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125 Jahre Ipsen Logistics Die Transportspezialisten

Seit 125 Jahren bewegt Ipsen Logistics Waren und übernimmt Aufträge, bei denen die Konkurrenz passt. Das Unternehmen ist in insgesamt 16 Ländern vertreten und hat in Bremen rund 150 Mitarbeiter.
17.10.2016, 00:00 Uhr
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Die Transportspezialisten
Von Maren Beneke

Seit 125 Jahren bewegt Ipsen Logistics Waren und übernimmt Aufträge, bei denen die Konkurrenz passt. Das Unternehmen ist in insgesamt 16 Ländern vertreten und hat in Bremen rund 150 Mitarbeiter.

Wenn Hans-Christian Specht und Eduard Dubbers-Albrecht Zeit haben, dann sind sie alle zwei Wochen zusammen auf dem Tennisplatz. Im Doppel versteht sich, schließlich verfolgen sie auch im gemeinsamen Unternehmen die gleichen Ziele. Specht und Dubbers-Albrecht, das sind die Firmenlenker hinter Ipsen Logistics. Die beiden Männer kennen sich seit ihrer Jugend, vor 16 Jahren übernahm Dubbers-Albrecht neben Specht als zweiter Inhaber und Geschäftsführer die Geschäfte bei dem traditionsreichen Bremer Speditionsunternehmen. An diesem Freitag feiert Ipsen seinen 125. Geburtstag.

Ortstermin in der Hauptverwaltung in der Faulenstraße. Hier wird gerade kräftig gewerkelt. Es entstehen Kommunikationsinseln, also Sitzecken und Kaffeeküchen, in denen sich die Mitarbeiter austauschen können, größere Räume, mehr Platz für Ideen. Schon jetzt werden die Gäste im neuen Eingangsbereich an einem Tresen mit der Silhouette Bremens empfangen. „Nicht ganz richtig“, findet Specht dieses Bild. „Schließlich ist Ipsen ein weltweit agierendes Unternehmen mit Hauptsitz in der Hansestadt.“ Dem Deutschland-Chef bei der Gestaltung der Räume freie Hand gelassen zu haben, das sei ein großer Fehler gewesen, sagt der Geschäftsführer mit einem Augenzwinkern.

In insgesamt 16 Ländern – vor allem in Südamerika, Nordafrika und Südostasien – ist Ipsen mittlerweile mit eigenen Firmen oder über Partnerunternehmen vertreten. Gut 650 Mitarbeiter weltweit, davon 150 in Bremen, sorgen dafür, dass die Ware der Kunden ihren Weg ans Ziel finden. Unter ihnen sind viele große Namen zu finden, etwa Daimler, ABB, Bosch oder Continental, die auf das Spezialwissen der Spedition in Ländern wie Algerien oder Malaysia zurückgreifen.

Schwerpunkt See- und Luftfracht

Dabei sind es vor allem die herausfordernden Aufträge, mit denen sich die Mitarbeiter des Logistikers auseinandersetzen: zum Beispiel, wenn mehr als 1000 Tonnen schwere Teile für eine Zementmühle nach Algerien verschifft, Stahlplatten für einen Offshore-Raffineriekessel nach Singapur geflogen oder die Waren eines chinesischen Chemieunternehmens kontrolliert werden.

Spezialaufträge, die natürlich ihren Preis haben. Die beiden Ipsen-Geschäftsführer verstehen ihr Unternehmen als Qualitätsspedition, die sich über Kundennähe und Kreativität von der Konkurrenz abgrenzen muss. Eine ständige Herausforderung sei das, sagt Sprecht. Zumal auch Ipsen dem Preiswettbewerb der Branche „voll ausgesetzt“ sei.

Gut drei Viertel des Gesamtumsatzes – im vergangenen Jahr kam Ipsen auf 225 Millionen Euro – macht mittlerweile die See- und Luftfrachtspedition aus. Aber auch mit einer Projektlogistiksparte, einem Exportverpackungsunternehmen sowie einer Tochter, die sich auf dem ehemaligen Gelände der Bremer Woll-Kämmerei auf die Lagerung und Verbreitung von Rohwolle spezialisiert hat, verdient der Spediteur heute sein Geld.

Unternehmen ist ständig im Wandel

Zur Ipsen-Historie gehört auch, sich ständig neu aufstellen zu müssen. Geschäftsfelder oder Niederlassungen, die von der Ausrichtung nicht mehr zu Ipsen passen oder die sich ganz einfach nicht mehr rechnen, werden abgestoßen. Erst im vergangenen Jahr hat das Unternehmen seine Kontraktlogistiktochter verkauft und sich aus Frankreich zurückgezogen. „Die Organisation muss eng miteinander verzahnt sein“, sagt Dubbers-Albrecht, „wir brauchen keine Einzelsatelliten, die im Orbit umherschwirren.“

Gleiches gilt aber auch in umgekehrter Richtung: In China, das sei schon verabredet, werde künftig nur noch mit einem strategischen Partner zusammengearbeitet, sagt Specht. Erst im vergangenen Jahr hat die Gruppe außerdem einen argentinischen Logistiker übernommen. „Und wir schauen uns immer Länder an, in denen wir noch Potenzial sehen und die für unser Geschäft geeignet sind.“

Dass sein Unternehmen einmal so international aufgestellt sein würde, damit hätte Firmengründer Emil Ipsen vor 125 Jahren wohl nicht gerechnet. Ab 1891 zog der gebürtige Kieler sein auf Baumwollspedition und -lagerhaltung spezialisiertes Unternehmen von Bremerhaven aus auf. Mit Erfolg: Schon fünf Jahre später hatte er nicht nur zusätzliche Läger und ein Büro- und Wohngebäude, sondern auch eine Niederlassung in Bremen.

Zusammenbruch durch beide Weltkriege

Nachdem die Geschäfte während der beiden Weltkriege vollkommen zusammengebrochen waren, übernahm Ipsens Sohn Hans die Firma. Zwar konnte er die Zahl der Mitarbeiter bis 1955 wieder auf 25 steigern, doch nach seinem Tod stand die Firma erneut vor der Existenzfrage. Denn wie sich damals herausstellte, waren über einen längeren Zeitraum keine Neukunden gewonnen worden, das Unternehmen war überschuldet. Die Gesellschaftsanteile wechselten schließlich den Besitzer – wer das war, wurde erst Jahre später bekannt.

Mehrere Geschäftsführer richteten Ipsen in den folgenden Jahrzehnten neu aus, allen voran Klaus Platz, der die Firma ab 1974 leitete. Innerhalb von 30 Jahren formte er aus einem Unternehmen mit 35 Angestellten am Bremer Hauptsitz und in Niederlassungen in Bremerhaven und Hamburg eine Firmengruppe, die bei seinem Ausscheiden etwa 400 Angestellte und Vertretungen in zehn Ländern zählte.

1999 wurde mit Hans-Christian Specht schließlich der Generationenwechsel eingeleitet – und offen gelegt, wem die Firma all die Jahre gehörte: der Schiffsmaklerfirma Gebrüder Specht, die durch die Geheimhaltung einen Interessenkonflikt in der Transportbranche vermeiden wollte. Ein Jahr später holte Specht dann Dubbers-Albrecht an seine Seite.

Neuordnung der Unternehmensstruktur

Seither haben die beiden die Unternehmensstruktur neu geordnet, nahezu allen Firmen einen einheitlichen Markenauftritt verpasst. Nun wollen und müssen die beiden Ipsen-Chefs die Digitalisierung in ihrer Firmengruppe weiter vorantreiben. Investieren und gleichzeitig wachsen – so sieht die Agenda für die kommenden Jahre aus. Mehr Geschäft versprechen sie sich vor ­allem in den Regionen, in denen Ipsen ­Logistics schon jetzt aktiv ist. Mit durchschnittlich fünf Prozent Umsatzsteigerung rechnen Specht und Dubbers-Albrecht mittelfristig.

Dafür werden sie auch in den kommenden Jahren viel im Ausland unterwegs sein. Gut ein Viertel des Jahres verbringt Specht auf Reisen, bei Dubbers-Albrecht ist es sogar noch mehr Zeit. Und die Tage im Unternehmen, das sagen beide, die sind oft lang – schließlich muss mit allen Niederlassungen kommuniziert werden, von Asien bis Südamerika. „Am Ende“, sagt Specht, „bleibt da leider oft kaum Zeit für Tennis.“

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