Das Bestreben des Handels, noch genießbare, nicht mehr verkäufliche Lebensmittel der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Nur gibt es dafür durchaus verschiedene, hygienisch einwandfreie Wege.
Seit fast 25 Jahren kümmert sich die Bremer Tafel darum, überschüssige Lebensmittel bei den Händlern einzusammeln und an bedürftige Bürgerinnen und Bürger wieder auszugeben. Mehr als 160 Bremer Geschäfte nutzen inzwischen diese Möglichkeit. Die gespendeten Waren werden täglich abgeholt, anschließend noch einmal sortiert und in ansprechender Form für die Ausgabe aufbereitet. Der große Vorteil: Tafeln arbeiten nach Hygienestandards und achten auch darauf, dass für die Kühlkette für Frischeprodukte bis zur Übergabe an die Kunden eingehalten wird.
Relativ neu ist die Foodsharing-Initiative, die das gleiche Nachhaltigkeitsziel wie die Tafeln verfolgt. Deren Lebensmittelretter sammeln ebenfalls überschüssige Waren ein, bieten diese dann aber über soziale Netzwerke für jedermann kostenlos an. Immer mit dem Ziel, möglichst wenig noch Genießbares in der Tonne landen zu lassen.
Wer als Händler diese Kanäle nicht nutzen möchte, findet dankbare Abnehmer auch bei vielen weiteren, gemeinnützigen Einrichtungen, die sich um Menschen in Armut oder am Rand der Gesellschaft kümmern. Es gibt also verschiedene Kanäle, wie überschüssige Lebensmittel, ob einzeln oder in großen Mengen, auf noch einen Abnehmer finden. Das Angebot an Menschen, die froh sind über derartige Unterstützung, ist vielfältig.
Weitergabe reduziert Entsorgungskosten drastisch
Wünschenswert wäre, dass noch mehr Verantwortliche im Handel die Vorteile einer Weitergabe erkennen. Zeit und Aufwand, damit diese Produkte vor der Entsorgung aussortiert und zur Abholung bereitgestellt werden, sind zwar etwas höher. Andererseits werden die Entsorgungskosten in nicht unerheblichem Maß reduziert. Sind aber die Abfalltonnen erst einmal befüllt, ist es zu spät. Sehr bald setzen Verrottungsprozesse ein, die zu einer Kontaminierung der Lebensmittel führen können.
Die aktuelle Diskussion darum, ob das Containern rechtens ist, lenkt von den eigentlichen Problemen zur Nachhaltigkeit ab. In unserem Land sollte keiner darauf angewiesen sein, die Tonnen nach noch genießbaren Lebensmitteln durchsuchen zu müssen. Besser – und vor allem würdiger – wäre es, wenn Lebensmittel, die nicht mehr verkäuflich sind, zumindest in Körben und an Orten zum Mitnehmen bereitgestellt würden, die frei zugänglich sind und nicht das Wühlen in Abfalltonnen erfordern.
Unser Gastautor ist Vorsitzender der Bremer Tafel. Vor Übernahme dieser ehrenamtlichen Aufgabe war er viele Jahre in Führungspositionen der Logistik und als Unternehmensberater tätig.