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Horn-Lehe Pilzbefall im Rhododendronpark

Ein pilzähnlicher Schwächeerreger macht sich im Rhododendronpark breit. Phytophthora ist sein Name – und seine Erscheinung keine Seltenheit.
04.09.2017, 22:36 Uhr
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Pilzbefall im Rhododendronpark
Von Jörn Seidel

Lady Eleanor Cathcart zeigt Altersschwäche. Mit ihren rund 180 Jahren gehört sie zu den ältesten Sorten im Rhododendronpark – für Parkleiter Hartwig Schepker und seine mehr als 20 Gärtner an sich kein Problem. Tausende historische und moderne Rhododendron-Züchtungen gedeihen hier.

Es ist die weltweit zweitgrößte Sammlung nach dem Great Windsor Park des britischen Königshauses. Der Strauch mit dem vornehmen Namen leuchtet in jedem Frühjahr in klarem Pink mit roten Tupfen und trägt damit zu jener Blütenpracht bei, die Hunderttausende Besucher in den Deliusweg nach Horn-Lehe lockt.

Doch das Erbe des Rhododendronparks ist in Gefahr. Lady Eleanor Cathcart und viele andere Sträucher sind welk und löchrig geworden, ihre sonst immergrünen Blätter gelb, braun oder bereits abgefallen, ihre Äste zum Teil verfault oder schon abgesägt.

Erst die Wanze, jetzt der Erreger

Ein pilzähnlicher Schwächeerreger macht sich im Rhododendronpark breit. Phytophthora ist sein Name – und seine Erscheinung keine Seltenheit. Kranken und schwachen Pflanzen allerdings fehlt die Kraft, sich gegen ihn zu wehren. Er nistet sich in Blättern ein, zapft die Energiezufuhr des Rhododendrons an, verstopft die Leitungsbahnen und entzieht ihm nach und nach das Leben.

„Wir gucken einem Sterben auf Raten zu“, sagt Parkleiter Hartwig Schepker. Erst vor zwei Jahren wurde der Rhododendronpark von einer Wanze heimgesucht. Gift wurde gesprüht – mit Erfolg, wie Schepker versichert. An wenigen Stellen sei die Wanze sei zwar noch da, aber vorerst nicht mehr bedrohlich.

Nun also ein Pilz, wie Schepker verkürzend den Phytophthora bezeichnet. Der Unterschied zur Wanze: Das Problem ist längst bekannt und eine Lösung in Sicht. Schon vor zehn Jahren hat Schepker den Phytophthora zum ersten Mal entdeckt. Mittlerweile ist er im ganzen alten Teil des Parks zu finden.

"Wir haben ein Erbe zu schützen"

Betroffen sind ausgerechnet jene ältesten Rhododendron-Sorten, von denen viele deutschlandweit höchstens noch an drei Orten existieren. „Wir haben ein Erbe zu schützen“, mahnt Schepker, der dazu beigetragen hat, den Bremer Park zu einem Standpfeiler der „Deutschen Genbank Rhododendron“ zu machen, um die Arten- und Sortenvielfalt zu erhalten.

Pflanzen, so Schepker, seien ein Stück Kulturgeschichte, für deren Überlieferung gerade die Bremer mit ihrem Park Verantwortung trügen. Lady Eleanor Cathcart zum Beispiel sei mit ihrer Höhe von bis zu sieben Metern ein Ausdruck der früheren britischen Oberschicht, die in ihren weitläufigen Gärten von der Terrasse aus auch noch in weiter Ferne die pinke Blütenpracht genießen wollte. Heutige Gewächse sind deutlich kleiner.

Auch die Ursache des Pilzbefalls sei historisch zu betrachten, so Schepker. „Die drei Teile des Parks wurden state-of-the-art angelegt“, erklärt er. So wurde stets nach modernsten gärtnerischen Methoden angepflanzt. An Entwässerung des Gartenbodens hat zu Zeiten der Parkgründung eben noch niemand gedacht.

Sträucher mit nassen Füßen

Genau das ist das Problem des Bremer Parks, der eine faszinierende Naturlandschaft aus Sträuchern, Bäumen und Blumen zwischen Wiesen, Teichen und Fleeten bietet. Oft ist der Boden matschig. „Dann haben die Sträucher nasse Füße“, sagt Schepker. Das macht sie schwach und anfällig.

„Wenn man eines braucht bei Rhododendren, dann ist das eine gute Drainage“, erklärt er. Denn die Sträucher seien Gebirgspflanzen, wo das Wasser niemals steht. Um den Park zu retten, beginnt nun eine seiner größten Veränderungen. Spezialfahrzeuge tragen ab diesem Dienstag in einigen Teilen zwei Wochen lang den befallenen Boden ab.

Um ihn abzutransportieren, wird der Haupteingang zeitweilig gesperrt. Danach werden weitere zwei Wochen lang Drainagen und neuer Boden verlegt sowie neue Sträucher angepflanzt, die teilweise schon seit sieben Jahren nachgezüchtet werden.

Restliche Finanzierung noch ungeklärt

So wird etwa ein Trieb von Lady Eleanor Cathcart mit dem wurzelstarken Unterbau von Cunningham’s White veredelt – Rhododendren-Hochzeit sozusagen. Zwei Meter hoch sind viele Nachzüchtungen bereits. Aber das ist nur der Anfang. Nach den zunächst 10.000 Quadratmetern soll in den kommenden fünf Jahren noch viermal so viel Fläche neu bepflanzt werden. Gesamtkosten: rund 150.000 Euro, schätzt Schepker.

Keine kleine Summe für die Stiftung Bremer Rhododendronpark, die sich ohne Steuergeld finanziert. Der Verein der Freunde des Rhododendronparks hat für die ersten Maßnahmen 30.000 Euro zur Verfügung gestellt, eine weitere kleinere Summe hat ein Horner Ehepaar gespendet. Die restliche Finanzierung ist noch ungeklärt. Zumindest Lady Eleanor Cathcart hat Hartwig Schepker bereits gerettet.

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