
Ulf Jacob, Leiter Strategie und Politik bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Sprecher des Bündnis lebenswerte Stadt in Bremen.
Wir wollen Bremen zu einer Schwammstadt machen – so heißt es prominent im Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Regierung. Gemeint ist, die Stadt an die Klimaveränderungen anzupassen und so umzubauen, dass sie Regenwasser wie ein Schwamm zwischenspeichern kann und verzögert wieder abgibt.
2023 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Niedersachsen und Bremen hat sich die Jahresmitteltemperatur seit Beginn der Messungen bereits um 1,8 °C erhöht. Die Jahre 2018 bis 2022 waren in Bremen geprägt durch zum Teil extreme Dürre- und Hitzephasen. Dieses Jahr dagegen war überwiegend zu nass – mit doppelt so viel Starkregenereignissen wie üblich und mit Überschwemmungen und vollgelaufenen Kellern als Folgen.
Die Stärkung der Widerstandskraft gegenüber klimabedingten Gefahren ist eine zentrale Zukunftsaufgabe und Voraussetzung für das gute Leben in der Stadt. Daher ist es richtig, dass die Koalition in Bremen „das Prinzip der Schwammstadt zu einem Leitbild der Stadtplanung machen wird“, wie es wörtlich heißt. Denn eine dicht bebaute Stadt kann die nötigen Klimafunktionen nicht erfüllen. Der hohe Versiegelungsgrad verstärkt vielmehr die Auswirkungen von Starkregen, Überflutungen, Hitze und Trockenheit. Dagegen sind Stadtgrün, Bäume und Wasserflächen natürliche Klimaanlagen: In Hitzeperioden kühlen sie durch Verdunstung und spenden Schatten. Nach Starkregen speichern sie Wasser und können Überschwemmungen abmildern. Dafür braucht es eine wasserbewusste Stadtgestaltung. Einfach ausgedrückt: Es muss mehr Grün und Blau ins Grau – mit weniger Versiegelung, mehr Wasserflächen und vor allem mehr Grün. Aber der Weg ist im wahrsten Wortsinn „steinig“. Entsiegeln ist aufwendig und wird von der Bürokratie gebremst. Das Beste wäre, Neuversiegelung zu vermeiden und stadtklimatisch wichtige Flächen von Bebauung freizuhalten.
Ein ungenutztes Schwammstadt-Potenzial bietet der Straßenraum. Straßen sollten grüner gestaltet werden. Hier braucht es mehr Klimabäume mit ausreichend Wurzelraum. Dafür benötigt der zuständige Umweltbetrieb deutlich mehr finanzielle Mittel. Wir müssen uns außerdem verabschieden vom Mantra „Wasser raus“. Ab jetzt gilt, Regenwasser in der Stadt zu halten und zu nutzen, wo es geht.
Was wir nicht brauchen, ist noch eine neue Strategie. Davon haben wir in Bremen genug. Wichtig ist: Die Schwammstadt jetzt machen.