Das Land Bremen hat im Jahr 2021 10,3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. Etwa die Hälfte davon entfällt auf die Stahlindustrie. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist der Gesamtausstoß um eine Million Tonnen gestiegen. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Bremer Senat am Dienstag vorgelegt hat. Daten für das Jahr 2022 sind nach Angaben der Klima- und Umweltbehörde noch nicht verfügbar. Regierung und Opposition interpretieren die Zahlen unterschiedlich. "Der Senat geht davon aus, dass das CO2-Minderungsziel von 60 Prozent bis 2030 gegenüber dem Referenzjahr 1990 erreicht werden kann", heißt es in der Mitteilung. Dem Bericht zufolge lagen die Emissionen im Jahr 2021 um 23,5 Prozent niedriger als 1990.
Mehr CO2-Ausstoß durch Wärmekraftwerke
Der Anstieg im Vergleich zum Jahr 2020 wird vor allem auf die Stahlindustrie zurückgeführt. Dabei handele es sich aber um keinen langfristigen Trend – Schwankungen in diesem Sektor seien durchaus üblich, erklärt Ramona Schlee, Sprecherin von Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne). Die Behörde verweist darauf, dass die Emissionen mit Ausnahme dieses Bereiches in allen Sektoren gemindert werden konnten – verglichen mit dem Jahr 1990, aber auch mit dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019.
Zum Vergleichsjahr 2020 sind Anstiege in mehreren Bereichen zu beobachten. Neben der Stahlindustrie, die in Bremen fast vollständig aus dem Stahlwerk besteht, haben beispielsweise auch die Wärmekraftwerke ihren Ausstoß erhöht. "Im Vergleich zum Vorjahr haben die Kraftwerke vermehrt auf Steinkohle als Energieträger zurückgegriffen, durch deren Einsatz beim Verbrennen mehr CO2 emittiert wird als beispielsweise durch Erdgas", so die Erklärung der Behörde. Wärmekraftwerke waren demnach im Jahr 2021 für den Ausstoß von etwa 2,4 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Ein "sehr geringer Anstieg" der Emissionen wird unter anderem im Sektor Verkehr verzeichnet.
Die Zahlen seien "trügerisch", kritisiert die CDU-Bürgerschaftsfraktion. "In allen Sektoren steigen die Emissionen im Vergleich zum Vorjahr wieder an – sogar im Verkehr, obwohl wir mehr E-Fahrzeuge haben. Zwischen den PR-Tricks der Umweltbehörde wird also eines klar: Bremen verfehlt seine Klimaziele weiterhin deutlich", sagt Martin Michalik, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Die Landesregierung bremse beispielsweise den E-Ladesäulen-Ausbau, treibe den Zubau von Windkraft nicht voran und habe noch immer kein Förderprogramm für Solaranlagen auf privaten Dächern. Das Ziel von 60 Prozent weniger CO2 im Jahr 2030, verglichen mit dem Jahr 1990, sei mit dieser Strategie nicht zu schaffen, so Michalik. Diese Zielzahl sieht das Bremische Klimaschutz- und Energiegesetz vor. Bis zum Jahr 2038 will Bremen klimaneutral sein.
Moosdorf nimmt für die Zielerfüllung vor allem das Stahlwerk ins Visier. Die Dekarbonisierung könne "einen außerordentlich wichtigen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaschutzziele leisten". Die Bremer Hütte soll in den kommenden Jahren auf die Produktion von grünem Stahl umgerüstet werden. Geplant ist unter anderem der Bau einer Direktreduktionsanlage (DRI) zur Produktion von Roheisen, die die Hochöfen ersetzen soll. Als weitere Schlüsselthemen nennt Moosdorf den vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung, die Wärmewende und die Mobilitätswende.