Im Bahnhofsumfeld kehrt trotz Bemühungen des Innenressorts und der Immobilienbesitzer keine Ruhe ein. Anrainer beschweren sich über Drogensüchtige, die durch Vandalismus, Beschaffungskriminalität und öffentlichen Konsum auffallen. Betroffen ist aufgrund seiner zentralen Lage unter anderem das City Gate. Ansässige Mieter berichten, dass sich Obdachlose und Drogenkonsumenten regelmäßig in der Tiefgarage sowie in den unteren Gebäudebereichen aufhielten, dort schliefen und Dreck hinterließen.
Es geht um eine ähnliche Problematik, wie sie auch aus anderen Parkhäusern und öffentlich zugänglichen Gebäuden bekannt ist. Die Zustände hätten sich zuletzt verschlechtert, sagt eine Frau, die in einem der beiden City-Gate-Gebäude arbeitet. Bilder, die dem WESER-KURIER vorliegen, zeigen vermüllte Treppenaufgänge, Vandalismus, Kot und Spritzen. Auf einem Foto ist ein Mann zu sehen, der in einem Fahrstuhl schläft. Sie fühle sich auf dem Weg vom Büro in die Tiefgarage vor allem abends nicht mehr sicher, sagt die Frau, die namentlich nicht genannt werden will.

Vermüllter Treppenaufgang im City Gate.
Die Brepark, die die beiden Parkebenen im Untergeschoss des City Gates bewirtschaftet, sieht keine Verschlechterung der Situation, „jedoch auch keine signifikante Verbesserung“. Unternehmenssprecherin Darja Koch sagt: „Trotz der implementierten Maßnahmen halten sich Drogensüchtige und ähnliche Klientel weiterhin in diesem Parkhaus auf, was gelegentlich zu Beschwerden führt.“ Zu den Maßnahmen gehören ihr zufolge verstärkte Kontrollgänge, verbesserte Beleuchtung und eine „verstärkte Kooperation mit lokalen Behörden und Sozialdiensten“. Zudem arbeite man mit externen Sicherheitsdiensten zusammen. Die Vorkehrungen hätten in den meisten anderen Innenstadt-Parkhäusern zu einer spürbaren Verbesserung geführt, sagt Koch. Die Anzahl der Beschwerden über missbräuchliche Nutzung sei rückläufig.
Im Bahnhofsumfeld bleibt die Situation jedoch angespannt. City-Gate-Eigentümer Ulf Wachholtz beschreibt die großen Bemühungen, die Situation zu verbessern. Die Reinigungszyklen seien erhöht, neue Türverschließungen und Kameratechnik installiert worden. „Wir nehmen richtig Geld in die Hand“, sagt Wachholtz. Er verweist auch auf das Rolltor an der Tiefgarage, mit dem der Zugang für Unbefugte erschwert werden soll. Vollständig abriegeln lasse sich das Gebäude jedoch kaum – beispielsweise könne man Lieferanteneingänge nicht einfach verschließen, auch der Brandschutz müsse beachtet werden. Wachholtz sieht ein Grundsatzproblem, das das gesamte Bahnhofsumfeld betreffe und sich trotz aller Bemühungen kaum verkleinert habe. Die Präsenz der Drogenkonsumenten sei ungebrochen, Beschaffungskriminalität ein Dauerthema. Die Polizei kümmere sich zwar, lobt Wachholtz, aber die Konsequenzen für die Täter blieben aus.
Geschäfte brauchen mehr Sicherheitspersonal
Ähnlich sieht es Hartmut Roder. „Leider muss man sagen, dass sich die Situation nicht verbessert hat“, sagt der Geschäftsführer des Anrainervereins Attraktiver Bremer Bahnhof. Die zwischenzeitlich verdrängte Dealer-Szene sei zurückgekehrt, die Lage „extrem prekär“ – das habe der Verein in der vergangenen Woche auch Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) erklärt. „Das Pendel schwingt zurück“, sagt Roder, weil die politisch Verantwortlichen in ihrem Bemühen nachgelassen hätten.
Roder verweist auf Überfälle, zu denen es in jüngster Zeit wieder im Bahnhofsumfeld gekommen ist, und auf Diebstähle in Supermärkten. Letztere brauchten immer mehr Sicherheitspersonal, um der Lage Herr zu werden. Im Geschäftsumfeld des Bremer Hauptbahnhofs seien die Sorgen groß. Roder berichtet von Hoteliers, die über einen Verkauf nachdächten. An vielen Stellen passiert ihm zufolge das, was sich auch im City Gate anbahnt: eine zunehmende Abschottung.
Türen, die früher offen waren, bleiben Tag und Nacht geschlossen. Immer mehr Geschäfte beauftragen eigene Sicherheitsdienste und investieren in Überwachungstechnik. Das gilt für das direkte Bahnhofsumfeld, aber auch für andere Brennpunkte – beispielsweise am Hillmannplatz, wo Gastronomen und Geschäftsinhaber ähnliche Sorgen wie ihre Kollegen am Hauptbahnhof haben.
Wie lässt sich dem Problem beikommen? Eine schnelle und umfassende Lösung gibt es nicht, das räumen auch Wachholtz und Roder ein. Einfach hinnehmen könne man die Situation aber genauso wenig. Für Roder ist klar, dass neben Investitionen in die Sicherheit auch die Präventionsarbeit in der Drogenszene ausgeweitet werden muss. Auch das ist nach Roders Ansicht ein Weg, der bislang nicht ausreichend umgesetzt wurde.