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Gesichter der Stadt: Janine Jaeggi hat mit ihrer Gruppe drei Wochen bei Circus Roncalli in Wien gearbeitet Manege frei für Stelzen-Art

Bremen. Einmal im Leben beim Zirkus arbeiten – diesen Traum konnte sich die Bremer Künstlerin Janine Jaeggi im September verwirklichen. Als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Zirkus und probte mit ihren Schwestern für ein eigenes Zirkusprogramm.
28.10.2016, 00:00 Uhr
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Von Isabel d‘Hone

Bremen. Einmal im Leben beim Zirkus arbeiten – diesen Traum konnte sich die Bremer Künstlerin Janine Jaeggi im September verwirklichen. Als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Zirkus und probte mit ihren Schwestern für ein eigenes Zirkusprogramm. Als Bernhard Paul, Gründer und Direktor von Circus Roncalli anfragte, ob ihre 2001 gegründete Gruppe Stelzen-Art für ein dreiwöchiges Engagement zur Verfügung stehe, sagte Janine Jaeggi begeistert zu. In ihren Stelzenkostümen verzauberten sie und drei Kollegen die Besucher der Jubiläumsshow in Wien.

Es sind viele Fotos, die die 51-jährige Stelzenläuferin und Kostümdesignerin als Erinnerung an diese Zeit gemacht hat. Eines zeigt sie mit ihrem Partner Martin Sasse vor einem Zelt des Circus Roncalli. Sie trägt ein Blumenkostüm, er ist als Schmetterling verkleidet. Zwischen ihnen steht Bernhard Paul und hält sie an den Händen. Jaeggi hat von Mitte September bis Anfang Oktober beim Zirkus gearbeitet – nach ihrer Sommertour durch Ungarn, Kroatien und Österreich.

Vor Beginn der Vorstellung nahmen die Stelzenläufer die Gäste am Eingang des Zeltes in Empfang. Mit ihren aufblasbaren und illuminierten Kostümen sollten sie für eine märchenhafte Atmosphäre sorgen. Von Dienstag bis Sonnabend gab es jeden Tag zwei Vorstellungen und am Sonntag drei. „Wenn wir wollten, konnten wir uns die zweieinhalbstündige Show anschauen“, erzählt Jaeggi. „Es ist eine der schönsten, die sie je hatten. Alles ist so detailverliebt. Manche Nummer konnte ich mir immer wieder ansehen.“

Besonders gerne sah sie den Jongleur Robert Wicke, der ursprünglich vom Straßentheater kommt. Dass die Künstler es schafften, die Vorstellung jedes Mal zu einem besonderen Erlebnis zu machen, bewundert Jaeggi besonders. Wegen der vielen Vorstellungen sei das Zirkusleben sowohl körperlich als auch mental belastend. „Diese Energie hat mich sehr beeindruckt“, sagt sie. „Davor habe ich viel Respekt. Am besten ist es, man liebt das, was man tut.“

Mit wechselnden Kollegen wohnte Jaeggi in einem historischen Packwagen neben den Pferdeställen. „Wir waren mitten drin“, erzählt sie begeistert. „Es ist etwas Besonderes, nach und nach die Leute kennenzulernen.“ So konnte sie den Alltag im Zirkus miterleben: Die Vorbereitungen für die Shows, das Aufräumen nach jeder Vorstellung und die Proben für neue Nummern, die die Artisten nach der letzten Show des Tages einstudierten.

Zu Beginn hatte die Stelzenläuferin noch Schwierigkeiten, die vielen Künstler auseinanderzuhalten. „Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu erkennen, wer sich hinter der Clownsmaske verbirgt“, sagt sie und lacht. „Durch die Kunst entsteht eine Liebesbeziehung zwischen uns Künstlern. Weil wir das machen, was wir lieben, treffen wir uns.“ Daraus entstünden Freundschaften fürs Leben.

Für die gebürtige Schweizerin schließt sich mit der Erfahrung im Zirkus ein Kreis: Bereits als Kind entwickelte sie mit ihren Geschwistern ein eigenes Zirkusprogramm. „Wir haben wochenlang geprobt, ohne die Hilfe von Erwachsenen“, berichtet sie. „Das Gesamtkunstwerk des Zirkus hat mich gereizt. Darin liegen die Wurzeln und die Begeisterung für meine Arbeit.“

Seit über 30 Jahren lebt Janine Jaeggi in Bremen, mit ihrem Partner Martin Sasse leitet sie die Gruppe Stelzen-Art. Mit den aufwendigen Kostümen sind sie weltweit unterwegs. Weil sie in Wien nur zwei Kostüme dabei hatten, war Jaeggi zuerst besorgt, wie das Wetter werden würde. Drei Wochen Arbeit belasten die Stoffe und Lichter sehr. Doch sie hatten Glück: Das Wetter spielte mit, und erst am letzten Tag regnete es. „Nach den drei Wochen wäre ich sehr gerne geblieben“, sagt sie. „Aber wir haben unser Unternehmen in Bremen und viele spannende Projekte.“

Eines davon ist der Bremer Karneval, den sie künstlerisch leitet. Das Motto des 32. Karnevals nächstes Jahr lautet „Wunderwelten“. 100 Gruppen haben sich bereits angemeldet. „Wir möchten die Wunder des Alltags zeigen und etwas gegen die heftigen Nachrichten setzen“, sagt Jaeggi. „Jetzt im Herbst erweitern wir die Kostüme und produzieren neue.“ In der Werkstatt entstehen zurzeit Rentier- und Elfenkostüme, aber auch Figuren, die das Böse symbolisieren, etwa Müll im Meer.

„Weil wir das machen, was wir lieben, treffen wir uns.“ Janine Jaeggi, Stelzenläuferin
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