Mehrfach haben zuletzt in der Stadt Bremen Autos gebrannt, gefühlt fast jeden Tag und so viele wie noch nie. Doch dieser Eindruck täuscht. Sagt zumindest die Polizei. „Bei Autobränden gibt es immer mal wieder lokale Häufungen, vor allem, wenn zu einem Zeitpunkt mehrere Fahrzeuge betroffen sind, wie in den vergangenen Wochen im Bremer Westen“, sagt Nils Matthiesen, Sprecher der Polizei Bremen. „Einen generellen Anstieg können wir als Polizei nicht feststellen.“ Fakt bleibt allerdings, unabhängig von ihrer Zahl, dass sich die Aufklärung dieser Fälle äußerst schwierig gestaltet.
Bei seiner Einordnung der Zahl der Brandanschläge in diesem Jahr bezieht sich der Polizeisprecher auf den Vergleich zu 2023. Die Zahlen zu 2024 nennt die Polizei nicht. „Aber in Relation zum Vorjahr haben wir im Jahresverlauf keinen Anstieg“, so Matthiesen. Auch über einen längeren Zeitraum betrachtet war die Zahl der Autobrände in der Stadt Bremen zuletzt rückläufig. Nach einem sprunghaften Anstieg von 25 brennenden Fahrzeugen 2019 auf jeweils 47 in den Jahren 2020 und 2021, verzeichnete die Polizei 2022 noch 35 Autobrände und im vergangenen Jahr 28.
Zum Stand der Ermittlungen zu den Bränden der jüngeren Vergangenheit schweigt sich die Polizei aus. „Die dauern an“, sagt Matthiesen. Mögliche Zusammenhänge von Taten in örtlicher und zeitlicher Nähe, beziehungsweise bei der Vorgehensweise der Täter würden hierbei intensiv geprüft. "Nichts Neues" gilt auch für den Fall der weiblichen Leiche, die vor Kurzem in einem ausgebrannten Seat in der Waller Straße entdeckt wurde. "Die Ermittlungen dauern an", hält sich hierzu Frank Passade, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bedeckt.
Die von Matthiesen angesprochene Häufung der vergangenen Wochen bleibt trotzdem auffällig: Im August brannten drei Fahrzeuge in Oslebshausen, eines in Walle, ein Wohnwagen in Hemelingen, zwei Transporter in Gröpelingen, sowie jeweils Fahrzeuge in Findorff und Burglesum. Im September brannten in Walle gleich neun Fahrzeuge, davon acht in der Nacht von 16. auf den 17. September, darunter auch der Seat, in dem eine weibliche Leiche gefunden wurde. Auch in der Neustadt brannte in diesem Monat schon ein Wagen, am vergangenen Wochenende dann in der Vahr ein Mercedes-Sprinter und zuletzt in der Nacht von Sonntag auf Montag ein BMW in Gröpelingen. Früher im Jahr hatte es bereits Brände mehrerer Fahrzeuge in Huchting, Horn-Lehe und Hemelingen gegeben.
"Nicht nur Brandstiftung"
Trotzdem warnt der Polizeisprecher vor voreiligen Schlüssen: „Fahrzeugbrände können verschiedene Ursachen haben, die nicht nur auf vorsätzliche Brandstiftungen zurückzuführen sind.“ So etwa technische Defekte, Wartungsmängel oder auch Unfallfolgen. Bei einem Brand im August in Walle habe das Fahrzeug einem ehemaligen Bürgerschafts- und Bundestagsabgeordneten der AfD gehört. „Hier ermittelt der Staatsschutz, da sich Linksextremisten auf einer Plattform dazu bekannt haben.“

Nicht nur Brandstiftung beschäftigt die Polizei: In diesem Fahrzeug wurde in der vergangenen Woche eine weibliche Leiche gefunden.
Von Brandstiftungen geht nicht nur eine Gefahr für eine Sache oder das betreffende Fahrzeug aus, sondern auch stets eine unkalkulierbare Gefahr gegen Anwohner und Rettungskräfte, betont Matthiesen. Wer fremde Kraftfahrzeuge in Brand setzt, ganz oder teilweise zerstört, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. Selbst in minder schweren Fällen droht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.
In der Regel gestalte sich die Beweisführung schwierig, die Bestimmung der genauen Brandursache könne sehr komplex sein, erläutert Nils Matthiesen. „Als verwertbare Spuren bleiben nur die Brandschäden, die hinsichtlich ihrer Schwere und ihres Verlaufs und unter Berücksichtigung des Brandverhaltens der vorgefundenen Materialien interpretiert werden müssen.“ Das Beweismaterial werde dabei nicht nur durch den Brand zerstört, sondern auch durch die Löscharbeiten. Hinzu kommt, dass auch viele technische Defekte zu einem Brand führen können. „Die Unterscheidung zwischen vorsätzlicher Brandstiftung und technischem Defekt ist oft schwierig.“
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Trotzdem würden immer wieder Erfolge bei der Verfolgung von Brandstiftungen erzielt, sagt der Polizeisprecher und nennt als Beispiel die Aufklärung der Brandserie vor eineinhalb Jahren im Ortsteil Westend. Hier nahm die Polizei einen Mann fest, der dabei beobachtet wurde, wie er in der Dietrichstraße einen Fiat Punto in Brand setzte. Ihm konnten letztlich Brandstiftungen an einer ganten Reihe von Autos zugeschrieben werden. Auch bei dem Brand in der Nacht zum 17. August dieses Jahr in Schwachhausen war die Polizei erfolgreich. "Umfangreiche Ermittlungen, basierend auf Zeugenaussagen, Spuren und Videoaufnahmen, führten zur Festnahme eines Verdächtigen."
Angaben zur Aufklärungsquote speziell bei Autobränden konnte die Polizei nicht machen. Von den Fällen schwerer Brandstiftung wurden 2023 rund 35 Prozent aufgeklärt.