Die Preiserhöhung zu Beginn des Jahres von 49 auf 58 Euro monatlich hat den Erfolg des Deutschland-Tickets offenbar nicht schmälern können. Wie der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) in Berlin mitgeteilt hat, ist die monatliche Kündigungsquote im Januar nur geringfügig auf 8,1 Prozent gestiegen. Normal ist nach Angaben des VDV eine monatliche Kündigungsquote von sieben Prozent. "Wir sehen definitiv keine Kündigungswelle durch die Preiserhöhung", erklärte Ingo Wortmann, Präsident des Branchenverbandes VDV. Die Kündigungsquote sei zum Jahreswechsel stets etwas höher, "da die Kundinnen und Kunden zu diesem Zeitpunkt ihre Verträge danach prüfen, wo sie gegebenenfalls sparen können", so Wortmann.
Auch VBN sieht keine Kündigungswelle
Eine Einschätzung, die vom Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) geteilt wird. "Im Jahr 2024 wurden monatlich durchschnittlich etwa 67.000 digitale D-Ticketsdirekt über denVB verkauft", betonte Sprecherin Lorena Faltermann. "Was die Kündigungen nach der Preissteigerung zum Januar 2025 betrifft: Die Abonnements im Vergleich Dezember 2024 und Januar 2025 sind annähernd auf dem gleichen Niveau." Eine valide Tendenz sei allerdings erst nach einigen Monaten ablesbar. Insgesamt werden im Bereich des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen 800.000 Deutschland-Tickets verkauft, viele über den Navigator der Deutschen Bahn oder über Verkehrsunternehmen wie die BSAG.
Deutschlandweit nutzen derzeit 13,5 Millionen Kunden das Ticket. Da zahlreiche Fahrgäste aus anderen, meist teureren Tarifen auf das Deutschland-Ticket umgestiegen sind, fehlt allerdings auch Geld in der Kasse. "Die aus anderen Tarifen resultierenden Einnahmen sind im vergangenen Jahr deshalb um mehr als drei Milliarden Euro gesunken", so VDV-Chef Ingo Wortmann. Zusammen mit den Personalkosten, die um elf Prozent gestiegen seien, führe diese Entwicklung dazu, dass sich die wirtschaftliche Lage im Öffentlichen Personenverkehr zuspitzt. Die Folge seien Einsparungen, zum Beispiel durch ein reduziertes Angebot. "Das attraktivste Ticket nutzt uns und den Fahrgästen nichts, wenn am Ende weniger Busse und Bahnen fahren, weil wir das Angebot nicht mehr finanzieren können", so Wortmann. Städte wie zum Beispiel Dresden überlegen derzeit schon, das Fahrplanangebot auszudünnen.
Bayern droht mit Ausstieg
Aus Sicht des Verbandes werden die von Bund und Ländern zur Verfügung gestellten drei Milliarden Euro dauerhaft nicht ausreichen, um den Verlust der Branche auszugleichen. Doch dagegen regt sich Widerstand. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter hat bereits angedroht, dass sich der Freistaat nicht weiter an der Finanzierung beteiligen werde. Der Bund müsse die gesamten Kosten übernehmen, verlangte der CSU-Minister. Hintergrund des Vorstoßes ist offenbar, dass der ländliche Raum nicht im gleichen Maß von diesem Angebot profitiert wie die Städte. Die Antwort darauf dürfe aber nicht eine Verschlechterung des Angebots in den Städten sein, sondern ein passgenauer Nahverkehr auch auf dem Land, so der Verband.
An ein Ende des Einheitsfahrscheins glaubt auch VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff nicht: „Das D-Ticket wird bleiben.“ Die neue Bundesregierung müsse allerdings schnell Entscheidungen treffen, es müsse "Planbarkeit geben“. Insbesondere beim Thema Job-Ticket sieht der Verband noch Luft nach oben. Die Arbeitgeber zögerten noch, das Deutschland-Ticket als Job-Ticket anzubieten, weil die Zukunft des Abos noch nicht gesichert sei. Nach Angaben des Verbandes liege der Anteil der Job-Tickets derzeit bei etwa zwanzig Prozent. Hier sehen die Verkehrsunternehmen ausreichend Potenzial, um künftig bis zu 15 Millionen Kunden für das Deutschland-Ticket zu gewinnen.
Auch das könnte helfen, die Kosten für das Ticket zu decken. Denn allzuviel Spielraum für weitere Preiserhöhungen gebe es nach Ansicht der Unternehmen nicht, wenn man den Erfolg des Tickets nicht gefährden wolle. Der Ticketpreis solle an einen Preisindex gekoppelt werden, der sich an der Kostenentwicklung bei den Unternehmen orientiert, schlägt Wortmann vor. Zudem plant die Branche, das Angebot selbst weiter zu entwickeln. So sollen Zusatzleistungen wie beispielsweise die kostenfreie Mitnahme von Fahrrädern oder Kindern nach Möglichkeit bundeseinheitlich geregelt werden.