der Bandgründung 2013?
Alenna Rose: Was mich als 14- und 15-Jährige bewegt hat, ist oft etwas anderes, als was mich jetzt als fast 25-Jährige bewegt. Wir sind mit der Musik erwachsen geworden. Früher haben uns politische Themen zwar beschäftigt, sie waren aber nicht so viel im Blickfeld. Und natürlich schreibt man Heartbreak-Songs mit 15 Jahren, aber die fühlen sich anders an. Weil Beziehungen anders laufen.
Sie sind seit einer Weile nur noch zu dritt unterwegs, ohne den Bassisten Florian Mitz. Fühlt sich das noch merkwürdig an?
Tammo Reckeweg: Ganz früher waren wir mal zu fünft. Natürlich ist es auch immer ein Verlust, wenn jemand geht. Es hat ein paar Wochen gedauert, bis wir uns wiedergefunden haben. Auch musikalisch, weil sich die Musik verändert. Wo früher noch mehr handgemacht war, sind jetzt ein paar mehr elektronische Elemente in der Musik. Mittlerweile haben wir uns aber sehr gut eingespielt.
Mit welchem Gefühl schauen Sie auf die Breminale?
Alenna Rose: Mit einem sehr, sehr guten! Die Vorfreude ist groß. Ich bin selber großer Breminale-Fan und als Besucherin gerne da. Das Schöne ist: Man muss sich gar nicht groß einen Zeitplan runterladen. Sondern geht einfach hin, holt sich sein Handbrot, trifft viele Leute, die man kennt und genießt die Musik.
Es ist auch nicht Ihr erster Auftritt auf der Breminale.
Tammo Reckeweg: Bei einem früheren Auftritt gab es ein ganz schlimmes Unwetter, der Auftritt wurde um 20 Minuten verschoben. Das Zelt war brechend voll. Einerseits, weil draußen schlechtes Wetter war. Andererseits, weil die Menschen aus den Zelten ausgesperrt wurden, eine Zeit lang. Das war ein krasser Auftritt für uns. Solche Wetterereignisse schweißen zusammen: Da gibt es noch einmal ein größeres Gemeinschaftsgefühl.
Das Gespräch führte Sophia Allenstein.