Die Parkhausbetreiber am Bremer Hauptbahnhof sehen sich wegen der Zustände in dem Gebiet am Limit. In einem Brief an Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) beklagen sie, dass der Senat zwar Anstrengungen unternehme, um speziell die Drogenszene in den Griff zu bekommen, dies reiche aber bei Weitem nicht aus. Teilweise habe sich die Lage sogar verschärft, mit der Folge, dass die Anlieger in ihrem Alltag und Geschäftsbetrieb massiv beeinträchtigt würden, einige Unternehmen müssten mittlerweile um ihre Existenz fürchten.
"Die allgegenwärtige Präsenz von Alkohol- und Drogensüchtigen beeinträchtigt das Wohlbefinden und mitunter auch die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeiter", heißt es in dem Schreiben von Dienstag, das dem WESER-KURIER vorliegt. Ein großes Problem sei auch die Kriminalität, die noch einmal zugenommen habe, vor allem durch sogenannte Antänzer. "Für viele ist der Hauptbahnhof der erste Berührungspunkt mit der Stadt – und dieser erste Eindruck ist denkbar schlecht." Das schade Bremen insgesamt, als Wohnort, Handelszentrum und touristisches Ziel. Für die Parkhausbetreiber im Besonderen seien Kundenrückgang, Umsatzeinbußen und Zusatzkosten beispielsweise für die Sicherheitsmaßnahmen die Auswirkungen.
Einen spektakulären Niederschlag fand die Entwicklung im Oktober, als das gerade eröffnete Parkhaus am künftigen Fernbusterminal in der Nähe des Bahnhofs von den Behörden kurzfristig für einen Tag geschlossen wurde. Die Hochgarage war komplett vermüllt, nach der Generalreinigung wurden unter anderem 200 gebrauchte Drogenspritzen gezählt.
Der Betreiber, die Bielefelder Goldbeck Parking Services GmbH, bekam die Auflage, das Parkhaus regelmäßig von Schmutz zu befreien und stärker zu überwachen. Danach hatte sich die Situation wieder etwas beruhigt. Offenbar aber nicht nachhaltig. "Durch die erhöhte Polizeipräsenz ziehen sich Drogenkranke und Obdachlose in die Eingangsbereiche von Behörden und Geschäften oder in Parkhäuser zurück", wird in dem Brief an Senator Mäurer geschildert. Unterzeichner ist neben Goldbeck die Parkhausgesellschaft Contipark, der am Rembertiring und am Hillmannplatz drei Hochgaragen mit mehr als 1000 Stellplätzen gehören.
Parkhausbetreiber: Verstärkte Polizeipräsenz ist keine Lösung
Auch die städtische Gesellschaft Brepark hatte in den vergangenen Monaten darauf aufmerksam gemacht, dass die Parkhäuser in Bremen vermehrt zu Zufluchtsorten geworden sind. "Die missbräuchliche Nutzung hat deutlich zugenommen", teilte das Unternehmen mit. Es gebe ein hohes Aggressionspotenzial, die Mitarbeiter würden vereinzelt bedroht, weshalb ihnen ein Deeskalationstraining angeboten worden sei. Die Brepark bewirtschaftet zum Beispiel die beiden Parkebenen im Untergeschoss des City-Gate direkt vor dem Hauptbahnhof.
Für Goldbeck und Contipark greift es nach eigener Darstellung zu kurz, wenn am Bahnhof mehr Polizei unterwegs ist. So ein Ansatz laufe darauf hinaus, die Probleme in die Randbereiche zu verlagern. Dauerhaft Abhilfe schaffen könne nur ein integrierter Ansatz mit der Beteiligung aller betroffenen Behörden, darunter auch Soziales und Gesundheit. Es müssten die Ursachen bekämpft werden, unter anderem mit dem Ziel einer menschenwürdigen Behandlung und Unterbringung der Drogenkranken, denen Wege aus der Sucht aufgezeigt werden sollten.
Konkret fordern Goldbeck und Contipark, die Hilfsangebote vom Bahnhof weg woandershin umzusiedeln. Ausdrücklich begrüßt wird, dass dies mit der Einrichtung in der Friedrich-Rauers-Straße in Ansätzen bereits geschieht. "Der Ausbau der Räumlichkeiten und der Umzug der ambulanten Drogenhilfe müssen unter allen Umständen beschleunigt werden." Nur so könne sich die Situation im Bahnhofsumfeld dauerhaft verbessern. Notwendig sei außerdem die Schaffung weiterer Hilfsangebote wie Therapieplätze, die über einen bloßen Drogenkonsumraum hinausgingen.
"So, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", schreiben die Verfasser zum Schluss, "nur durch entschlossenes Vorgehen lassen sich unser wirtschaftliches Überleben und damit auch zahlreiche Arbeitsplätze absichern." Am Bremer Hauptbahnhof solle wieder ein lebenswertes Umfeld entstehen, die Gegend dürfe nicht vollends abgehängt werden.