Große Teile der ehemaligen Firmenzentrale der Beluga-Reederei sind wieder belegt. Die BLB Immobilien, der das Haus gehört, hat sich entschlossen, auch das ehemalige Restaurant Outer Roads in Büros umzuwandeln
An die ehemalige Besitzerin des Gebäudes erinnert nur ein kleines Fensterbild im ersten Stock: ein weißer Wal oder auch Beluga. Nach der Abwicklung der gleichnamigen Bremer Reederei 2011 standen große Teile der kantigen Firmenzentrale auf dem Teerhof leer. Übrig blieben drei Untermieter, die gerade mal ein Viertel der gut 9000 Quadratmeter großen Innenfläche belegten. Nachdem Anfang 2012 auch das Restaurant Outer Roads schließen musste, hatten eine Kindertagesstätte und die Spedition LSI Cargo das Gebäude für sich alleine. Mittlerweile sind jedoch viele Räume wieder belegt.
Neuer Besitzer des Hauses ist die BLB Immobilien, eine Tochtergesellschaft der Bremer Landesbank. Über den Kaufpreis schweigen die Beteiligten nach wie vor. Die Landesbank hatte bereits den etwa 30 Millionen Euro teuren Bau gemeinsam mit der Bremer Sparkasse finanziert. Jürgen Elbin, Geschäftsführer von BLB Immobilien: „Wir sind sehr zufrieden – wir haben ein tolles Haus übernommen.“
Haus ist derzeit eine Baustelle
Im Mai 2012 wurde Elbin noch mit dem Wunsch zitiert, bis Mitte 2013 Mieter für sämtliche Flächen des Gebäudes gefunden zu haben. Die Frist sei nur ein „hehres Ziel“ gewesen, sagt er heute. Kalkuliert habe man immer damit, dass die Büroflächen bis Juli 2014 vermietet seien. Und Ende 2014 will Elbin dann auch die restlichen Räume vermittelt haben: das ehemalige Restaurant in der fünften, sechsten und siebenten Etage.
Momentan sind die gut 1400 Quadratmeter eine Baustelle. Seit gut zwei Wochen bauen Arbeiter Küchen, Tresen und Kühlräume ab. Ein Restaurant wird es im Beluga-Haus nicht mehr geben. Die Einrichtung gehöre einer Leasing-Gesellschaft, sagt Jürgen Elbin. Diese habe sich lange für einen weiteren Gastronomiebetrieb eingesetzt, letztlich hätten sich die Eigentümer aber dagegen entschieden. „Mit den jetzigen Nutzern hätte ein Gastronomie-Betrieb einfach keinen Sinn gemacht“, sagt Elbin. Nun werden auch die obersten Räume zu Büros umgebaut.
Gebäude nach Stolbergs Wünschen gestaltet
Seit Anfang des Jahres sind nach und nach neue Mieter eingezogen. Der größte von ihnen ist der Windanlagen-Hersteller Enercon, der die gesamte dritte und vierte Etage belegt. Im fünften und sechsten Stock vermietet das Unternehmen Ecos seit diesem Herbst Büros an kleinere Firmen. Weitere feste Mieter sind die Privatbank Berenberg und die Bremer Firma Behrens Elektronik, die Bauteile für Elektroautos entwickelt. Interessen für die freien Flächen im Erdgeschoss und der ersten und zweiten Etage gibt es Elbin zufolge bereits.
Das Beluga-Gebäude wurde maßgeblich nach den Wünschen des damaligen Reederei-Chefs Niels Stolberg gestaltet. Der wollte ein imposantes Hauptquartier für sein Unternehmen. So teilen sich die Mietparteien heute eine mehrere Etagen hohe Eingangshalle, die einiges an Heizenergie kosten dürfte. Für die neuen Mieter sei das aber kein Hindernis gewesen, sagt Udo Buskamp, Prokurist von BLB Immobilien.
„Das ganze Haus verfolgt ja ein Konzept – es soll repräsentieren. Und die Lobby ist nun einmal da.“ An den 2012 genannten Quadratmeterpreisen zwischen 10,50 und 14 Euro habe man nichts geändert, sagt Geschäftsführer Jürgen Elbin. Die Kosten für die Umbauten in den Büroetagen seien sogar unterhalb der Preisgrenze geblieben.
Die Beluga-Affäre
- Die Beluga Shipping GmbH galt lange als erfolgreichste Reederei Bremens. Gründer und Geschäftsführer Niels Stolberg genoss in Politik und Wirtschaftskreisen hohes Ansehen. 2009 bezogen die Angestellten das eigens gebaute Verwaltungsgebäude auf dem Teerhof.
- 2010 stieg der US-Investor Oaktree bei Beluga ein. Kurze Zeit später entdeckten Prüfer von Oaktree Unregelmäßigkeiten. Der Vorwurf: Beluga sollte durch Manipulationen seine Lage geschönt haben. Niels Stolberg musste am 1. März 2011 seinen Hut nehmen, Beluga meldete Insolvenz an.
- Anfang 2013 erhob die Staatsanwaltschaft Bremen Anklage gegen Stolberg. Ihm wird unter anderem Kreditbetrug vorgeworfen. Ermittelt wird bis heute – diese Woche erhöhte sich die Zahl der Beschuldigten auf nunmehr 30 Personen. Aus der Reederei Beluga ging das Unternehmen Hansa Heavy Lift hervor.