Fast jeder zweite User ist eigenen Angaben nach bereits im Internet beleidigt worden, jeder vierte Opfer sexueller Belästigung gewesen und über 41 Prozent sind schon Unwahrheiten im Netz verbreitet worden. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Lauter Hass – leiser Rückzug", die am Dienstag unter anderem von Bundesfamilienministerin Lisa Paus vorgestellt wurde. "Hass im Netz ist leider allgegenwärtig", sagte die Grünen-Politikerin. Die Bremische Landesmedienanstalt (Brema) verwundern die Ergebnisse nicht.
Ziel der Studie war es laut Herausgebern, den aktuellen Stand zur Verbreitung von Hass im Netz abzubilden. Den fasste Hanna Gleiß von der Vernetzungsstelle "Das NETTZ" so zusammen: "Hass im Netz hat in den letzten Jahren zugenommen". 89 Prozent der 3000 Befragten hätten angegeben, dass die Anfeindungen im digitalen Raum in den vergangenen Jahren zugenommen hätte.
Einige Gruppe besonders oft betroffen
Paus verwies indes auf besonders häufig Betroffene wie etwa Frauen, politisch Engagierte, jüdische, muslimische und nicht weiße Menschen. So gab etwa bei der Befragung jede dritte Frau zwischen 16 und 24 Jahren an, bereits von Hass im Netz betroffen gewesen zu sein. Bei Männern gleichen Alters war es jeder Fünfte. Die Folge der Anfeindungen: Die Betroffenen minderten ihre Aktivität in den Netzwerken, heißt es in der Studie. 24 Prozent aller Befragten hätten ihr Profil nicht mehr genutzt oder gar gelöscht, nachdem sie Hass erfahren hatten.
"Hate Speech ist kein harmloser Scherz", sagt Julia Heimlich, Referentin der Brema. Sie führt die wachsende Feindseligkeit auch auf die zunehmende Aktivität der Internetuser zurück. "Die Nutzer werden jünger, sind länger online und werden mit immer mehr Inhalten konfrontiert, die der Algorithmus für sie ausgewählt hat", sagt sie. Gleichzeitig sinke "durch Schnelligkeit und Anonymität die Hemmschwelle", um Hass zu verbreiten. Heimlich fordert grundsätzlich, dass "gegen strafrechtlich relevante Äußerungen" vorgegangen wird.