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Die Macht der Flammen Was uns an Feuer fasziniert – und was es der Menschheit brachte

Schon ein kurzer Streifzug durch die Geschichte macht deutlich, warum und wie sehr das Feuer Menschen zu allen Zeiten beschäftigt hat. Ein historischer Rückblick.
14.04.2022, 11:24 Uhr
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Was uns an Feuer fasziniert – und was es der Menschheit brachte
Von Jürgen Wendler

Ganz gleich, ob sein Nutzen, seine Gefahren, das Bestreben, es aus naturwissenschaftlicher Sicht besser zu verstehen, oder schlicht die Faszination seines Anblicks im Vordergrund stehen – Gründe, sich vom Feuer in seinen Bann ziehen zu lassen, gibt es viele.

Der Homo sapiens, der anatomisch moderne Mensch, tauchte nach heutigem Kenntnisstand spätestens vor ungefähr 300.000 Jahren auf. Wissenschaftler gehen davon aus, dass schon seine Vorfahren, darunter der Homo erectus, das Feuer zu nutzen wussten. Bereits in der Steinzeit eröffnete es Menschen die Möglichkeit, Nahrung zu garen, was deren Verwertung im Körper erleichterte. Es schützte vor gefährlichen Tieren, lieferte Wärme und konnte eingesetzt werden, um Wälder zu roden und Holz zu bearbeiten.

Was Funken sprühen lässt

Um Feuer zu entfachen, sind im Laufe der Zeit unterschiedliche Techniken entwickelt worden. Eine Möglichkeit besteht darin, Holz zu reiben, eine andere darin, Funken zu erzeugen. In gewisser Weise kam bereits die Praxis von Steinzeitmenschen, ein Feuersteinstück und eine Schwefelkiesknolle gegeneinanderzuschlagen und mithilfe der Funken Holzspäne anzuzünden, dem modernen Feuerzeug sehr nahe – schließlich kommt es auch hier darauf an, dass Funken entstehen. Mit Schwefelkiesknollen konnte erreicht werden, dass kräftig Funken sprühten. Nur mit Feuersteinstücken war dies kaum möglich.

Gelehrte der Antike wie der griechische Philosoph Aristoteles (384 bis 322 vor Christus) nahmen an, dass die Welt aus vier Grundelementen aufgebaut sei: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Wenn moderne Naturwissenschaftler von Elementen sprechen, verbinden sie damit jedoch etwas anderes, nämlich Stoffe, die sich mit chemischen Methoden nicht weiter zerlegen lassen. Derzeit sind 118 Elemente bekannt, von denen 94 unter natürlichen Bedingungen auf der Erde vorkommen. Dass bei Verbrennungsvorgängen neben brennbaren Materialien das Element Sauerstoff eine zentrale Rolle spielt, ist erst seit dem 18. Jahrhundert bekannt.

Bahnbrechende Entdeckung

Wer eine brennende Kerze in ein Glas stellt und dieses dann mit einem Deckel verschließt, stellt fest, dass die Flamme nach kurzer Zeit erlischt. Daran lässt sich ablesen, dass bei der Verbrennung ein Stoff benötigt wird, der sich in der Luft befindet und in dem geschlossenen Glas nach kurzer Zeit aufgebraucht ist. Der französische Chemiker Antoine Lavoisier (1743 bis 1794) fand heraus, dass es sich dabei um Sauerstoff handelt.

Bei einem Feuer verbindet sich der Sauerstoff aus der Luft mit Stoffen aus dem Brennmaterial. Kohle und Holz zum Beispiel enthalten Kohlenwasserstoffe, die sich bei der Verbrennung mit dem Sauerstoff zum Treibhausgas Kohlendioxid und Wasser verbinden. Wird Wasserstoff verbrannt, entsteht Wasser, dessen Moleküle aus einem Sauerstoff- und zwei Wasserstoffatomen bestehen. Bei einem Feuer werden Luftschichten in der unmittelbaren Umgebung der Flamme erhitzt und dehnen sich aus. Warme Luft hat eine geringere Dichte als kalte, das heißt: Die erhitzte Luft steigt auf – mit der Folge, dass Umgebungsluft nachströmen und das Feuer mit dem nötigen Sauerstoff versorgen kann. Das Lodern der Flamme hängt mit solchen Strömungen und dabei auftretenden Geschwindigkeitsunterschieden zusammen.

Von Kienspänen und Fackeln

Während des weitaus größten Teils ihrer Geschichte waren der Menschheit zwar die Details solcher Erklärungen fremd, doch das Feuer geschickt zu nutzen wusste sie dennoch. Als erste Lichtquellen dienten brennende Zweige oder Äste. Schon die Verwendung von Kienspänen, das heißt meist flachen Holzstücken mit einem hohen Harzgehalt, bedeutete einen Fortschritt. Das Harz bewirkt, dass die Späne vergleichsweise langsam abbrennen. Noch leistungsfähiger wird eine solche Lichtquelle, wenn sie mit Pech, Harz oder Asphalt bestrichen wird. Im mittelalterlichen Europa wurden Räume unter anderem mithilfe von Fackeln beleuchtet, die aus einem mit Stroh oder Fasern umwickelten Holzstock bestanden. Dieser wurde mit Pech, Harz oder Fett getränkt. Auch Lampen, in denen Öle oder Fette von Tieren verbrannt wurden, gab es damals.

Holz besteht vor allem aus Zellulose, dem Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände, der aus Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffatomen aufgebaut ist, sowie Lignin, das der Zellwand Stabilität verleiht. Wie hart Holz ist, hängt nicht nur vom Aufbau der Zellen, sondern auch vom Wassergehalt ab. Bei Holz, das nicht lange genug gelagert wurde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es noch viel Feuchtigkeit enthält. Wird es verbrannt, verwandelt sich das flüssige in gasförmiges Wasser, das einen starken Druck ausübt, sprich: Das Holz wird regelrecht gesprengt. Besonders laute Explosionen gibt es, wenn das Holz viel Harz enthält, eine zähe Flüssigkeit, mit der verletzte Pflanzen ihre Wunden verschließen und Krankheitserreger abwehren. Die Harzöle verdampfen und sprengen die Holzstruktur.

Feuer mit symbolischer Bedeutung

Eine Gelegenheit, das Schauspiel lodernder Flammen und knackenden Holzes zu genießen, bieten die Osterfeuer. Sie zeugen zugleich von der Symbolkraft, die dem Feuer seit langer Zeit beigemessen wird. Menschen verbinden mit ihm neben Zerstörung auch Reinigung und Erneuerung. So wurden schon in vorchristlicher Zeit im Frühjahr Feuer angezündet, die als Zeichen für das neu erwachende Leben und die Kraft der Sonne galten. Vor mehr als einem Jahrtausend begannen Christen damit, den Brauch des Osterfeuers zu pflegen. Dieses dient ihnen als Symbol für die Wiederauferstehung von Jesus Christus.

Zur Sache

Osterfeuer aus Naturschutzsicht

Während sich viele Menschen an den brennenden Holzhaufen erfreuen, betrachten manche Naturschützer das Geschehen mit Bedauern. "Nicht umsonst sprechen wir im Wald vom ökologischen Gold, wenn es um Totholz geht", erklärt Sönke Hofmann vom Bremer Landesverband des Naturschutzbundes Deutschland. Eigentlich sei es zum Verbrennen viel zu schade. In Gärten schüfen geschnittenes Holz und Gestrüpp einen Unterschlupf für Vögel, Tiere wie Igel und Mäuse sowie Insekten. Das heiße auch, dass Holzhaufen unmittelbar vor dem Anzünden unbedingt umgeschichtet werden müssten. Tiere, die sich darin verkrochen hätten, könnten fliehen und davor bewahrt werden, dass das vermeintlich sichere Versteck für sie zu einer tödlichen Falle werde.

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