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Polizei und Feuerwehr Bremen Immer mehr Notrufe

Polizei und Feuerwehr in Bremen registrieren in ihren Leitstellen eine steigende Zahl von Notrufen. Dafür gibt es aus Sicht der Behörden mehrere Gründe.
06.11.2023, 05:00 Uhr
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Immer mehr Notrufe
Von Ralf Michel

Die Zahl der Anrufe unter Polizeinotruf 110 steigt in Bremen. "Es gibt eine spürbare Tendenz, dass Menschen schneller den Notruf wählen", fasst Daniel Heinke, Leiter der Abteilung "Öffentliche Sicherheit" in der Innenbehörde, die Entwicklung zusammen. Die spiegelt sich auch an anderer Stelle wider: Die Zahl der Einsätze, bei denen die Polizei mit mindestens einem Streifenwagen ausrückt, steigt ebenfalls, Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) spricht von einer „inflationären Entwicklung“. Was auch für den Rettungsdienst der Feuerwehr gelte. Und auch dort steigt unter 112 die Zahl der Notrufe.  

Angerufen wird bei der Polizei rund um die Uhr, wie eine Statistik der Innenbehörde zeigt. In der Regel werden im Zeitraum zwischen 4 und 8 Uhr die wenigsten Anrufe registriert, ab 9 Uhr steigt deren Zahl dann kontinuierlich an und erreicht zwischen 12 und 21 Uhr ihren höchsten Stand. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass in diesem Jahr selbst zwischen 4 und 5 Uhr nachts bislang durchschnittlich etwa alle sieben Minuten ein Telefon in der Leitzentrale der Polizei klingelte. Zur Spitzenzeit, in der Stunde zwischen  16 und 17 Uhr, waren es im Schnitt mehr als 37 Anrufe, also fast ein Anruf alle eineinhalb Minuten.

Es gibt eine spürbare Tendenz, dass Menschen schneller den Notruf wählen.
Daniel Heinke, Innenbehörde

Insgesamt waren es in diesem Jahr bis Ende Oktober 165.675 Anrufe unter 110, durchschnittlich also rund 16.560 im Monat oder etwa 545 am Tag. 2022 waren es täglich 497 Anrufe, im Jahr davor 471.

Der häufigste Anlass für diese Notrufe waren 2023 laut Innenbehörde Meldungen über hilflose oder kranke Personen, dicht gefolgt von Hausfriedensbruch, Verkehrsunfällen und gemeldeten Straftaten, bei denen es zumeist um Gewalt- und Bedrohungsdelikte sowie Eigentumsdelikte ging. Bei allen Anlässen, die am häufigsten zu Notrufen führten, ist in den letzten drei Jahren ein Anstieg zu verzeichnen.

Parallel hierzu verlief die Entwicklung in Bremerhaven. Auch hier stieg die Zahl der 110-Notrufe in den vergangenen Jahren. Eine besonders deutliche Zunahme verzeichnete die Ortspolizeibehörde bei Meldungen über Diebstahls- und Körperverletzungsdelikte.

Nicht gleichzusetzen ist die Zahl der Notrufe mit tatsächlichen Einsätzen der Polizei. Die Statistik weist in dieser Hinsicht eine Reihe von Unschärfen auf, erklärt Polizeisprecher Bastian Demann. So könne es zum Beispiel sein, dass sich bei einer Schlägerei unabhängig voneinander gleich mehrere Zeugen über die 110 an die Polizei wenden. Und lange nicht jeder Anruf erweise sich als tatsächlicher Notfall.

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Eine Statistik über Einsätze, die sich vor Ort als nicht notwendig herausstellen, führt die Polizei nicht, so Demann. Was es gibt, ist die Zahl der aus Notrufen resultierenden Einsätze. Die beziffert die Polizei bei den bislang in diesem Jahr eingegangenen 165.675 Notrufen auf 100.693. Womit sie zum Ende des Jahres ebenfalls über dem Vorjahreswert von 113.653 ausgelösten Einsätzen liegen dürfte.

Auch in Niedersachsen ist die Zahl der Notrufe bei der Polizei im ersten Halbjahr dieses Jahres gestiegen. Laut Innenministerium waren es von Januar bis Juni rund 692.000 Anrufe, knapp 24.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Eine ähnliche Entwicklung wie die Polizei verzeichnet die Bremer Feuerwehr. „Die Schwelle, uns anzurufen, ist ganz klar gesunken“, sagt Pressesprecher Michael Richartz mit Blick auf die Zahlen der Anrufe unter 112 sowie den daraus resultierenden Einsätzen von Feuerwehr und Rettungsdienst. Die Zahl der Notrufe stieg von knapp 140.000 im Jahr 2020 auf über 181.000 im vergangenen Jahr. Bis Anfang November dieses Jahres stehen fast 170.000 Anrufe unter 112 zu Buche. Aufs komplette Jahr hochgerechnet würde damit der Rekordwert des vergangenen Jahres zumindest erreicht, wenn nicht überboten werden.

Die 112 funktioniert immer. Das wissen die Leute und rufen deshalb im Zweifel bei uns an.
Michael Richartz, Feuerwehr Bremen

Als Grund für den Anstieg dieser Zahlen vermutet Richartz eine einfache Erklärung: „Die 112 funktioniert immer. Das wissen die Leute und rufen deshalb im Zweifel bei uns an.“ Ungefähr jeder zweite Anruf führt laut Richartz tatsächlich zum Ausrücken der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes. Das Filtern der Anrufe in der Leitstelle  geschieht mithilfe einer Software, der „standardisierten Notrufabfrage“. Dahinter verbirgt sich eine strukturierte Abfolge von Fragen, die abgearbeitet wird. Am Ende errechnet ein Algorithmus einen Einsatzcode, der besagt, welche Hilfsmittel zum Einsatz kommen.

Die Zahl der Einsätze des Rettungsdienstes kletterte von 71.194 im Jahr 2020 auf 91.687 im vergangenen Jahr. 2023 stehen bis Anfang November 71.516 Einsätze zu Buche. Die Feuerwehr rückte in diesem Jahr bislang 7006-mal aus, 2021 gab es 7827 Einsätze.

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