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Im Gröpelinger Apfelkulturparadies können die Kleinen aus der Umgebung ihr eigenes Obst ernten Malerisches Grün für die Stadtkinder

Auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück an der Basdahler Straße wachsen seit diesem Jahr 13 verschiedene Apfelsorten. Dass das Gelände nun zum "Apfelkulturparadies" entwickelt wird, haben die Gröpelinger dem Bau der sogenannten Hafenrandstraße zu verdanken. Diese Maßnahme war seinerzeit nämlich mit der Bedingung verknüpft, grüne Ausgleichsflächen zu schaffen. Und das wird jetzt, Jahrzehnte später, realisiert.
23.07.2012, 05:00 Uhr
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Von Anne Gerling

Auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück an der Basdahler Straße wachsen seit diesem Jahr 13 verschiedene Apfelsorten. Dass das Gelände nun zum "Apfelkulturparadies" entwickelt wird, haben die Gröpelinger dem Bau der sogenannten Hafenrandstraße zu verdanken. Diese Maßnahme war seinerzeit nämlich mit der Bedingung verknüpft, grüne Ausgleichsflächen zu schaffen. Und das wird jetzt, Jahrzehnte später, realisiert.

Ohlenhof. Bei strahlend blauem Himmel wurde jetzt in Gröpelingen ein kleines Paradies eingeweiht – das "Apfelkulturparadies", um genau zu sein. Auf diesem malerischen Grundstück an der Basdahler Straße 11 können Stadtkinder ab sofort ihr eigenes Obst ernten. Und das haben sie letztendlich dem Ausbau der Hafenrandstraße Anfang der 1980er-Jahre zu verdanken, denn laut Planfestlegungsbeschluss von 1990 wurde das Grundstück als Ausgleichsfläche für den dritten Bauabschnitt der sogenannten Hafenrandstraße bestimmt. Jetzt wurde die Ausgleichsmaßnahme für einen Teil der vierspurigen Straße endlich realisiert und die Obstwiese mit alten Obstsorten regionaler Herkunft angelegt.

Bis November 2010 stand dort die alte "Werftvilla" von Richard Unger, der von 1887 bis 1912 Direktor der AG-Weser war. Er hatte die Villa in der heutigen Basdahler Straße, die damals noch Lobbendorferstraße hieß, für sich und seine Familie erbauen lassen, als die Werft zwischen 1902 und 1905 von der Stephanikirchenweide, wo sie damals zwischen dem heutigen Kellogg-Komplex und der Kirche ansässig war, aus Platzgründen nach Gröpelingen umzog. Nachdem es nicht gelungen war, das Gebäude zu erhalten, war nach seinem Abriss im November 2010 überlegt worden, das 3000 Quadratmeter große Grundstück als Ausgleichsfläche für den dritten Bauabschnitt der Hafenrandstraße in einen Wald oder eine – pflegeintensivere – Streuobstwiese zu verwandeln.

Patenschaft übernommen

"Als wir anfingen, konnten wir uns das alles noch nicht so recht vorstellen. ‚Wann kommen die Bäume in die Erde?‘ fragten wir uns, denn erst gab es einen lauwarmen Dezember und dann wurde es richtig kalt und die Pflanzballen lagen auf der gefrorenen Erde", schildert Edelgard Hemmer vom Verein Kultur vor Ort, der die Patenschaft für die Obstwiese übernommen hat und sich nun um Obhut und Pflege des Geländes kümmert. Der Verein möchte im Apfelkulturparadies Kindern spielerisch die Natur näherbringen und das Areal gemeinsam mit ihnen zu einem "grünen Kleinod" inmitten der Stadt entwickeln, da passt es gut, dass das Apfelkulturparadies zu Fuß nur 15 Minuten vom Atelierhaus Roter Hahn entfernt ist.

Angelegt wurde die Streuobstwiese gemeinsam mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) und dem Stadtgrün-Nachfolger Umweltbetrieb Bremen (UB). Seit den Osterferien haben die Kinder laut Christiane Hahn-Büthe von Kultur vor Ort daran gearbeitet, dass das Gelände am Tag der Eröffnung nun schon richtig paradiesisch aussah.

Unter den Gästen war auch Umweltstaatsrätin Gabriele Friderich, die unterstrich: "Ich weiß, wie wunderbar es für Kinder ist, einen solchen Ort zu haben. Natur und Grün sind in der Stadt wichtig!" "Dieses Grundstück war lange Jahre ein Abenteuerspielplatz - jetzt wird es einer Nutzung zugeführt", freute sich auch Dieter Adam (SPD), Sprecher des Beirats Gröpelingen.

Trotz des kalten Winters haben übrigens tatsächlich alle neuen Bäume überlebt: 13 verschiedene Apfelsorten wachsen nun neben Mirabellen, Pflaumen, Kirschen, Himbeeren und Brombeeren auf dem Gelände – dabei haben die Organisatoren insbesondere auch alte Bremer Sorten wie etwa den "Roten Glockenapfel" angepflanzt. Bewusst wurde außerdem beim Pflanzen darauf geachtet, dass zwischen den Bäumen genügend Platz bleibt, um zu spielen oder Staffeleien aufzustellen. Was Edelgard Hemmer besonders freut: "Ich hatte mir unbedingt einen Maulbeerbaum gewünscht, wie ich ihn im Urlaub im Süden kennengelernt hatte, aber da hieß es von allen Seiten: ‚So was wächst doch hier im Norden nicht!‘ Jetzt haben wir aber entdeckt: Auf dem Gelände steht schon ganz lange ein alter Maulbeerbaum!"

Dessen Früchte, die aussehen wie längliche Brombeeren und während des Reifungsprozesses ihre Farbe von weiß über rot zu schwarz verändern, konnten die Besucher dann auch direkt kosten. Die bewunderten außerdem eine mehr als 100 Jahre alte stattliche Blutbuche auf dem Gelände des benachbarten Diakonissenmutterhauses, das versteckt gelegene Toilettenhäuschen und die schöne alte Wasserpumpe, die bereits im Apfelkulturparadies installiert wurde. "Dafür wünschen wir uns jetzt noch einen Trog aus Holz", so Edelgard Hemmer.

In der letzten Augustwoche sind Eltern und Kinder im Rahmen des Familiensommerferienprogramms eingeladen, täglich von 16 bis 19 Uhr unter fachkundiger Anleitung auf dem Gelände ein Baumhaus zu zimmern; außerdem gibt es Spiele und Kunstaktionen vom Kinder- und Jugendatelier von Kultur vor Ort. Perspektivisch sollen Eltern das Gelände in Absprache auch eigenständig nutzen können, um dort zum Beispiel Kindergeburtstage zu feiern. Info und Anmeldung unter Telefon 6197727 oder aber im Internet unter www.kultur-vor-ort.com.

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