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Bremens Krankenhauslandschaft Entscheidung gegen das Klinikum LdW ist im Grundsatz richtig

Bremen hat zu viele Kliniken. In der Politik ist das lange bekannt, jetzt werden daraus Konsequenzen gezogen. Eine Schließung des Klinikums LdW wäre unpopulär, doch im Grundsatz richtig, meint Jürgen Theiner.
05.07.2023, 10:49 Uhr
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Entscheidung gegen das Klinikum LdW ist im Grundsatz richtig
Von Jürgen Theiner

Die Kölner haben die Debatte hinter sich: Der Stadtrat der Rheinmetropole beschloss vor wenigen Tagen, mehrere schlecht ausgelastete Krankenhausstandorte zusammenzulegen und sie in einem hochmodernen "Gesundheitscampus" aufgehen zu lassen. Auch Hannover baut Überkapazitäten ab, und selbst auf dem platten Land in Vechta und Lohne hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Die beiden niedersächsischen Gemeinden haben sich auf einen gemeinsamen Standort verständigt.

Warum? Weil man veränderte Rahmenbedingungen in der stationären Gesundheitsversorgung nicht dauerhaft  ignorieren kann. Fast alle der rund 1900 deutschen Krankenhäuser stehen unter verschärftem wirtschaftlichen Druck. Die Fachkräfte vor allem im Pflegebereich werden immer rarer und teurer, zugleich schmälert der Trend zur Ambulantisierung auf mittlere Sicht die Einnahmen. In Bremen wurde lange versucht, bestehende Strukturen zu konservieren, obwohl es sich die finanzschwache Kommune nicht leisten kann, den eigenen Klinikverbund Geno jedes Jahr mit zweistelligen Millionenbeträgen zu subventionieren.

Wenn jetzt beschlossen wird, die Zahl der Geno-Standorte von vier auf drei zu verringern und damit die Kapazitäten an den Bedarf und die Personalressourcen anzupassen, ist das also im Grundsatz eine richtige Entscheidung. Im Bremer Süden wird sie keinen Jubel auslösen. Das ist verständlich, denn wer verzichtet schon gern freiwillig auf öffentliche Infrastruktur in seiner Nachbarschaft? Allerdings sind die Entfernungen, die Patienten aus Obervieland oder Huchting künftig statt ins LdW in ein anderes Bremer Krankenhaus zurücklegen müssen, immer noch komfortabel. Jedenfalls im Vergleich zu den allermeisten Städten, zum ländlichen Raum sowieso.

Natürlich ist die Entscheidung für eine Strukturreform der Geno nicht alternativlos. Bremen könnte auch weiterhin seine knappen Ressourcen in die Defizitabdeckung des Klinikverbundes stecken, doch dieses Geld fehlt dann schlicht woanders. Beim Neubau von Schulen, der Einstellung zusätzlichen Kita-Personals, der Angebotserweiterung im ÖPNV und so weiter. Im schlimmsten Fall lässt man die Dinge treiben, bis die wirtschaftliche Notlage der Geno die Kommune überfordert und als Ausweg nur noch ein Verkauf an private Klinikkonzerne offensteht. Das kann niemand wollen.

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