„Corona-Ambulanz – Eingang“ steht auf den Plakaten. Seit diesem Montag ist die neue Anlaufstelle in den Messehallen 5 und 6 auf der Bürgerweide in Betrieb. Patienten, die mit Corona-Infizierten Kontakt hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, können von einem Arzt für einen Test auf das Virus dorthin überwiesen werden. Neu ist im Grunde aber nur der Standort, denn die Ambulanz ist vom Klinikum Mitte in die Messehallen umgezogen. In dem Krankenhaus an der St.-Jürgen-Straße soll eine Notfallambulanz für Corona-Patienten eröffnen, die stationär behandelt werden müssen.
Es ist später Nachmittag. Die Corona-Ambulanz in den Messehallen ist seit wenigen Minuten geschlossen. In der Woche wird sie täglich von 8 bis 16 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 14 Uhr geöffnet sein, wie Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde, betont. „Heute gab es 123 Kontakte. Das heißt: Bei diesen Personen wurde ein Abstrich gemacht.“ Die Testergebnisse sollen an diesem Dienstag vorliegen.
Hinter den Scheiben der Messehallen sind noch Pflegekräfte, Ärzte und einige Patienten zu sehen. Das medizinische Personal trägt Schutzkittel und Masken. Es führt Patienten zu den Kabinen aus Trennwänden, in denen die Abstriche vorgenommen werden und Diagnosegespräche stattfinden. Fuhrmann: „Alle Patienten erhalten, nachdem sie durch den Eingang gekommen sind und aufgenommen wurden, Desinfektionsmittel und Schutzmasken. Danach geht es erst weiter.“ Bei der Aufnahme müssen sie außerdem die Überweisung vorlegen, ohne ärztliche Bescheinigung sei ein Test auf das Coronavirus nicht möglich, betont der Sprecher. Gerade in den ersten Tagen, nachdem die Corona-Ambulanzen am Klinikum Mitte und später am Klinikum Ost eröffnet wurden, waren Menschen auch in Eigenregie angereist.
Aus drei Ärzten, fünf Pflegekräften und medizinischen Fachangestellten besteht das Team in der neuen Ambulanz auf der Bürgerweide. „Die Pflegekräfte und medizinischen Fachangestellten wurden aus der Corona-Ambulanz am Klinikum Mitte übernommen. Das macht für die erste Zeit auch Sinn, weil sie Erfahrungen mitbringen und die Abläufe der Ambulanz kennen. Perspektivisch soll es aber so sein, dass sie wieder ins Krankenhaus zurückkehren“, so Fuhrmann. In der neuen Ambulanz, in der es um Tests, Diagnosegespräche und nicht um Behandlung gehe, sollen künftig vorwiegend Freiwillige zum Einsatz kommen. Beim Ärzteteam sei dies bereits der Fall: Die Mediziner stammen nach Angaben des Sprechers entweder aus dem niedergelassenen Bereich oder sind bereits pensioniert.
Der Umzug der Ambulanz und andere Maßnahmen der vergangenen Tage und Wochen zielen darauf ab, mehr Kapazitäten für eine steigende Anzahl von Corona-Patienten zu schaffen, die stationär behandelt werden müssen. „Per Verordnung ist etwa geregelt, dass die Krankenhäuser im Land Bremen sogenannte elektive Eingriffe, also planbare Operationen, absagen müssen“, betont der Behördensprecher.
Auch der Bedarf an Schutzausrüstung wie FFP2-Masken, speziellen Kitteln, Schutzbrillen und Einweghandschuhen steige: „Bislang reicht das Material aus, aber wie die anderen Bundesländer warten wir auf die Lieferungen vom Bund“, so Fuhrmann. Bremen habe bereits vor einigen Wochen den Bedarf an das Bundesgesundheitsministerium, das die Bestellungen aus den Ländern koordiniere, gemeldet. Bisher sei aber noch keine Lieferung eingetroffen. Am Montag habe die Kloska Group, ein Bremer Unternehmen, 700 FFP2-Atemschutzmasken gespendet. Die speziellen Masken schützen vor dem Virus und werden deshalb in den Kliniken dringend benötigt. Fuhrmann: „Über das Wirtschaftsressort gibt es auch Kontakte zur Handwerkskammer und damit zu Betrieben, die möglicherweise weitere Bestände zur Verfügung stellen könnten.“
Nicht nur in den Krankenhäusern sind Ärzte, Pflegekräfte und anderes medizinisches Personal auf Schutzausrüstung angewiesen. Am Freitag hatte die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) Betriebe in Bremen und Bremerhaven aufgerufen, Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel kostenfrei abzugeben. Die Bestände in den Arztpraxen gingen zur Neige, teilweise gebe es gar keine Reserven mehr. Gut ein Dutzend Rückmeldungen und Angebote sind nach dem Aufruf bei der KVHB eingegangen, wie Sprecher Christoph Fox dem WESER-KURIER bestätigt: „Relativ viele davon aus Privathaushalten, außerdem haben sich Gebäudereinigungsdienste, ein Entrümpelungsbetrieb und ein Wissenschaftsinstitut gemeldet. Es handelt sich zwar um kleinere Mengen, aber wir freuen uns sehr darüber.“
Die KVHB warte dringend auch auf Lieferungen mit Schutzausrüstung vom Bundesbeschaffungsamt, so wie Kassenärztliche Vereinigungen bundesweit. Fox: „Jeden Tag tröpfelt per Kurier ein wenig ein, an diesem Montag waren es zum Beispiel 20 Kartons. Das ist so wenig, dass wir das zunächst bündeln müssen und dann verteilen.“ Nach Angaben des Sprechers gibt es rund 2000 Ärzte und Psychotherapeuten in 1280 Praxen im Land Bremen.
Der öffentliche Aufruf unter anderem an Betriebe gelte deshalb weiter: Dringend benötigt werden nach Angaben des Sprechers FFP2-Masken, Schutzbrillen, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel. Betriebe, die spenden wollen, können sich bei der KVHB unter Telefon 0421 / 340 43 28 melden oder per Mail an c.fox@kvhb.de wenden – oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung, Schwachhauser Heerstraße 26/28, direkt vorbeikommen; montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr.