ist in Berlin geboren und spielt seit ihrem elften Lebensjahr Theater. 2021 bis 2025 studierte sie Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit dieser Spielzeit gehört sie zum Schauspielensemble des Theaters Bremen. Außer in der "Kopenhagen-Trilogie" wird sie in der "Unendlichen Geschichte" als Atreju und bei der Wiederaufnahme von "Emilia Galotti" als Prinz auftreten.
Frau Floßmann, "Die Kopenhagen-Trilogie" der 1976 gestorbenen dänischen Autorin Tove Ditlevsen wird auch bei uns viel beachtet, seit sie Anfang 2021 in deutscher Sprache erschienen ist. In Frankfurt und München gab es schon Bühnenversionen, jetzt treten Sie mit Irene Kleinschmidt und Lisa Guth in einer neu erstellten Theaterfassung am Theater Bremen auf. Was macht den Reiz dieser drei autobiografischen Bücher aus?
Emma Floßmann: Es stecken mindestens drei Leben drin: Tove Ditlevsen hat einfach wahnsinnig viel erlebt. Sie wird im Arbeitviertel Vesterbro in Kopenhagen geboren. Ihr Vater, ein Sozialdemokrat, führt sie an die Literatur heran. Sie will schon, als sie noch ganz jung ist, Dichterin werden. Diesen Traum verfolgt sie, obwohl sie nach der achten Klasse die Schule verlassen und als Hausangestellte und Bürogehilfin arbeiten muss. Dazu kommen vier Ehen und ihre Abhängigkeit.
Was ist da passiert?
Sie heiratet zunächst als 20-Jährige ihren 30 Jahre älteren Verleger, dann einen Studenten, mit dem sie zeitweise sogar auch eine offene Beziehung ausprobiert und eine Tochter – Helle – hat, danach den Arzt, durch dessen morphiumähnliches Schmerzmittel sie nach einer Abtreibung süchtig wird. Sie wird wieder clean, und an diesem Punkt endet die "Kopenhagen-Trilogie". In ihrem richtigen Leben fängt dort ihre vierte und längste Ehe an, die unter anderem durch ständige Rückfälle in die Sucht belastet war.
Ständiges Scheitern, eine ewige Suche nach Verständnis und Wärme: Wie setzt man das auf der Bühne um?
Ich würde das nicht als ständiges Scheitern beschreiben, sondern als das Erzählen eines komplexen Lebens. Regisseurin Anja Behrens, die in Dänemark studiert hat und Ditlevsens gesamtes Werk kennt, hat mit Dramaturgin Regula Schröter eine Fassung erstellt, die wir im Probenprozess immer mehr abgeschliffen haben. Für einen pausenlosen Zwei-Stunden-Abend muss man einiges weglassen, um eine stringente Geschichte zu erzählen und das Publikum nicht zu verlieren. Wir halten uns an die Original-Chronologie, haben aber viel aus dem zweiten Band weggekürzt, in dem sie ihre beruflichen Versuche und ersten sexuellen Erfahrungen beschreibt. Dafür nehmen wir einige Gedichte hinein, die gerade erst übersetzt werden und sehr aktuell wirken.
Sie spielen zu dritt. Wie ist die Rollenverteilung?
Ursprünglich war ich als Jüngste für die "Kindheit", das erste Buch, angesetzt, Lisa Guth für die "Jugend", das zweite Buch, und Irene Kleinschmidt für die "Abhängigkeit", Buch drei. Aber inzwischen haben sich die Grenzen verwischt. Wenn drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen auf der Bühne stehen und keine etwas alleine tut, sieht man ein und dieselbe Person gleichzeitig aus mehreren Perspektiven. Die Figur kann sich aus mehreren Lebensphasen selbst bespiegeln. Diese Komplexität ist eine Chance, die nur das Theater bietet.
Wie fasziniert Sie an Tove Ditlevsen am meisten?
Sie war eine total humorvolle Frau, eine Riesenromantikerin. Gleichzeitig eine große Pragmatikerin, die etwas Hartes und Schonungsloses an sich hatte: Über ihre Drogensucht hat sie sehr offen und unsentimental geschrieben. Sie war wahnsinnig ehrlich – zu sich und anderen. Sie wusste immer, was sie kann, musste sich aber in der intellektuellen Welt behaupten, in der sie nie richtig ernst genommen wurde. Mich hat am meisten beeindruckt, dass sie sich nie selbst leidtut und sich immer wieder selbst aus der Schlinge zieht. Sie war ein literarisches Meistertalent, sie hat unfassbare Sätze geschrieben.