Im 2015 beschlossenen Pariser Klimaabkommen hat sich die Weltgemeinschaft auf das Ziel verständigt, den globalen Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius und nach Möglichkeit sogar unter eineinhalb Grad zu beschränken. Dass die 1,5-Grad-Grenze im globalen Maßstab schon bald erreicht werden könnte, legen Daten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) nahe. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in einem der nächsten fünf Jahre geschehen wird, bezifferte die Organisation kürzlich auf 50 zu 50. Dabei wies sie ausdrücklich darauf hin, dass ein einzelnes Jahr mit einem Wert über 1,5 Grad noch nicht bedeute, dass diese Grenze dauerhaft überschritten wäre.
Bei ihren Aussagen über mögliche künftige Szenarien beziehen sich Klimaforscher auf Computerberechnungen, denen unter anderem gesammelte Wetterdaten und Annahmen zugrunde liegen, etwa zur Entwicklung des Treibhausgasausstoßes. Was genau geschehen wird, können die Wissenschaftler nicht mit Gewissheit sagen. Sie sprechen deshalb nicht von Vorhersagen, sondern von Projektionen, also möglich erscheinenden Entwicklungen.
Solche Projektionen gibt es auch für die verschiedenen Gebiete Deutschlands. So haben Experten des zum Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht gehörenden Climate Service Centers Germany (GERICS) auf der Grundlage verschiedener Berechnungsmodelle sogenannte Klimaausblicke veröffentlicht, das heißt detaillierte Informationen darüber, wie sich das Klima in den verschiedenen Regionen Deutschlands bis zum Ende des 21. Jahrhunderts entwickeln könnte. Auch hierzulande, so die Fachleute, betrage die Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau bereits etwa 1,5 Grad.
Für Bremen und die angrenzenden Landkreise geben die Wissenschaftler die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur für den Zeitraum von 1971 bis 2000 mit 9,1 Grad an. Die niedrigste monatliche Durchschnittstemperatur sei im genannten Zeitraum mit 1,5 Grad für den Januar, die höchste mit 17,2 Grad für den Juli ermittelt worden.
Für die künftige Entwicklung haben die Forscher drei Szenarien berechnet. Bei einem davon steigen die Treibhausgasemissionen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts weiter an. Beim zweiten kommt es nach einem weiteren leichten Anstieg um 2050 herum zu einer Trendwende, und beim dritten gelingt es, die Emissionen zu verringern. In ihren Analysen gelangen die Experten zu dem Schluss, dass die Temperatur der Luft in Bodennähe im Bremer Raum Mitte dieses Jahrhunderts um 0,3 bis 2,9 Grad höher liegen könnte als im Vergleichszeitraum von 1971 bis 2000 – abhängig vom jeweiligen Berechnungsmodell und Szenario. Für das Ende des 21. Jahrhunderts wird eine Spannbreite von 0,3 bis 4,8 Grad genannt.
Ob es in Bremen und den angrenzenden Landkreisen mehr oder weniger Niederschläge geben wird, ist den Berechnungen zufolge unklar. Für das Ende des 21. Jahrhunderts bewegen sich die Ergebnisse zwischen einer Abnahme der Niederschlagsmenge pro Jahr um 12,6 und einer Zunahme um 29,8 Prozent, für die Mitte des Jahrhunderts zwischen einer Abnahme um 7,8 und einer Zunahme um 18 Prozent.