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Interview über Trumps Wählerschaft Wer Trump wählt – und wer nicht mehr

Neil Van Siclen, Präsident des Carl Schurz Deutsch-Amerikanischen Clubs in Bremen, spricht im Interview über die Wähler von US-Präsident Donald Trump - und wer ihn nicht mehr wählet.
27.08.2020, 05:00 Uhr
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Wer Trump wählt – und wer nicht mehr
Von Kim Torster
Herr Van Siclen, Umfragen zeigen: Trump hat Wähler verloren. Was sind das für Leute?

Neil van Siclen: Republikaner, die nicht mehr hinter Trump stehen, weil sie gemerkt haben, dass er nur seine eigenen Interessen und nicht die der Partei vertritt. Dann diejenigen, die Trump nur gewählt haben, weil sie Hillary Clinton nicht wollten oder, weil er anders als andere Politiker war. Aber durch seine Politik und durch seine Art, wie er Menschen behandelt, hat er diese Leute verloren. Und dann gibt es noch die kleinen Leute, die meinten, zu kurz zu kommen und deshalb Trump seinerzeit gewählt haben.

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Warum wählen die ihn jetzt nicht mehr?

Weil Trump einem Teil dieser Menschen geschadet hat. Dazu gehören zum Beispiel die Landwirte, die ihre Sojabohnen jetzt nicht mehr nach China verkaufen können. Oder Menschen, die durch Trumps Corona-Politik jetzt arbeitslos sind.

Dennoch hat Donald Trump noch immer solide Wählerzahlen. Was sind das für Menschen?

Der Kern seiner Unterstützer besteht immer noch aus Menschen, die das Gefühl haben, zu kurz zu kommen. Häufig sind das weiße Männer und Frauen mit nicht besonders hoher Bildung. Dann gibt es noch die Rassisten, die Trump unterstützen, weil er selbst öffentlich rassistisch ist. Und es gibt eine dritte Gruppe Unterstützer: Das sind reiche Menschen, die zwar eine gute Bildung haben, aber geldgierig sind. Und die wissen, dass sie unter Trump viel Geld verdienen können, ohne davon Steuern zahlen zu müssen.

In Deutschland gibt es deutlich weniger Zustimmung für Trump als in den USA. Warum ist das so?

Seine feindliche Art gegenüber Frauen, Ausländern oder Minderheiten und seine Em­pathielosigkeit stört Europäer. Europäer sind aufgeklärte Humanisten. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“, sagte Goethe seinerzeit. Das entspricht auch den hanseatischen Traditionen. Trump ist schlicht das Gegenteil.

Das Gespräch führte Kim Torster.

Zur Person

Zur Person

Neil Van Siclen (59) ist in Boston aufgewachsen und amerikanischer Staatsbürger. Er ist Präsident des Carl Schurz Deutsch-Amerikanischen Clubs in Bremen und ­leitet ein Übersetzungsbüro.

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