Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Öffentlicher Nahverkehr Ticketpreise für Bus und Bahn bleiben stabil

Auch wenn die Kosten für die Energiepreise explodieren und die Fahrgastzahlen nur langsam steigen, soll es zum Jahreswechsel im öffentlichen Nahverkehr in Bremen keine Preiserhöhung für Tickets geben.
29.10.2021, 20:40 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Ticketpreise für Bus und Bahn bleiben stabil
Von Pascal Faltermann

Die Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr sollen zum Jahreswechsel nicht erhöht werden. Wie im vergangenen Jahr haben die Gremien im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) und im Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) beschlossen, dass die Kosten für Bus- und Bahntickets konstant bleiben – trotz gestiegener Kosten für Strom, Diesel und Löhne. Das bestätigten das Verkehrsressort und der VBN dem WESER-KURIER. „Ich bin mir sicher, dass die Ticketpreise stabil bleiben“, sagt Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Die Entscheidung des ZVBN habe Bremen mitgetragen. Sie müsse sie noch vom Senat bestätigt werden.

Bis 2020 sind die Tarife für Busse und Bahnen im VBN seit 2001 jedes Jahr gestiegen. Die Erhöhungen lagen zwischen 1,9 Prozent (2004) bis 5,3 Prozent (2007). Geringer fielen die Preissteigerungen von 2019 an mit 0,7 und 2020 mit 1,6 Prozent aus. In Preisvergleichen des ADAC und eines Verbraucherportals zu den ÖPNV-Angeboten von deutschen Großstädten landet Bremen meist im Mittelfeld. Tageskarten sind im Vergleich teurer, Monatstickets günstiger.

Der Kostenanstieg bleibt aus, obwohl die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) wegen der Pandemie einen starken Rückgang der Fahrgäste zu verkraften hat. Dadurch sanken die Einnahmen des kommunalen Verkehrsunternehmens, für 2020 ist ein Verlust von 25,4 Millionen Euro zu bilanzieren. Mittlerweile steigen die Fahrgastzahlen wieder. „Im September und Oktober hatten wir circa 75 Prozent der Fahrgäste im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit im Jahr 2019“, sagt Andreas Holling, BSAG-Sprecher. Ziel sei es, die Vorjahreszahlen von 70 Millionen Fahrgästen zu übertreffen.

Ebenfalls in die Höhe gehen die Preise für Roh- und Betriebsstoffe bei der BSAG. Insgesamt 19,4 Millionen Euro sind dafür im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht ausgegeben worden. Etwa neun Millionen Euro wurden für die Antriebsstoffe benötigt, also Strom und Diesel. Diese Ausgaben werden durch die explodierenden Energiepreise steigen. „Wir schätzen, dass wir in diesem Jahr 1,0 bis 1,2 Millionen Euro mehr für Strom und Diesel ausgeben müssen“, sagt Holling.

Lesen Sie auch

6,8 Millionen Liter Diesel verbrauchen die etwa 230 Busse der BSAG. Der Anstieg des Dieselpreises trifft das Unternehmen daher besonders. Bundesweit kostet ein Liter Diesel derzeit im Schnitt 1,56 Euro, vor einem Jahr lag der Preis laut Statistik bei 1,12 Euro. Die BSAG habe den Dieselverbrauch in den vergangenen zehn Jahren trotz gleichmäßig gefahrener Kilometerleistung der Busse um mehr als 1,5 Millionen Liter gesenkt. Unter anderem sei dies darauf zurückzuführen, dass die BSAG neuere, emissionsarme Fahrzeuge angeschafft habe, die mit einem unterstützenden Hybrid-Antrieb ausgestattet sind, so Holling. Bis 2026 sollen alle Fahrzeuge ein solches System haben, Elektrobusse kommen hinzu.

„Obwohl die Entwicklung von Löhnen und insbesondere der Kraftstoffpreise zu Kostensteigerungen bei den Unternehmen führen, haben sich alle Beteiligten vor dem Hintergrund des pandemiebedingten Fahrgastrückgangs darauf verständigt, auf eine Preiserhöhung zu verzichten“, teilt VBN-Sprecher Eckhard Spliethoff mit. „Das ist wichtig, um den öffentlichen Nahverkehr nach der Corona-Krise weiter zu stärken, obendrein ist es unerlässlich für die Verkehrswende und damit den Klimaschutz“, sagte Verkehrssenatorin Maike Schaefer.

Lesen Sie auch

Um die Verluste der Verkehrsunternehmen auszugleichen, haben Bund und Länder einen Rettungsschirm gebildet. Die Pandemie-Monate ­haben bundesweit ein Loch von sieben Milliarden Euro in den Kassen hinterlassen – 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2020, rund 3,6 Milliarden Euro werden für 2021 prognostiziert. Bundesrat und Bundestag haben diese finanzielle Absicherung im Sommer verlängert. Jeweils zur Hälfte übernehmen Bund und Länder die Kosten. Die Verkehrsministerkonferenz mit der derzeitigen Vorsitzenden Maike Schaefer fordert zudem, dass die sogenannten Regionalisierungsmittel bis 2030 erhöht werden.

Die politische Debatte in Bremen dreht sich nicht mehr um die Ticketpreise. Der Nahverkehr soll kostenlos werden. SPD, Grüne und Linke haben unterschiedliche Vorstellungen, wie das finanziert werden soll. Die SPD hatte im März das „Bremen-Ticket“ vorgestellt, das durch einen Mobilitätszuschlag finanziert werden soll, der über die Grundsteuer eingezogen wird. Die Grünen schlagen zur Deckung der Kosten eine Mischung aus Steuererhöhungen und neuen Abgaben vor, die auch von Berufspendlern zu entrichten wären.

Zur Sache

Wie der VBN Fahrgäste zurückholen will

Neben dem Verzicht auf mehr Einnahmen durch höhere Ticketpreise machen sich die Verantwortlichen im VBN mit verschiedenen Aktionen dafür stark, mehr Kunden in Busse und Bahnen zurückzuholen. Im Sommer war die Mitnahme einer weiteren Person kostenlos. Im Oktober konnten VBN-Abonnenten den Nahverkehr ohne zusätzliche Kosten deutschlandweit nutzen. Neben dem Fahrplaner-Handyticket und der Möglichkeit, sich über den DB-Navigator den Fahrschein auf das Handy zu laden, wurden in diesem Jahr zwei weitere Maßnahmen umgesetzt: Zum einen entfällt seit Einführung der BOB-App der Gang zum Automaten für registrierte Kunden, zum anderen bietet die neue Fairtiq-App eine Lösung an, bei der eine Wischbewegung genügt, um die Fahrt zu erfassen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)