Die Anmeldefrist für Kinder, die ab 1. August eine Kita besuchen sollen, ist abgelaufen. Der Januar gilt als Hauptanmeldezeit: Eltern, die ihr Kind im Januar anmelden, haben größere Chancen. Einen Platz zu bekommen, ist trotz Rechtsanspruch weiterhin nicht selbstverständlich. Denn Bremen steuert erneut auf eine massive Betreuungslücke zu.
Noch kann niemand genau beziffern, wie viele Plätze im Sommer fehlen werden. Die Bildungsbehörde geht davon aus, dass mindestens 5000 Plätze fehlen, um Bremens neue Ziele in der Kita-Versorgung zu erreichen. Belastbare Prognosen lägen derzeit noch nicht vor, sagt Behördensprecherin Maike Wiedwald. Man warte auf eine aktualisierte Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes. Die Zahl könne sich noch erhöhen, sobald aktuellere Zahlen vorliegen, die den Zuzug von Geflüchteten seit dem Ukraine-Krieg einbeziehen. Mit Daten des Einwohnermeldeamtes von Juni 2022 sei aber eine Schätzung möglich.
Neue Ausbau-Ziele im Blick
Demnach würden in der Stadt Bremen mehr als 1600 Krippen-Plätze zusätzlich gebraucht, um 60 Prozent der Bremer Kinder unter drei Jahren eine Betreuung zu bieten. Um 100 Prozent der Kinder über drei zu versorgen, würden laut Behörde in der Stadt mehr als 3400 zusätzliche Kindergarten-Plätze benötigt.
Bisher hatte Bremen sich zum Ziel gesetzt, einen Platz für 50 Prozent der Kinder unter drei zu bieten und für 98 Prozent der Kinder über drei. Zuletzt beschloss der Senat, höhere Ausbau-Ziele zu prüfen. Angestrebt würde dann, Plätze für 100 Prozent der Kinder über drei und für 60 Prozent der Kinder unter drei zu bieten.
Thomas Schwarzer, Referent für kommunale Sozialpolitik bei der Arbeitnehmerkammer, hat andere Zahlen berechnet – allerdings für das Land Bremen. Er geht davon aus, dass in Bremen und Bremerhaven allein im Krippenbereich mehr als 4000 Plätze fehlen, um 60 Prozent der Kinder unter drei zu versorgen. Hinzu kämen 1900 fehlende Kindergartenplätze. Er sieht also eine Lücke von mehr als 5900 Plätzen.
CDU empfiehlt Eltern den Gang vor Gericht
Schwarzer kritisiert, dass Bremen - anders als Städte wie Hannover und Leipzig - keine regelmäßigen Kita-Berichte erstelle. "Wir haben wiederkehrende Debatten zu verwirrenden Platz-Zahlen". Bremen rechne zudem anders als andere Bundesländer und beziehe Kinder unter einem Jahr nicht in seine Rechnung mit ein. "Die Lücke ist im Vergleich zu den Vorjahren gewachsen, auch, weil man vorher nicht ehrlich gerechnet hat." Bremen steuere nun auf ein massives Loch bei den Krippenplätzen zu. "Und auch bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt Bremen im Bundesvergleich am weitesten zurück.“
"Der größte Druck wird jetzt bei den jüngeren Kindern sein, die neu in die Kita kommen", sagt Sandra Ahrens, kinderpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. "Viele Eltern werden sich in diesem Jahr umsehen, weil sie keinen Krippenplatz bekommen." Einerseits sei politisch gewollt, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes bald wieder arbeiten gingen. Andererseits würden massiv Krippenplätze fehlen. "Das muss man den Eltern transparent sagen", betont Ahrens. Sie fordert Eltern auf, für ihr Recht auf Betreuung vor Gericht zu gehen. "Wer klagt, wird erfolgreich sein, Familien mit Krippenkind und ohne Betreuung werden vom Staat einen Entgeltausfall bekommen."