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Rohstoffe aus der Tiefsee Studie zu Hochtechnologie-Metallen vom Meeresgrund veröffentlicht

Wissenschaftler der Jacobs University sind der Frage nachgegangen, wie viel Gallium und Germanium in den Eisen-Mangan-Krusten am Meeresgrund enthalten ist.
24.05.2022, 00:00 Uhr
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Studie zu Hochtechnologie-Metallen vom Meeresgrund veröffentlicht
Von Jürgen Wendler

Das Interesse an der Tiefsee hat nicht zuletzt deshalb zugenommen, weil dort Rohstoffe lagern. So enthalten Eisen-Mangan-Krusten – harte Beläge, die sich an untermeerischen Bergen bilden – sowie Manganknollen eine Reihe von Stoffen, die in der Industrie eine bedeutende Rolle spielen. Sowohl in den Krusten als auch in den Knollen sind beispielsweise neben Mangan und Kobalt große Mengen an Eisen zu finden. Mangan und Eisen kommen in der Stahlindustrie zum Einsatz, und Kobalt lässt sich als Bestandteil besonders fester Werkstoffe nutzen. Weil digitale und andere moderne Technologien mit einem hohen Rohstoffbedarf verbunden sind, gehen Fachleute davon aus, dass in naher Zukunft auch in der Tiefsee Bergbau betrieben wird. Wegen der zu erwartenden Umweltfolgen stoßen solche Vorhaben allerdings auf erhebliche Kritik, unter anderem bei Umweltverbänden.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Mengen an Rohstoffen so groß sind, dass ihr Abbau den damit verbundenen Aufwand rechtfertigt. Wie berechtigt sie ist, zeigen aktuelle Veröffentlichungen von Forschergruppen um Katharina Schier und David Ernst sowie die Professoren Michael Bau und Dieter Garbe-Schönberg von der Jacobs University. In ihren in den Fachjournalen "Geochimica et Cosmochimica Acta" sowie "Chemical Geology" vorgestellten Studien beschäftigen sich die Wissenschaftler mit den Konzentrationen der beiden Metalle Gallium und Germanium in Eisen-Mangan-Krusten. Beide Rohstoffe spielen zum Beispiel für die Halbleiterindustrie und die Photovoltaik eine wichtige Rolle.

Nach Angaben der Jacobs University stammten im Jahr 2020 zwei Drittel des weltweit gewonnenen Germaniums aus China. Beim Gallium habe der Anteil des asiatischen Landes sogar bei 97 Prozent gelegen. Die US-Regierung und die Europäische Union hätten die Metalle in ihre Listen kritischer Rohstoffe aufgenommen, und mit großem Aufwand werde in aller Welt nach Lagerstätten gesucht. Dass Eisen-Mangan-Krusten in dieser Hinsicht eine Quelle von begrenztem Nutzen sind, belegen die Bremer Wissenschaftler. Ihnen gelang es mithilfe neuer Analysemethoden, die Gehalte an Gallium und Germanium in den Krusten verlässlich zu bestimmen. Die Konzentrationen sind nach ihren Erkenntnissen zu niedrig.

Welche Risiken mit Bergbauaktivitäten am Meeresgrund verbunden wären, haben in den vergangenen Jahren unter anderem Studien verdeutlicht, die sich mit einem Gebiet mit Manganknollen im südöstlichen Pazifik beschäftigen. Dort war 1989 zu experimentellen Zwecken Meeresboden mit schwerem Gerät umgepflügt worden. An der Erforschung der Auswirkungen dieses Eingriffs waren auch Mitarbeiter des Bremer Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie beteiligt. Wie die Wissenschaftler unter anderem feststellten, hatte sich die Gemeinschaft der Mikroorganismen im Bereich der Pflugspuren selbst Jahrzehnte nach dem Eingriff noch nicht wieder erholt. Vielschichtiger als bei den Mikroorganismen gestaltete sich das Bild bei den höheren Lebewesen. Manchen Tierarten hatten die menschlichen Eingriffe geschadet, anderen offenbar nicht. Insgesamt verzeichneten die Forscher eine verringerte Artenvielfalt. Diese profitiert von den Knollen, wie die Arbeiten zeigten.

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