Nur ein paar Meter weiter geht's um die Wurst, hier aber um die Eier. In zahlreichen Paletten und diversen Größen warten sie auf Käufer, wobei "warten" am Tag vor Karfreitag auf dem Findorffmarkt eigentlich eher die Kunden müssen. Spätestens ab acht Uhr und bis Mittag steht immer eine wechselnd lange Schlange vor dem Eierstand von Geflügel Onken.
Der Bockhorner Händler ist der größte Eierlieferant auf dem Platz, nicht allein auf diesem größten Wochenmarkt Bremens, sondern auch auf einigen anderen der über 20 Märkte in einer breiten Schneise zwischen Esens und Bremen, auf denen er mit Geflügelfleisch und Eiern präsent ist. Knapp 50.000 eigene Hennen liefern dafür rund 45.000 Eier pro Tag. Weil kein Großhändler oder irgendein Lebensmittelfabrikant davon etwas bekommt, sind die Eier immer höchstens zwei Tage alt, wenn sie auf dem Markt sind.
Nur bei den gefärbten Eiern zu Ostern ist das anders. Die kommen erst nach etwa vier Tagen zum Färbebetrieb. Der Grund: Wären sie noch frischer, könnte man die Schale fast gar nicht abpellen. Es gilt die alte Hausfrauenweisheit: Je älter das Ei, desto besser kriegt man die Schale ab. Bei den Ostereiern kommt noch hinzu, dass sie per Dampf hart gekocht und danach auch heiß eingefärbt werden. Deswegen fällt das Abschrecken unter kaltem Wasser weg. Auch das ist ein Arbeitsgang, der normalerweise das Pellen erleichtert.
Slawomir Rajnik ist eigentlich nur sonnabends in Findorff auf dem Markt als Verkäufer dabei, sonst kümmert sich der Pole bei Onken um Produktion und Logistik, aber an diesem Donnerstag vor Ostern ist er ausnahmsweise auch vor Ort. "Unter der Woche ist das jetzt hier ähnlich wie sonst am Wochenende", erklärt er das. Soll heißen: Gehen sonst um die 20.000 Eier an den drei Markttagen Dienstag, Donnerstag und vor allem am gut besuchten Sonnabend über den Verkaufstresen, sind es in der Woche vor Ostern auch mal um die 40.000. Dann ist jeder Markttag wie der verkaufsstarke Sonnabend. Aus Rajniks Sicht aber nur ein leichter Anstieg, der übers Jahr gesehen kaum auffällt.
Besonders gefragt sind Bioeier
Bemerkenswerter findet er die Unterschiede zwischen den Märkten. "Hier in Findorff sind fast nur die Eier aus Freilandhaltung oder Bioqualität gefragt, auch wenn beides etwas teurer ist." Auf den anderen Märkten spielt der günstigere Preis hingegen eine größere Rolle. Und auch bei den Eiergrößen steche Findorff hervor: Gekauft würden fast nur L- oder XL-Eier. "Ich hatte mal das Problem, dass der Wagen für Findorff falsch gepackt war, nur kleine Eier und überwiegend Bodenhaltung. Da hatten wir richtig Stress mit den Kunden", erinnert sich Rajnik.

Bei Eiern spielt der Preis laut der Händler bislang kaum eine Rolle für die Käufer, zumindest auf dem Findorffmarkt.
So erlebt es auch Carsten Gerken, nach Onken die Nummer zwei auf dem Findorffmarkt. Auf rund 5000 Eier pro Woche schätzt er seinen Absatz. Dafür, dass er eigentlich mit Obst und Gemüse handelt und selber noch Kartoffeln anbaut, ein ordentliches Zubrot. "Ich habe die vor etwa 15 Jahren ins Sortiment genommen und das ist dann nach und nach gewachsen." Dazu beigetragen haben dürfte auch seine Beständigkeit, den sommers wie winters steht er an drei Tagen pro Woche auf dem Markt. Einige reine Eierhändler schlagen zwar auch immer mal wieder ihren Stand auf, aber eben zu unregelmäßig, um als Kunde damit planen zu können.
An Weihnachten werden mehr Eier verkauft
Als besonderen Höhepunkt seines Eiergeschäfts erlebt er Ostern allerdings nicht. "Ganz ehrlich, an Weihnachten verkauf ich mehr", sagt Gerken. In die ganzen Plätzchen und Kuchen am Jahresende wandern offenbar noch mehr Eier als auf die Frühstückstische zu Ostern. "Und mehr als essen kann ja auch niemand, Feiertage hin oder her." Dazu kommt die steigende Zahl von Single-Haushalten in Bremen, was er an den sinkenden Verkaufsmengen je Kunde bemerkt. "Wir haben Leute, die kaufen die Kartoffeln einzeln nach Stückzahl."
Entsprechend gut versucht Gerken daher, mit der Saisonware Osterei zu kalkulieren. Das betrifft vor allem die weißen sowie die bunten, schon vorgefärbten Eier. Beide seien ab dem Dienstag nach Ostern für ihn quasi unverkäuflich. Er hat es nach eigenem Bekunden inzwischen aufgegeben, das verstehen zu wollen. "Das ist ja immer noch die gleiche Qualität, wie wenige Tage zuvor." Auch bei der Frage Bio oder nicht erlebe er manche Merkwürdigkeit. "Da werden dann ausdrücklich sechs Bioeier verlangt und dann noch mal zehn 'normale' fürs Backen – ja, was denn jetzt?", wundert er sich, aber zuckt gleichzeitig mit den Schultern, was wohl so viel heißt wie: Von mir aus, der Kunde ist ja König.