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Bremer Hauptverkehrsader Was auf dem umgebauten Osterdeich nicht rund läuft

Wer am umgestalteten Osterdeich aus Seitenstraßen oder Garagenhofausfahrten kommt, muss sich zentimeterweise vortasten: Die neuen Parkstreifen versperren die Sicht auf den Verkehr, lautet die Kritik.
28.02.2025, 05:00 Uhr
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Was auf dem umgebauten Osterdeich nicht rund läuft
Von Justus Randt

Die Umgestaltung des Osterdeichs zwischen der Lüneburger Straße und dem Sielwall ist vielen Bewohnern des Quartiers ein Ärgernis. Und einige haben sich dazu bereits auch öffentlich geäußert: Durch die Parkstreifen entlang der Fahrbahn stadteinwärts haben es Fußgänger, Radfahrer und nicht zuletzt Autofahrer schwer, sich einen Überblick zu verschaffen, ehe sie eine oder beide Spuren überqueren. Abgestellte Autos versperren die Sicht. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) erklärt, warum der Umbau ist, wie er ist.

Frische Markierungen nach einem Unfall sprechen für sich: Als hätte es eines Beispiels dafür bedurft, dass Verschwenkungen auf einer schnurgeraden Strecke eine Herausforderung sind und dass weniger Tempo mehr Sicherheit bedeuten kann. Ungefähr dort, wo die Linksabbiegespur vom Osterdeich in die Lüneburger Straße anfängt, beginnt auf der gegenüberliegenden Seite einer der Parkstreifen. Wer stadteinwärts unterwegs ist, muss an dieser Stelle, bei höchstens 30 Kilometern pro Stunde, einen Schlenker fahren. Aufgesprühte Positionslinien von Unfallautos und in die Gosse gekehrte Kleintrümmer belegen: Das schafft nicht jeder.

Noch riskanter ist das Einfädeln aus Grundstücksausfahrten und der Lübecker und der Berliner Straße in den fließenden Verkehr. "Man muss sehr weit auf den Osterdeich vorfahren, das Abbiegen aus der Lübecker Straße nach Osten ist sehr schwierig", sagt Manfred von Duhn, der gleich um die Ecke wohnt. Schon im Herbst hatte er die Fahrradquerung von der Berliner Straße auf den gegenüberliegenden Osterdeich-Premiumradweg kritisiert: Die Markierungslinie, die dem Irrtum Raum ließ, dort könnten Autos parken, ist korrigiert. Gleichwohl haben es Radfahrer schwer, den Verkehr auf dem Osterdeich einzusehen. Manfred von Duhn kennt eine Lösung, die viele Radfahrer naheliegend finden: "Da muss man über den Fußgängerüberweg und die Insel ausweichen", die nahebei ist.

Wird es hier Anpassungen geben?

Nein. Das Amt für Straßen und Verkehr beruft sich, was Lübecker und Berliner Straße betrifft, auf die Straßenverkehrsordnung, die das Parken vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen verbietet. "Um die gesetzlichen Vorhaben einzuhalten und darüber hinaus gute Sichtbeziehungen zu ermöglichen, wurde der Abstand für den Beginn der Parkstreifen auf mindestens fünf Meter vom Ende des Kurvenradius festgelegt."

Wie sieht es bei Grundstückszufahrten aus?

"Grundsätzlich werden Grundstückszufahrten unter 45 Grad in Bremen nach beiden Seiten erweitert", teilt das ASV mit. "Die Breite der Zufahrt konkurriert auch mit der Anzahl der Stellplätze. Es gilt also stets, eine Balance zu finden zwischen Sicherheit und dem Wunsch nach öffentlichem Parkraum." Zwischen Lübecker und Berliner Straße gebe es lediglich zwei Ausfahrten von Garagenhöfen. Wer von dort stadtauswärts fahren will, also links abbiegen muss, habe von Nummer 61 keine Parkplätze im Blick. Von der direkt daneben liegenden Ausfahrt der Nummer 62 aber sehr wohl. Sie bleibt unerwähnt. An Haus Nummer 66, dort, wo der Unfall war, beträgt der Abstand laut ASV sogar fünf Meter. Ansonsten gälten 2,50 Meter, die aber für Linksabbieger um einen halben Meter überschritten worden seien. "Hier haben wir dem Umstand Rechnung getragen, dass Ausfahrende auf die Fahrbahn beide Richtungen im Blick behalten müssen und der Osterdeich eine viel befahrene Straße ist."

Auch hier wird nicht an Änderungen gedacht?

"Insgesamt lässt diese Praxis in Bremen bisher keine besondere Gefährdung beim Ausfahren in dem fließenden Verkehr erkennen", teilt das ASV mit. Deshalb sei sie auch am Osterdeich angewandt worden. Sollte die Verkehrsunfallkommission hier künftig Unfallschwerpunkte feststellen, "würden wir diese Praxis auf den Prüfstand setzen."

Wie geht es mit der Querungshilfen weiter?

Was Manfred von Duhn zudem nervt, ist die andauernde Baustellenabsperrung auf dem neuen Radweg. In Höhe des Bürgerhauses wird an der neuen Ampelquerung in die Lüneburger Straße gearbeitet, die Absperrung reicht stadteinwärts darüber hinaus. Auch am anderen Ende des neuen Premiumradweg-Teilstücks, in Höhe der Mozartstraße, gibt es Anlass zu Kritik: WESER-KURIER-Leserin Liane Dröge aus Habenhausen, die regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist, ärgert sich seit Monaten darüber, "dass man da nicht rüberkommt", weil von der Fußgängerampel bisher nur die Masten stehen. Diese Ampel, so das ASV, könne "erst dann fertiggestellt werden, wenn dort der Netzanschluss durch den Stromanbieter hergestellt wurde". Diese Ampel ersetze "auf Wunsch des Beirates Mitte" die Ampel in Höhe der Deichstraße, an deren Stelle bereits eine Mittelinsel angelegt wurde. "Es stehen noch Arbeiten an den Lichtsignalanlagen in allen Kreuzungsbereichen aus."

Wann wird der Deichkronen-Gehweg hergerichtet?

Voraussichtlich im Frühjahr, so die Straßenbaubehörde, werde Wesernetz dort eine Stromleitung austauschen. Vorher habe eine Sanierung des unbefestigten, zerfahrenen Weges keinen Sinn. Das ASV geht von Mitte des Jahres aus. "Dann werden wir auch den Lückenschluss der Premiumroute am Osterdeich zwischen der Theatergarage und der Kreuzung Altenwall herstellen."

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