Weidedamm. Vor ziemlich genau neun Jahren stellte das Schwachhauser Architektenbüro Mielke + Freudenberg dem Findorffer Beirat seine Pläne für den Umbau der beiden Bunker an der Neukirchstraße vor. Bei dem Bunker neben dem Jugendzentrum ging es dann ganz schnell: Schon ein Jahr danach verwandelte sich „B 35“ in einen Musikbunker mit 18 Proberäumen. Bei seinem Nachbarn auf dem Findorffmarkt tat sich jahrelang nichts. Doch seit einigen Wochen sind Aktivitäten in dem 75 Jahre alten geschichtsträchtigen Gemäuer zu beobachten. Mitte Juli haben die Bauarbeiten begonnen, im Sommer des kommenden Jahres sollen sie beendet sein.
Im Inneren des Marktbunkers sollen fast 20 Musikprobenräume entstehen. In einem gläsernen Anbau auf der Marktseite soll ein Restaurant eröffnet werden. Der künftige Betreiber für den gastronomischen Betrieb stehe schon ungeduldig in den Startlöchern, berichtete Architekt Rainer Mielke bei einem Termin vor Ort. Nicht nur den Findorffern und Findorfferinnen dürfte diese Ankündigung schmecken.
Es erfordert zurzeit noch einiges an Einbildungskraft, um sich vorzustellen, dass man sich an diesem Ort freiwillig aufhalten möchte. Die dicken Wände aus rohem Beton, das Labyrinth der engen Flure und die stickigen, fensterlosen Räume: Bunker sind die düsteren Denkmäler einer schlimmen Zeit. Selbst Rainer Mielke kann es ohne seine Taschenlampe noch mulmig in der gnadenlosen Dunkelheit werden, erzählt er. Dabei haben die Schwachhauser Architekten jahrelange Erfahrung und ein bundesweites Renommee beim Umbau von Bunkern.
Sie kamen in Bremen als erste auf die Idee, einen leerstehenden Bunker in einen modernen Wohnraum zu verwandeln. Seit 18 Jahren lebt Rainer Mielke in diesem Pilotprojekt, seinem „Wohnbunker“ an der Claussenstraße. Auch der Umbau des Bunkers in der Leipziger Straße vor zehn Jahren ist ein Projekt der beiden Architekten und ihres Teams.
Projekte in Hannover und Hamburg
Mittlerweile zählen sie rund zwanzig Bunkerplanungen zu ihren Referenzen, zehn davon haben sie selbst durchgeführt, darunter Projekte in Hannover und Kassel sowie kürzlich den Umbau von zwei sieben- beziehungsweise achtgeschossigen Hamburger Hochbunkern zu individuellen Eigentumswohnungen. Großprojekte wie diese waren laut Mielke auch der Hauptgrund für die zeitliche Verzögerung auf dem Findorffmarkt, die im Stadtteil schon für Unmut gesorgt hatte. Zeitweise war im Findorffer Beirat schon bereut worden, dass man dem Verkauf an die Schwachhauser Architekten zugestimmt hatte.
Doch nun ist unter der Leitung der jungen Architektin Lisa Bamberger neuer Schwung in das Projekt gekommen. Im Kellergeschoss werden bereits die ersten Wände hochgezogen. Die Nachfrage nach Proberäumen sei in Bremen noch lange nicht gestillt, sagt der Architekt: „Wo sonst kann man in der Stadt Musik machen, ohne dass sich andere gestört fühlen?“. Wie gut das Angebot ankommt, zeige der Musikbunker am Jugendzentrum. „Dort hat sich ein musikalisch vielfältiges Leben entwickelt. Es proben nicht nur Bands und Hobbymusiker, sondern auch professionelle Orchestermusiker, und es wird dort Gitarren- und Schlagzeugunterricht gegeben.“ Die Nachbarschaft bekomme von den Aktivitäten hinter den bombensicheren 1,10 Meter dicken Betonmauern nichts mit. „Wir hören von keinerlei Beschwerden.“
Äußerlich wird sich dreigeschossige Bunker mit einer Nutzfläche von rund 450 Quadratmetern nur auf der Marktseite verändern. Sie soll über die gesamte Länge einen dreieinhalb Meter hohen gläsernen Anbau erhalten – ein „schlichter Baukörper, der sich dem Bunker einfügt“, sagt der Architekt. In den knapp 90 Quadratmetern, die damit gewonnen sind, ist Platz für eine Profi-Küche und ein Lokal für rund 50 Gäste. Auf einer Außenterrasse mit Blick auf den Markt können rund 50 weitere Gäste Platz nehmen.
In den vergangenen Jahren habe es für den Standort „eine Menge“ gastronomischer Bewerber gegeben, berichtet Mielke. Der ihrer Überzeugung nach Richtige kam vor etwa drei Jahren im Wortsinne „um die Ecke“: Stefan Schröder ist ein bremenweit bekannter Gastronom, der privat im Weidedamm-Quartier zuhause ist. Schröder beweist seit Jahren erfolgreich, dass er die kulinarische Klaviatur genreübergreifend beherrscht. Zu seinen Referenzen gehören das hochgelobte „Allegria Deli & Restaurant“ in der Schwachhauser Lortzingstraße, das italienische Restaurant „Piazza“ an der Schwachhauser Heerstraße, der „Kleine Ratskeller“ und seit einigen Monaten auch das Restaurant im Schütting, das Schröder unter dem Namen „Feines hat Tradition 1783“ übernommen hat.
In seinem Heimatstadtteil sieht der Gastronom kulinarisch durchaus noch Luft nach oben. Was genau die Findorffer erwarten können, deutete er vor einigen Monaten in einem Gespräch mit dem WESER-KURIER an: „Es gibt kein gutes Fischrestaurant in Bremen“, meinte er.