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Musikfest Bremen Misc: Jazz mit Unschärfe und Offenheit

Die Band Misc aus Kanada überzeugte mit ihrer Offenheit beim Musikfest Bremen. In ihrem aktuellen Album thematisieren die Musiker die weltweiten Krisen und rufen zur Solidarität auf.
31.08.2022, 17:44 Uhr
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Von York Schaefer

Von Oscar Peterson über Keith Jarrett bis zu E.S.T. – das Trio in der Besetzung Piano, Bass, Schlagzeug ist ein Dauerbrenner der Jazzgeschichte. In den vergangenen bald 20 Jahren hat die Anzahl an Pianotrios dabei fast schon inflationäre Ausmaße angenommen. Exzellentes steht hier neben Redundantem, die stilistischen Varianten bewegen sich zwischen progressiver und eher konservativer Ausrichtung, vor allem Einflüsse aus Rockmusik und Elektronik waren und sind en vogue. 

So braucht es immer wieder Bands wie Misc aus Kanada, die dem Jazz allgemein und speziell dem Pianotrio eine produktive Unschärfe und Offenheit bescheren und deshalb gut in die Surprise-Reihe des Musikfestes passen. Schon beim ersten Stück „Le Preacher“ des Trios aus Montreal im BLG-Forum wird eine wütend-agitierende Stimme zugeschaltet, die – soweit man das zuordnen kann – den momentanen Zustand der Welt beklagt.

Weltweite Krisen

Auf ihrem dritten Album „Partager l’ambulance“ thematisieren Misc (Abkürzung von miscellaneous: Sonstiges) zwar die weltweite Krisensituation aus Kriegen, Klimakrise und Pandemie, rufen aber auch zu solidarischem Verhalten auf: Der aktuelle Albumtitel bedeutet soviel wie „Teilen wir die Ambulanz“. 

Und wenn man so will, üben sich Misc durch ihre vielfältigen, „sonstigen“ Einflüsse aus Techno, Minimal Music und einer Spur Progressive Rock auch selbst in musikalischer Solidarität. Pianist und Keyboarder Jérôme Beaulieu lichtet das häufig dunkel gefärbte Klangbild der Band immer wieder mit flächigen Sounds; dazu passt auch das melodische, locker fließende Cover des Elektronik-Enfant terrible Aphex Twin.

Diffizile Soundgebilde

In einem Stück mit stoischer Basslinie und karger Pianofigur steuert Drummer William Côté rhythmische Geräuschsamples hinzu. Der Song mündet in ein dringlich treibendes Scheppern, das klingt wie eine kakofonische Mahnung an eine Welt aus den Fugen. Zwischendurch verlieren Misc etwas den Faden in ihren diffizilen Soundgebilden und Improvisationen. Für die letzten Songs aber findet das Trio mit mal zackiger, mal schleppender Dynamik zurück in den hypnotischen Groove ihrer düsteren, aber nicht hoffnungslosen musikalischen Vision der Zukunft.

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