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Sender fehlen 20 Millionen Euro Radio Bremen muss sparen

Bei Radio Bremen ist die Not das Programm. Nachdem es mit der Neuregelung des ARD-Finanzausgleichs zunächst so aussah, als ob der klamme Sender über den Berg sei, sind jetzt neue Anstrengungen notwendig.
15.07.2016, 00:00 Uhr
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Von Philipp Jaklin Jürgen Hinrichs

Bei Radio Bremen ist die Not das Programm. Nachdem es mit der Neuregelung des ARD-Finanzausgleichs zunächst so aussah, als ob der klamme Sender über den Berg sei, sind jetzt neue Anstrengungen notwendig.

In der nächsten Beitragsperiode zwischen den Jahren 2017 und 2020 müssen rund 20 Millionen Euro eingespart werden, um über die Runden zu kommen. Das kündigen Programmdirektor Jan Weyrauch und Betriebsdirektorin Brigitta Nickelsen in einem Gespräch mit dem WESER-KURIER an. Den Machern der Programme im Fernsehen, Hörfunk und in den digitalen Medien wurde für das kommende Jahr bereits eine Nullrunde verordnet. Sie dürfen trotz steigender Kosten nicht mehr ausgeben.

Weyrauch sieht beim Sparen kaum noch Spielraum: „Durch den Schrumpfungsprozess der vergangenen zehn Jahre haben wir unser Fett weggeschnitten.“ Seine Kollegin Nickelsen rechnet fest damit, dass sich während der nächsten vier Jahre bei den Einnahmen für Radio Bremen nichts verändert. „Gleichzeitig müssen wir mit der normalen Inflation und den Tariferhöhungen bei den Gehältern umgehen.“ Hinzu kommt, dass die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) nicht alles akzeptieren wollte, was Radio Bremen als Bedarf angemeldet hat.

Es könnte noch dicker kommen

Der Sender mit einem Jahresetat von rund 100 Millionen Euro hat nach eigenen Angaben 375 Beschäftigte, rund die Hälfe davon sind freiberuflich tätig. Obwohl Weyrauch die Gesamtzahl für sehr knapp bemessen hält, will er noch einmal ans Personal ran: „Die Mehrkosten müssen beispielsweise dadurch ausgeglichen werden, dass die eine oder andere freiwerdende Stelle nicht wiederbesetzt wird.“ Klar sei auch, dass Radio Bremen sich Sonderausgaben nicht mehr leisten könne. Als Beispiel nannte der Programmdirektor eine Fernsehshow zum 50. Geburtstag des legendären Beat-Clubs. Sie hat einen sechsstelligen Betrag gekostet – Geld, das heute nicht mehr da ist.

Und es könnte noch dicker kommen. Die Bundesländer haben eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, geleitet von Rheinland-Pfalz und Sachsen. Sie soll ausloten, wo in den Rundfunkanstalten noch gespart werden kann. Ziel ist, ab 2021 den Beitrag der Gebührenzahler auf keinen Fall zu erhöhen. Ohne Kürzungen im Programm wird das kaum möglich sein. „Ich gehe davon aus, dass es zum Beispiel eine Debatte bezogen auf die Anzahl der Hörfunkprogramme geben wird“, sagt Frank Werneke, Vizechef der Gewerkschaft Verdi,„das ist ein Thema, das in den Ländern bewegt wird.“

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Die große Unbekannte bei allen diesen Rechnungen: Was geschieht mit den Überschüssen bei der Rundfunkabgabe? Als das neue System zum 1. Januar 2013 in Kraft trat, sollte das eigentlich aufkommensneutral geschehen, es sollte also nicht wesentlich mehr oder weniger Geld eingenommen werden als unter dem abgelösten Modell. Tatsächlich sind in den vergangenen drei Jahren zusätzliche Einnahmen von rund 1,5 Milliarden Euro erzielt worden. Die Ministerpräsidenten beschlossen daraufhin, die Abgabe zu senken – von 17,98 Euro auf 17,50 Euro pro Monat. Der KEF ist das noch nicht genug, sie will den Gebührenzahlern um weitere 30 Cent entgegenkommen. Das überschüssige Geld liegt derzeit noch auf einem Sperrkonto.

Trotz aller Probleme ein neuer Sendekanal

Im Gespräch mit dem WESER-KURIER äußern sich Weyrauch und Nickelsen auch zu der Frage, ob ihr Sender auf Dauer eigenständig bleiben kann. „Die Bundesländer entscheiden darüber, ob sie eine Landesrundfunkanstalt wollen oder nicht. Und dieses Land will das“, so der Programmdirektor.

Nickelsen hält das für eine Debatte der Vergangenheit: „Weder die Intendanten noch die Politik wollen eine solche Fusion.“ Ihre Wahrnehmung sei, dass es auch von Seiten des NDR keinerlei Interesse daran gebe. Und tatsächlich: „Für uns ist eine Fusion zwischen NDR und Radio Bremen kein Thema“, erklärt der NDR auf Anfrage.

Trotz aller Probleme will sich Radio Bremen mit dem neuen Sendekanal Bremen Next in den nächsten Monaten ein weiteres Standbein verschaffen. Das Angebot richtet sich an junge Leute, die vor allem auf ihren Smartphones erreicht werden sollen, aber eben auch über das klassische Radio. Es wäre eine weitere Welle – vier hat Radio Bremen bereits, mehr sind laut Rundfunkstaatsvertrag nicht erlaubt. Weyrauch rechnet anders: „Funkhaus Europa wird uns zugeschlagen, obwohl es ein Programm des WDR ist und wir nur zuliefern.“

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