Wenn am Sonntag in den Bremer Messehallen die "Woman" stattfindet, der große Modeflohmarkt für die Frau, werden wieder einige Tausend Besucher erwartet. Viele kommen erfahrungsgemäß mit dem Auto und parken auf der Bürgerweide. Bisher hat das pauschal drei Euro gekostet, dieses Mal sind es fünf. "Wir haben erst heute und auch nur zufällig davon erfahren", sagt Veranstalter Ralf Siegel, "so geht das nicht, das ist unprofessionell." Siegel hatte die Beschicker des Flohmarkts in Unkenntnis über die Erhöhung darüber informiert, dass in diesem Jahr die alte Gebühr erhoben werde. Nun muss er das kurzfristig korrigieren.
Für fünf Euro auf der Bürgerweide parken – das ist ein vergünstigter Tageshöchstsatz, ein Entgegenkommen. Siegel bezieht seine Kritik deshalb ausdrücklich allein darauf, wie der Anstieg kommuniziert wurde, nämlich mehr oder weniger gar nicht. Die breite Öffentlichkeit hatte erst am Mittwoch durch einen Bericht im WESER-KURIER davon erfahren, dass der städtische Parkraumanbieter Brepark zum Jahreswechsel seine Preise deutlich erhöht hat – auf der Bürgerweide, in den Parkhäusern, überall. "Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, jedoch sehen wir sie als unumgänglich an, um weiterhin die Qualität unserer Dienstleistungen aufrechterhalten", erklärte die Brepark.
Für die Bürgerweide gibt es von der Brepark eine Liste, aus der hervorgeht, an welchen Tagen aufgrund von Veranstaltungen zum Teil weitaus mehr fürs Parken genommen wird. Der Höchstsatz lag im Regelfall bislang bei sechs Euro und ist auf acht Euro gestiegen. Fast doppelt so viel muss zum Beispiel am 15. Januar gezahlt werden, wenn die Sixdays austrudeln und erfahrungsgemäß den stärksten Tag verzeichnen. Besucher des Sechstagerennens, die mit dem Auto kommen und direkt vorfahren, werden mit 15 Euro zur Kasse gebeten. Denselben Satz erhebt die Brepark bei der Bremen Classic Motorshow Anfang Februar. 15 Euro waren es auch am Dienstag dieser Woche beim Feuerwerk der Turnkunst in der ÖVB-Arena. Die Besucher waren überrascht, manche verärgert.
Messegesellschaft wünscht "Optimierungen am Preisgefüge"
Vergleicht man die neuen Parkgebühren am zentralen Bremer Veranstaltungsort mit denen in Hamburg und Hannover, ergibt sich ein gemischtes Bild. Das Parken am Messegelände in der Leinestadt kostet bei Fachmessen 15 Euro, bei Verbrauchermessen sind es sieben. Auf dem Schützenplatz neben der Heinz-von-Heiden-Arena werden bei Spielen von Hannover 96 oder bei Konzerten fünf Euro fällig. An den Herrenhäuser Gärten sind es zwölf Euro. In Hamburg zahlt man an der Barclays-Arena in der Regel zehn Euro. Die Elbphilharmonie nimmt für das Parken 15 Euro, wenn vier Stunden nicht überschritten werden, andernfalls sind es 35 Euro.
Viele Veranstaltungen in der Bremer ÖVB-Arena und den angrenzenden Hallen finden unter der Regie der städtischen Messegesellschaft M3B statt. Wie das Unternehmen zu den neuen Regelungen steht, teilt auf Anfrage M3B-Geschäftsführer Ingo Gösling mit: "Die Parkgebühren für die Flächen auf der Bürgerweide sind seit 2020 nicht mehr erhöht worden. Da die Kosten für die Bewirtschaftung in den vergangenen vier Jahren stark gestiegen sind – und obendrein je nach Veranstaltung stark variieren –, ist die Preisanpassung aus unserer Sicht sinnvoll und bewegt sich in einem vertretbaren Rahmen." Eine Einschränkung macht Gösling: "Wir werden allerdings in den kommenden Tagen noch mit der Brepark ins Gespräch gehen, um Optimierungen am Preisgefüge vorzunehmen."
Preispolitik für Bürgerweide ist für CDU Verkehrspolitiker ein Rätsel
Michael Jonitz, Verkehrspolitiker der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, bewertet die Preissteigerungen – im Parkhaus Mitte berechnet die Brepark für jede angefangene halbe Stunde jetzt 1,50 Euro, das sind 40 Cents mehr als vorher – als "noch nachvollziehbar". Die Handelskammer hat sich ähnlich eingelassen. Bei den Veränderungen auf der Bürgerweide geht Jonitz dagegen jedes Verständnis ab: "Das finde ich vorsichtig ausgedrückt eine Unverschämtheit." Handwerklich schlecht gemacht und in keiner Weise transparent, findet der Abgeordnete. Ihm sei ein Rätsel, wie die Brepark dazu komme, je nach Art der Veranstaltung unterschiedliche Preise aufzurufen: "Bei einer höheren Auslastung der Parkplätze werden mehr Einnahmen generiert, die den Mehraufwand tragen."
Statt mit dem Auto gelangt man auch mit Bus und Bahn zur Bürgerweide. Für die Sixdays hat es früher einmal ein Kombi-Ticket gegeben, um den Besuchern die Anreise mit dem ÖPNV schmackhaft zu machen. Das ist nach Auskunft eines BSAG-Sprechers in diesem Jahr nicht der Fall.