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Beirat verbindet Zustimmung aber mit Forderungen Neue Einzugsgrenzen für Grundschulen

„Das Verhältnis kippt.“ Admiralstraßen-Vater zur Neuordnung Findorff-Bürgerweide.
23.11.2015, 00:00 Uhr
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Von Anke Velten

Die Findorffer Stadtteilpolitiker machten es sich wirklich nicht leicht. Erst nach vielem Hin und Her und ausführlichem Austausch der Argumente kamen sie in der jüngsten „Planungskonferenz Bildung“ in der Mensa der Grundschule Admiralstraße zu diesem Beschluss: Die Bildungsbehörde darf die Einzugsgrenzen für die Findorffer Grundschulen wie geplant modifizieren.

Der Beirat hatte eine lange Frageliste fristgemäß bei der Behörde eingereicht. Für die Beantwortung reichten die für diese Sitzung angesetzten beiden Stunden allerdings längst nicht aus. Wichtige Themen wie die unzureichende Ausstattung der Inklusion konnten in der Kürze der Zeit nur angerissen werden. Sie wurden auf künftige Fachausschusstermine vertagt.

Das lag vor allem an einem umstrittenen Tagesordnungspunkt. Die Behörde hat die Einzugsgrenzen der städtischen Grundschulen geprüft und möchte sie dort anpassen, wo es die Entwicklung der Schülerzahlen erfordert. Dieser Bedarf wird im Fall der Grundschulen am Weidedamm und an der Admiralstraße gesehen.

Seit Ende September hatte Olaf Genthe-Welzel, im Referat Schulaufsicht zuständig für die Grundschulen im Bremer Westen, vergeblich auf die Findorffer Zustimmung gehofft. Denn an der Admiralstraße regte sich vehementer Widerstand gegen die Behördenpläne.

Während die Grundschule an der Admiralstraße Jahr für Jahr Wartelisten abarbeitet, sind die Prognosen für den Schulstandort Weidedamm signifikant rückläufig. Grund ist vor allem die sehr homogene Bevölkerungsstruktur des jüngsten Findorffer Ortsteils Weidedamm III.

Dort waren in den Entstehungsjahren des Neubaugebiets vor allem viele junge Familien zugezogen. Inzwischen ist diese Kindergeneration dem Grundschulalter entwachsen. Statistische Daten sagen voraus, dass nicht ausreichend kleine Kinder nachwachsen, um dort auch künftig zwei Klassen zu füllen.

Die Behördenlösung ist eigentlich ganz einfach: Dem Einzugsbereich der Weidedamm-Schule soll nun entsprechend der Ortsteilgrenzen auch das Gebiet nördlich der Neukirchstraße zugeschlagen werden. Die Straßen zwischen Torfkanal und Hemmstraße waren früher der Admiralstraße oder der Augsburger Straße zugeordnet. Dieses runde Dutzend Kinder könne künftig die Schülerzahlen am Weidedamm stabilisieren, argumentierte der Behördensprecher. Außerdem sei die Neuordnung auch im Sinne vieler Familien, die die in unmittelbarer Nähe der Schule wohnen.

Schulleitung und Elternschaft der Grundschule Admiralstraße möchten jedoch nicht auf den Nachwuchs aus dem gutbürgerlichen Quartier verzichten. Sie fürchten um die „soziale Durchmischung“ ihrer Schule, wie mehrere Elternvertreter anmerkten. Sie wiesen daraufhin, dass der Einzugsbereich der Schule bis ins Stephaniquartier reiche. „Das Verhältnis kippt“, prophezeite ein Vater.

„Fatal“ fand auch Beiratssprecherin Gönül Bredehorst (SPD), dass die Admiralstraße „über Gebühr“ belastet werde. Findorff sei „weit weg von einem sozialen Brennpunkt“, betonte dagegen Genthe-Welzel.

Beiratsmitglied August Kötter (CDU) gab zu bedenken, dass die Neuordnung künftig Kindergartenfreundschaften erhalte, die zuvor durch die Einzugsgrenzen getrennt worden seien. Zudem erspare sie den Eltern, die die Halbtagsschule dennoch anwählen, zeitraubende Formalien.

Zu einer Entscheidung konnte sich der Beirat erst nach einer internen Beratung durchringen. Die Findorffer Stadtteilpolitiker beschlossen, den neuen Einzugsgrenzen zuzustimmen. Als Zugeständnis fordern sie allerdings die Behörde auf, die Zahl an Ganztagsplätzen an der Admiralstraße weiterhin auf 120 zu begrenzen. Zudem bekamen die Behördenvertreter den Auftrag, die Entwicklung der Schule zum gebundenen Ganztag zu forcieren.

Diese sei indes nicht prioritär geplant, hatte Schulstandortplaner Udo Stoessel zuvor erklärt. Ebenfalls nicht zur Debatte stehe der Bau einer vierten Grundschule in Findorff. Die Schulplätze im Stadtteil seien ausreichend, hieß es. Als Schulstandort der Zukunft habe die Behörde vielmehr die Überseestadt im Blick, wenn die Bevölkerungsentwicklung dieses „irgendwann“ hergebe.

Tatsächlich neu gebaut werden soll allerdings bald an der Grundschule Augsburger Straße. Immobilien Bremen hat laut Udo Stoessel den baulichen Zustand des Anbautrakts am Haupthaus begutachtet und ist zu der Einschätzung gelangt, dass Abriss und Neubau nicht teurer würden als eine Sanierung. Zurzeit ruhen die Planungen wegen der aktuellen Haushaltssperre. Im Frühjahr des kommenden Jahres könnten die Findorffer allerdings mit einer konkreten Zeitplanung rechnen, wie der Behördenvertreter signalisierte.

Und trotz der Haushaltssperre soll es nun doch mit einem weiteren Findorffer Wunschprojekt vorangehen, kündigte er darüber hinaus an. Die Finanzierung für den Außenfahrstuhl sowie weiterer Maßnahmen zum barrierefreien Umbau am Schulstandort Nürnberger Straße stehe. Die Ausschreibungen sollten nun folgen. Die Hochphase der Bauarbeiten soll laut Stoessel voraussichtlich in die Sommerferien 2016 gelegt werden.

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