Oslebshausen. Schon im Juli hatte der Bürgerverein Oslebshausen Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) eine Liste mit 1600 Unterschriften überreicht. Seitdem kämpfen die Oslebshauser um die Sicherheit in ihrem Ortsteil – und damit um ihr Polizeirevier: Sie fordern neben drei Kontaktpolizisten (Kops) auf Oslebshausens Straßen drei Revierbeamte mit speziellen Orts- und Milieukenntnissen und einen Verkehrssachbearbeiter, der sich vor Ort auskennt. Außerdem einen Streifenwagen und die Kops, die während der dunklen Jahreszeit bis 22 Uhr auf der Straße sind.
Aufmerksam hörten drei Vertreter der Oslebshauser Wache am Mittwochabend bei der Gröpelinger Beiratssitzung dem Bürgervereinsvorsitzenden Hubert Pust zu, als der die Begründung für den Bürgerantrag von Annemarie Kampmeier vortrug. Und die hatte es in sich: Einbrüche sowie Raub- und Körperverletzungsdelikte in Oslebshausen nähmen zu – Insidern zufolge liegt die Kriminalitätssteigerung hier im Vergleich zum Vorjahr bei gut 16 Prozent und ist damit die höchste in Bremen – und durch eine Anhäufung von Spielhallen einerseits und viele Hartz-IV-Empfänger andererseits steige die Beschaffungskriminalität, hieß es darin unter anderem.
Durch die Freigänger der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen bestehen im Ortsteil ohnehin Sicherheitsbedenken. Sorgen bereitet den Bürgern außerdem, dass in der als unbewohnbar geltenden Reihersiedlung neuerdings Großfamilien aus Südost-Europa angesiedelt würden. Und was die Situation nicht besser macht: Der sogenannte Zielerreichungsgrad – die Selbstverpflichtung des Innenressorts, dass vom Melden einer Straftat bis zum Eintreffen eines Steifenwagens nicht mehr als acht Minuten vergehen sollen – werde in Oslebshausen aktuell ohnehin nur zu 65 Prozent erreicht, sagte Hubert Pust.
Mit den bisher auf der Wache beschäftigten neun Beamten sei nur eine Minimalversorgung möglich gewesen; mit drei Beamten aber könne keinerlei Sicherheit mehr gewährleistet werden – zumal vom stark ausgelasteten Gröpelinger Revier nicht viel Unterstützung zu erwarten sei. Auch die bisher vorbildliche polizeiliche Betreuung von Oslebshausens WiN-Gebiet, die dort zu einer Stabilisierung geführt habe, sei nach einer Ausdünnung des Reviers so nicht mehr möglich. Die Folgen, hieß es im Bürgerantrag, könnten für den Ortsteil Oslebshausen gravierend sein: "Bei Ansteigen der Kriminalität wird sich der bürgerliche Anteil der Bevölkerung, der zur Zeit zur Stabilisierung beiträgt, in andere Stadtteile absetzen."
"Die Ausführungen des Bürgerantrags kann ich so unterschreiben – das ist alles richtig", sagte Uwe Kröger, der das Revier seit Mai 2011 leitet. Oslebshausen müsse stärker als bisher "bestreift" werden. Für die dunkle Jahreszeit sei ab November eine elfköpfige regionale Einsatzgruppe für Oslebshausen eingeplant, die in Walle sitze. Klar sei aber: "Wenn man nicht umorganisiert, wird man hier negative Erfahrungen machen."
Auch der Oslebshauser Bürgerschaftsabgeordnete Rolf Vogelsang (SPD) meldete sich zu Wort: Am 30. November werde die Innendeputation über die Zukunft der Wache entscheiden, und Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) wolle im Vorfeld noch einmal mit den Gröpelingern sprechen. Mehrheitlich stimmte der Beirat einem Antrag der SPD-Fraktion zu, in dem unter anderem eine Öffnung von vier Stunden täglich durch zusätzliches Personal gefordert wird. Bekräftigt wird darin außerdem die Forderung, der "Zielerreichungsgrad" müsse gewährleistet sein. Überrascht bis verärgert zeigte sich der Beirat über die in Walle geplante Unterbringung der regionalen Oslebshauser Einsatzgruppe.