Während Bayern am Montag beschlossen hat, die 2G-Regel auf Gaststätten auszuweiten, ist es in Bremen derzeit möglich, ohne Nachweis oder Maske ins Restaurant zu gehen. Der Grund dafür sind die großen Unterschiede bei den Hospitalisierungs- und Inzidenzwerten der Länder. In Bremen reagieren Gastronomie und Kultureinrichtungen dennoch unterschiedlich auf die aktuelle Situation.
Wer an der Schlachte oder in der Innenstadt essen gehen will, braucht mancherorts keine Maske zu tragen. Die Varianten reichen vom „Paulaner‘s“, das am Montag weder einen Impf-, Genesenen- oder Testnachweis verlangte noch eine Maske, über das „Ma“ (3G-Nachweis plus Maske im Innenraum) bis zum „Enchilada“, das zusätzlich den Personalausweis kontrolliert. Möglich macht das die derzeit gültige Warnstufe 0 der Corona-Verordnung. Von Warnstufe 1 an müssen sich Gastronomen an Regeln halten, in dieser Stufe an die 3G-Regel. Was über die gesetzlichen Mindestvorgaben hinaus beachtet werden muss, entscheiden die Lokale.
Eine gute Regelung, sagt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft: „Das ist aus unserer Sicht etwas, woran sich die anderen Länder orientieren sollten. Wir stärken da unserem Bürgermeister den Rücken.“ Einen Überblick darüber, wie viele Lokale den Zugang auf Geimpfte und Genesene beschränkten, habe er nicht. Viele Betriebe setzten freiwillig auf 3G, sagt Detlef Pauls, Vorsitzender des Dehoga-Landesverbands Bremen: „Man fühlt sich einfach besser, wenn es eine gewisse Kontrolle gibt.“ Das gelte für beide Seiten. Am wichtigsten sei weiterhin, dass die Menschen sich impfen ließen.
Im Ratskeller ist seit einer Woche die 2G-Regel in Kraft, bestätigt Geschäftsführer Arnd Feye. „Die allermeisten Gäste haben gesagt: Das finden wir toll.“ Voraussetzung für die Entscheidung sei gewesen, dass alle Beschäftigten – etwa 55 Personen – geimpft sind, sagt er, erst danach sei die Diskussion überhaupt aufgekommen. Ihm gehe es vor allem darum, mehr Schutz zu bieten: „Ich bin der Meinung, dass wir uns auf Geimpfte und Genesene konzentrieren sollten, weil das Risiko zu groß ist.“ Gerade für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die direkten Kontakt zu den Gästen haben, sei das wichtig – „die werden immer ein bisschen vergessen“, meint er. Die Kontrolle sei zwar eine arbeits- und kostenintensive Angelegenheit, aber er appelliert: Es sei nicht nötig, für 2G auf Vorgaben der Politik zu warten.
Ähnlich unterschiedliche Regeln existieren im Kulturbereich. Das Theaterschiff und das Packhaustheater dürften nur mit Impf- oder Genesenennachweis besucht werden, sagt Leiter Knut Schakinnis. Das Theater Bremen denke darüber nach, 2G ab Dezember einzuführen, erklärt Sprecherin Diana König. Für das Publikum mache das kaum einen Unterschied, da es nahezu komplett geimpft oder genesen sei. In der Kunsthalle ist der Zugang unter 3G-Bedingungen möglich. „Weitere Maßnahmen behalten wir uns vor, wenn die Situation es erfordern sollte“, sagt Sprecherin Jasmin Mickein.
Im Cinespace in der Waterfront gelten momentan keine Beschränkungen. Einzig: Das Kino lässt freiwillig rechts und links jeweils einen Platz zwischen den Besuchergruppen frei. „Solange die Warnstufe 0 gilt, ändern wir nichts“, sagt Gunnar Burmester vom Cinespace. Falls flächendeckend 2G eingeführt werde, stehe er dem sehr positiv gegenüber. „Schon bei 3G hatten wir unter ein Prozent ungeimpfte Besucher, die einen Test machen mussten“, sagt er. „Wenn 2G kommt, dann kommt 2G. Damit hätten wir kein Problem.“
In anderen Bundesländern ist 2G nicht Kür, sondern Pflicht. In Bayern (Sieben-Tage-Inzidenz am Montag: 530,4) wird die Regel unter anderem in Gaststätten angewendet. Wer in Berlin, Brandenburg oder Sachsen ins Restaurant will, muss ebenfalls geimpft oder genesen sein. Der Hamburger Senat will heute über eine Ausweitung der Zugangsbeschränkung auf Geimpfte und Genesene sprechen, am Montag lag die Inzidenz dort bei 177,9.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) bekräftigte auf Nachfrage die hiesigen Regelungen: „Wir haben ein gut funktionierendes Warnstufensystem, das uns ausreichend Möglichkeiten gibt, auf steigende Inzidenzen zu reagieren. Aber natürlich beobachten wir das Infektionsgeschehen ganz genau und werden unser System bei Bedarf sofort anpassen.“ Die SPD-Bürgerschaftsfraktion forderte am Montag in einem Positionspapier eine Ausweitung von 2G bei Groß- und Indoor-Freizeitveranstaltungen. In Warnstufe 2 sollte 2G dann Pflicht werden, heißt es.
Niedersachsen will schrittweise auf eine 2G-Regelung umsteigen. „Wir können dieser vierten Corona-Welle aus meiner Sicht nur mit einem klaren 2G-Regime begegnen“, sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) dem NDR. Die neue Verordnung empfiehlt die Anwendung der 2G-Regel unabhängig von Warnstufe und Inzidenz.In der Region Hannover dürfen seit Freitag nur noch Geimpfte und Genesene Restaurants, Theater und ähnliche Einrichtungen betreten.