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Anwohner in Sorge Autoaufbruch-Serie in der Bremer Überseestadt

In der Überseestadt sind am Wochenende zahlreiche Autos aufgebrochen worden. Dabei wurden meist die Seitenfenster der Fahrzeuge zerstört. Die Fälle reihen sich in ein ereignisreiches Wochenende der Polizei ein.
05.09.2023, 05:00 Uhr
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Autoaufbruch-Serie in der Bremer Überseestadt
Von Kristin Hermann

Eine eingeschlagene Autoscheibe ist für jeden Fahrzeughalter ärgerlich, in einer Großstadt wie Bremen kommt das häufiger vor. Der Eindruck, der sich am Wochenende in der Überseestadt bot, ging deutlich über das normale Maß hinaus. Seitenfenster zahlreicher Fahrzeuge, die in der Straße Marcuskaje nahe des Großmarktes geparkt hatten, waren eingeschlagen. Anwohnern und Gästen, die am Sonntag ihren Wagen aufschließen wollten, zeigte sich ein Bild der Verwüstung: Ein Auto nach dem nächsten demoliert, Boden und Fahrzeuginneres übersät mit Glassplittern, viele Wagen waren augenscheinlich durchwühlt worden.

Anwohnerin Berrin Karaarslan traute ihren Augen nicht. „Das muss in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag passiert sein“, sagte sie. Nach eigenen Angaben wurden der 52-Jährigen Gegenstände im Wert von mehreren Tausend Euro entwendet, darunter eine teure Designerjacke, die auf der Rückbank gelegen hatte. Die Polizei hatte ihr einen Zettel auf das Armaturenbrett gelegt, mit der Bitte, sich auf der Wache zu melden. Es ist nicht das erste Mal, dass die Anwohnerin ihren Wagen in diesem Zustand vorfindet. Vor einigen Wochen sei die Scheibe eines Leihwagens eingeschlagen worden, 750 Euro habe sie die Selbstbeteiligung gekostet. Laut Karaarslan waren damals ebenfalls mehrere Autos in der Marcuskaje und umzu betroffen.

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Anwohner berichten von mehreren Vorfällen

Auch Ali Assi meldete sich, um von seinem demolierten Fahrzeug zu berichten. „In der Überseestadt scheinen derzeit ein oder mehrere Kriminelle unterwegs zu sein, die wahllos Autos beschädigen und Scheiben einschlagen“, sagt er. Assi habe am Sonntagmittag einen Schaden an seinem Zweitwagen entdeckt. Gestohlen worden sei jedoch nichts. „Ich habe aus der Nachbarschaft gehört, dass es bereits vor Kurzem ähnliche Vorfälle gegeben hat und alle Wertgegenstände vorsorglich aus dem Auto entfernt.“

Die Einsatzstelle der Polizei sprach am Wochenende von etwa 20 Fällen in der Überseestadt. Sie habe von Beamten eine Zahl von rund 25 betroffenen Autos gehört, so Anwohnerin Karaarslan. Die Pressestelle der Bremer Polizei sah sich hingegen sowohl am Sonntag als auch am Montag auf Nachfrage nicht in der Lage, über die aktuellen Ereignisse zu informieren oder sich grundsätzlich zum Thema zu äußern. Ein Sprecher bestätigte lediglich, dass es am vergangenen Wochenende gehäuft zu Kfz-Aufbrüchen in der Überseestadt gekommen sei und die Ermittlungen andauern. Die Fälle reihen sich in ein ereignisreiches Wochenende der Polizei ein, an dem die Beamten zu rund 1400 Einsätzen ausrücken mussten.

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Immer wieder kommt es zu etwaigen Autoaufbrüchen in der Stadt. Zuletzt war unter anderem die gestiegene Zahl der Diebstähle in Bremer Parkhäusern und Tiefgaragen diskutiert worden. Diese hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht: von 17 im Jahr 2018 auf 293 im vergangenen Jahr. In der polizeilichen Kriminalstatistik sind für das vergangene Jahr knapp 4000 Diebstähle an oder aus Autos verzeichnet. Das sind zwar etwas mehr als in den Coronajahren 2021 (3613) und 2020 (3489), aber  nicht so viele wie etwa 2016, als knapp 7800 Fälle registriert wurden.

Das Thema scheint zahlreiche Bremerinnen und Bremer zu bewegen. In den sozialen Netzwerken wird über einen Beitrag von Anwohnerin Karaarslan diskutiert, Betroffene berichten von ähnlichen Erlebnissen aus anderen Stadtteilen. Worauf die Verursacher aus sind, lässt sich nicht eindeutig sagen. Mal werden Navigationsgeräte, Technik oder Wertsachen entwendet, manchmal scheint es die pure Lust am Vandalismus zu sein. 

Geringe Aufklärungsquote

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Karaarslan und Assi haben inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Viel versprechen sie sich davon nicht, die Ermittlung der Täter ist schwierig. So lag die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr bei 3,6 Prozent. Aus Angst, dass auch sein Neuwagen Schaden nehmen könnte, will Assi sich im nahe gelegenen Parkhaus einen Platz reservieren, der Parkraum an viel befahrenen Straßen sei begrenzt. Auch Karaarslan zieht diesen Schritt in Erwägung. Sie wünscht sich mehr Polizeipräsenz und Videoüberwachung in der Nachbarschaft. „So kann es jedenfalls nicht weitergehen, wir sorgen uns um unsere Sicherheit“, sagt sie.

Ob die Kfz-Versicherung für den Schaden an aufgebrochenen Autos aufkommt, hängt von der jeweiligen Police ab. Diebstahl aus dem Auto ist in der Regel durch die Kfz-Ver­si­che­rung abgedeckt, wenn es sich bei dem entwendeten Gegenstand um ein fest verbautes Fahr­zeug­teil handelt. Dann springt die Teilkasko ein. Darüber sind auch Schäden versichert, die im Zusammen­hang mit dem Diebstahl entstehen – zum Beispiel ein­ge­schla­gene Auto­scheiben. Anders ist es bei mobilen Wertsachen. Betroffene sollten sich in diesem Fall an ihre Hausratversicherung wenden, den Schadensfall bestmöglich dokumentieren und die Polizei hinzuziehen, raten Versicherer.

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