Soll die Vegesacker Straße zur Fahrradstraße erklärt werden? Darüber ist im Dezember im Verkehrsausschuss des Waller Beirats intensiv diskutiert worden. Am Ende stimmten Grüne und Linke zwar einem Antrag der SPD-Fraktion zu, die Sache beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) prüfen zu lassen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Die CDU wiederum ist sogar entschieden dagegen, die Fahrbahn der zentralen Waller Einkaufsmeile künftig den Fahrradfahrern zu überlassen.
Die Waller SPD möchte, dass die Vegesacker Straße zur Fahrradstraße erklärt wird: Im Dezember hatten wir über einen entsprechenden Antrag berichtet, dem der Verkehrsausschuss des Waller Beirats mehrheitlich zugestimmt hatte. Es ging dabei um einen Prüfauftrag an das Amt für Straßen und Verkehr (ASV), das in zwei Schritten untersuchen soll, ob die Vegesacker Straße als Fahrradstraße ausgewiesen werden könnte: Zunächst im Bereich zwischen Bremerhavener Straße und Waller Ring und in einem zweiten Schritt zwischen Waller Ring und Ritter-Raschen-Straße.
Da unser Bericht die Positionen der einzelnen Parteien in der Diskussion über den Antrag nicht detailliert wiedergegeben hat, haben sich diese daraufhin erneut in der Angelegenheit zu Wort gemeldet.
Die Waller Grünen etwa unterstreichen, sie hätten dem Antrag zwar zugestimmt – dem Papier aber zwei Ergänzungen hinzugefügt: „Wir Grünen sind für die Einrichtung sogenannter ‚Fahrradstraßen‘ dort wo es Sinn macht. Bei der Vegesacker Straße darf aus unserer Sicht die Rechts-vor-Links-Regelung in der Tempo 30-Zone auf keinen Fall aufgehoben werden, das wurde bei dem Antrag ergänzt“, kommentiert Cecilie Eckler-von Gleich, Mitglied im Waller Bauausschuss. „Der Autoverkehr würde sich sonst wieder erheblich beschleunigen“, so Petra Fritsche-Ejemole, Mitglied in der grünen Beiratsfraktion.
Außerdem sei in dem Beschluss ergänzt worden, dass auch geprüft werden müsse, ob eine Fahrradstraße kompatibel mit den Lieferverkehren für Gastronomie und Einzelhandel sei. Aus Sicht der Grünen sei die Vegesacker Straße eine wichtige Quartiersstraße, eine Wohnstraße mit zentraler Funktion für den Stadtteil Walle mit Einzelhandel und Gastronomie. Sie werde in dieser Funktion auch stark vom Radverkehr für Kurzstrecken genutzt. Gleichzeitig gebe es viele Fußgänger in diesem Bereich. „Nach der aufwendigen Sanierung zwischen Eisdiele und Waller Ring hat sich die Vegesacker Straße für alle Verkehrsteilnehmer positiv entwickelt: Der Durchgangsverkehr geht zurück, der Autoverkehr wird langsamer, die Radfahrer können die Straße gut nutzen und die Hochpflasterungen tragen zur Beruhigung und zur Sicherheit bei, auch für Fußgänger“, erläutert Jens Maier, Mitglied im Bauausschuss für die Waller Grünen.
Von daher sehen die Grünen einen größeren Handlungsbedarf bei der Frage, welche Fahrradrouten am stärksten als zentrale Wegeverbindungen genutzt werden und wie sie für den Radverkehr verbessert werden können. So ist aus Sicht der Grünen zum Beispiel eine wesentliche Verbindung in die Innenstadt die Route über den Steffensweg und den Grünzug West. Aber gerade hier fehle es sowohl an zentralen Achsen als auch an gut befahrbaren Streckenführungen für den Radverkehr.
Er kenne mindestens 20 Anwohner, die dagegen seien, sagt Rolf Surhoff, Sachkundiger Bürger für die CDU und stellvertretender Sprecher des Fachausschusses „Bau, Umwelt und Verkehr“, der den SPD-Antrag abgelehnt hat. Er habe in der Vegesacker Straße bisher keinen überproportional hohen Radverkehr bemerkt, sagt er und verweist auf die vielen mittelständischen Betriebe und die Gastronomie in der Vegesacker Straße. „Dort spielt sich das Leben ab und es kaufen da nicht nur Leute ein, die von nebenan kommen“, sagt er und ergänzt: „Würde dort eine Fahrradstraße eingerichtet, brächte das Probleme in einem Bereich, in dem es momentan gar keine Probleme gibt.“ So gebe es hier auch Betriebe – etwa einen preisgekrönten Fleischereibetrieb und eine der immer weniger werdenden Apotheken – deren Kundschaft überwiegend mit dem Auto komme. Mit der Schaffung einer Fahrradstraße entstünden aber unweigerlich Konflikte zwischen Rad- und Autofahrern, ist Surhoff überzeugt und warnt vor möglichen Umsatzeinbußen: „Wer mit dem Auto kommt, der sucht sich dann eben andere Einkaufsquellen.“ Deutlich wichtiger wäre es Surhoffs Ansicht nach, gezielt über die Bewirtschaftung einiger Parkplätze während der Geschäftszeiten nachzudenken, damit insbesondere Kunden und Anwohner ihre Autos abstellen und zum Beispiel Erledigungen machen könnten.
Jörg Tapking von der Linksfraktion, die dem Antrag zugestimmt hatte, betont: „Es geht ja erst einmal darum, zu prüfen, ob das überhaupt Verbesserungen für Radfahrer bringt.“ Besonders wichtig sei nach Ansicht seiner Partei, bei der Prüfung mögliche Gefahrenpunkte, etwa den Lieferverkehr im vorderen Bereich der Vegesacker Straße, im Blick zu haben.