Erst wenige Tage ist es her, dass Anwohner in der Bremer Überseestadt über zahlreiche Autoaufbrüche klagten. Doch das Problem mit eingeschlagenen Scheiben und Diebstählen scheint noch wesentlich größer zu sein, wie sich jetzt zeigt. So sind nach Angaben von Taxi-Ruf Bremen, dem größten Anbieter der Stadt, allein in den vergangenen zwei Wochen etwa 50 Taxis aufgebrochen worden. Auch Taxi Roland hat zwei Fälle zur Anzeige gebracht. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir in Bremen schon mal ein solches Ausmaß an Aufbrüchen hatten“, sagt Taxi-Ruf-Vorstand Ingo Heuermann dem WESER-KURIER. Der Schaden betreffe laut Heuermann etwa ein Achtel des gesamten Fuhrparks.
Alle Fahrer seien inzwischen sensibilisiert worden und hätten die Anweisung, keine Wertsachen im Innenraum zu lassen. Laut Heuermann hat es die meisten Vorfälle in den Bereichen Steintorviertel, Findorff, Walle und der Überseestadt gegeben. Die Täter hätten sowohl tagsüber als auch nachts zugeschlagen. „Das Ganze mutet schon ziemlich professionell an. Meist wird das kleine Seitenfenster eingeschlagen, dann öffnen die Diebe das Fahrzeug und suchen nach Beute. Das ist eine Sache von Sekunden“, sagt Heuermann. So sei beispielsweise ein Fahrer in Walle von dem Aufbruch überrascht worden, als er von einem kurzen Besuch in einem Kiosk zurückkehrte. Ein Mitarbeiter von Taxi Roland sei mit seinem Wagen direkt vor der Firmenzentrale betroffen gewesen, erzählt Firmenchef Ismail Özbürün.
Polizei bestätigt Zunahme von Kfz-Aufbrüchen
Im Fokus der Täter stehen nach Angaben der Taxiunternehmer vor allem Wertsachen wie Mobiltelefone, Geldbörsen oder Tablets, mit denen die Fahrer ihre Aufträge annehmen. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich nur schwer beziffern. Allein die Scheibe koste zwischen 300 und 400 Euro, wobei in der Regel die Versicherung die Reparatur übernehme. „Hinzu kommt jedoch der Verdienstausfall für die Zeit, in der die Fahrzeuge in der Werkstatt sind“, so Heuermann.
Die Polizei bestätigt auf Nachfrage einen Anstieg der Straßenkriminalität im Vergleich zum Vorjahr, der auch Kfz-Aufbrüche betrifft. Die etwa 50 Taxiaufbrüche konnte ein Sprecher am Donnerstag nicht bestätigen. Das kann aber auch mit der Erfassung der Fälle zu tun haben. Beim Taxi-Ruf Bremen sind knapp 180 Taxiunternehmen mit ihren 414 Taxis angeschlossen. Die Subunternehmer stellen laut Polizei Strafanzeige unter ihrem eigenen Namen, sodass nicht automatisch ersichtlich ist, dass es sich um ein Taxiunternehmen handelt. Unklar ist zudem, ob tatsächlich jeder Fahrer den Schaden der Polizei gemeldet hat.
Etwas mehr Details kann die Polizei inzwischen zu den Vorfällen in der Überseestadt mitteilen. An der Marcuskaje und Am Waller Freihafen hatten Anwohner und Pkw-Besitzer am Wochenende eine ganze Reihe von Autoaufbrüchen festgestellt. Einige Betroffene berichteten davon, ihr Auto habe innerhalb weniger Wochen zum wiederholten Male Schaden genommen.
Drei Tatverdächtige in der Überseestadt ermittelt
Nach Angaben der Polizei ist es in der Überseestadt in den vergangenen Wochen zu Häufungen von Einbruchsdiebstählen in und aus Fahrzeugen gekommen. „Aufgrund polizeilicher Maßnahmen konnten kürzlich insgesamt drei Tatverdächtige unabhängig voneinander gestellt werden“, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke. Die mutmaßlichen Autoaufbrecher seien der Drogen- und Obdachlosenszene zuzuordnen, sodass die Beamten derzeit von Beschaffungskriminalität ausgehen. „Darüber hinaus sind die bekannten Tatverdächtigen in jüngster Vergangenheit einschlägig mit diversen Eigentumsdelikten in Erscheinung getreten und kommen für weitere Taten infrage“, so Haedke weiter. Die Ermittlungen zu den Vorgängen dauerten an.
Beim Taxi-Ruf produziert man aktuell Aufkleber und Flyer mit dem Hinweis, dass im Wageninneren für Diebe nichts zu holen ist. Die Fahrer sollen diese in nächster Zeit in ihre Scheiben kleben und auf dem Armaturenbrett auslegen. Der Zusammenschluss von Taxiunternehmern hat sich an der Polizei in München orientiert, die derzeit ebenfalls vor Taxi-Einbrechern warnt und einen ähnlichen Flyer produziert hat, der abschreckend wirken soll.
Die Täter solcher Delikte zu ermitteln, ist für die Polizei schwierig. Die Aufklärungsquote ist niedrig, da das Entdeckungsrisiko für Täter besonders nachts gering ist und sie häufig Orte bevorzugen, von denen sie schnell entkommen können. „Selten gibt es Zeugen oder gute Täterbeschreibungen“, sagt Polizeisprecherin Haedke. So lag die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr bei 3,6 Prozent. „Werden von uns Brennpunkte erkannt, wirken wir mit Schwerpunktmaßnahmen dagegen und setzen vermehrt zivile Streifen ein“, sagt Haedke weiter.